Psychologen: Beliebtheit von True Crime zum Abend könnte Warnsignal sein
Das Phänomen war als solches bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren in Deutschland bekannt: Damals erzielte das Fahndungsformat „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ Zuschauerrekorde. Heute ist True Crime auf unterschiedlichsten TV-Kanälen und auf Streamingdiensten omnipräsent. Zahlreiche Zuschauer schalten noch zu später Stunde kurz vor dem Schlafengehen Sendungen wie „Medical Detectives“, „Anwälte der Toten“, „Autopsie“, „Internet der Lügen“ oder „Homicide Hunter“ ein.
In den USA sieht die Hälfte der Zuschauer regelmäßig True Crime
Einer Umfrage aus dem Jahr 2021 zufolge gaben 38 Prozent der Befragten an, dass True Crime zu den Genres gehört, die sie regelmäßig konsumieren. In den USA soll es sogar die Hälfte der Fernsehzuschauer sein, die solche Formate sehen.
Auch deutsche Produktionen daraus gehören sowohl im TV als auch bei Diensten wie Netflix zu den beliebtesten Formaten. True Crime ist dadurch definiert, dass alle Produktionen tatsächlich geschehene Kriminalfälle nacherzählen oder Geschichten an diese anlehnen.
In einem Video, das sich in sozialen Medien verbreitete, hat Dr. Thema Bryant diesen Trend jüngst als problematisch bezeichnet. Sie hat promoviert in Klinischer Psychologie und ist die derzeitige Präsidentin der American Psychological Association (APA).
In einem Redebeitrag zur Sendung „Mel Robbins“ meint Bryant, eine Vorliebe für dieses Format – vor allem zum Entspannen – deute auf eigene unbewältigte Belastungen hin.
„Bei Traumatischem entspannen?“
Menschen, die solche Formate kurz vor dem Schlafengehen genießen, sollten sich fragen:
Warum wirkt ein Trauma entspannend auf mich?“
Es könnte, so Bryant, ein Hinweis auf etwas Tieferes sein als nur ein einfaches Hobby. Immerhin sei „das Hören und Sehen von schrecklichen Dingen wahrscheinlich nicht die entspannendste Sache“ mit Blick auf den Schlaf.
Die Psychologin geht davon aus, dass Menschen sich im Allgemeinen von vertrauten Dingen beruhigen ließen. Im Fall von True Crime könnte dies auf vergangene Traumata oder Verhältnisse hindeute, die solche zur Normalität werden ließen.
Dies führe dazu, dass friedlichere Inhalte „für manche Menschen langweilig“ erschienen und True Crime Teil ihrer Komfortzone sei. Es sei jedoch nichts Falsches daran, sich an solchen Formaten zu erfreuen, solange man sich ihrer Auswirkungen bewusst bleibe.
True Crime als bloßer Ausdruck menschlicher Neugier
Das Fachblatt „Acenda Health“ spricht von möglichen Alarmzeichen, die man beachten sollte, und die dafür sprächen, den True-Crime-Konsum einzuschränken. Dazu zählten zunehmendes Misstrauen gegenüber Nachbarn und anderen Personen des Lebensumfeldes, Isolationstendenzen und Angst in den eigenen vier Wänden.
Unproblematischer sieht Bryants Kollegin Chivonna Childs die Sache. Sie erklärt, das Anschauen von Krimis sei nichts Seltsames oder Ungewöhnliches. Es liege einfach in der menschlichen Natur, neugierig zu sein. True Crime ermögliche es uns, in die Gedankenwelt eines abscheulichen Verbrechers einzutauchen und zu überlegen, was einen Menschen dazu bringt, so zu handeln.
Es hat sich außerdem herausgestellt, dass Frauen größere Fans von True Crime seien, da viel mehr Konsumenten und Produzenten dieser Inhalte Frauen sind. Der genaue Grund dafür sei ungewiss. Es gebe jedoch Argumente dafür, dass Frauen sich eher damit identifizieren könnten und mehr darüber erfahren wollten, wie sie sich schützen können.
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