Sind Verbrenner wirklich „schlimmer als Krieg“?

Ist der Klimaschutz nur ein vorgeschobenes Argument, um persönliche Abneigungen gegen kraftstoffbetriebene Autos zu verschleiern? Nach Erkenntnissen des Maschinenbau-Experten Prof. Dr. Wolfgang Reitzle ist der CO₂-Abdruck eines E-Autos jedenfalls höher als der eines modernen Diesels.
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Die meisten Menschen fahren ihre E-Autos aus Klimaschutzgründen. Doch das funktioniert nicht wie erhofft, meint der Maschinenbau-Experte Prof. Wolfgang Reitzle.Foto: iStock/Daisy-Daisy
Von 9. Februar 2023

Die Debatte um Autos spitzt sich immer weiter zu. Ein Beispiel dafür ist die Autorin Katja Diehl, die sich seit Jahren mit dem Themenschwerpunkt Mobilität beschäftigt. Ihre Forderung ist: In Zukunft sollten nur noch Menschen „mit bestimmten Behinderungen und in bestimmten ländlichen Gebieten“ ein Auto fahren dürfen – und auch nur noch E-Autos. Das äußerte Diehl bei „Anne Will“ am Sonntagabend, 5. Februar.

Diehl hatte bereits 2021 auf Twitter geschrieben: „#Autoverkehr hat in Europa mehr zerstört, als die Kriege, die es durchlitten hat.“ Der Tweet ist heute nur noch als Screenshot zu finden.

Gegen Ausbau von Autobahnen

Diehl ist zudem eine erklärte Gegnerin, wenn es darum geht, Autobahnen auszubauen. So fordert Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) unter anderem, Autobahnen um eine zusätzliche Spur zu verbreitern. Damit sollen unter anderem Staus verhindert werden. Diehl meinte bei Anne Will: „Autobahnen bauen gegen Stau ist wie den Gürtel zu lockern an der Hose, wenn man abnehmen will“. Sie bezeichnete Wissings Vorhaben als „Dystopie“.

Die Grünen-Parteivorsitzende Ricarda Lang ist derselben Meinung: „Statt über weitere klimaschädliche Maßnahmen, etwa die Beschleunigung von Autobahnneubauten zu spekulieren, braucht es jetzt dringend einen Plan, wie der Verkehr seine Klimaziele erreicht“.

„Elektroautos erzeugen mehr CO₂ als Verbrenner“

Die Abneigung vor allem gegen Autos mit Verbrennungsmotor wird im Allgemeinen mit dem Klimaschutz begründet. Prof. Dr. Wolfgang Reitzle, Experte für Maschinenbau, bezweifelt allerdings, ob akkubetriebene Pkw eine Besserung bringen würden. Wörtlich sagte er in einer Debatte in der „Motorwelt München“: „Wir drängen angeblich aus Klimagründen das Elektroauto viel zu früh in den Markt. Es erfüllt weder umfassend die Kundenbedürfnisse, noch haben wir genug Ladestationen.“

Zudem sei der CO₂-Fußabdruck von Elektroautos fast doppelt so hoch wie der von Dieselfahrzeugen. Wenn ein E-Auto geladen werde, verursache das 763 Gramm CO₂ je Kilowattstunde Strom, erklärte Reitzle. Der „Break Even“ – also der Punkt, ab welchem ein Vorteil erzielt werden könnte – liege bei einem modernen Dieselmotor dagegen bei nur 400 Gramm CO₂ je Kilowattstunde.

Laut Umweltbundesagentur werden je Kilowattstunde Strom 485 Gramm CO₂ ausgestoßen. Doch selbst dieser Wert lässt an der Klimaneutralität von E-Autos zweifeln. Reitzle fragt: „Wie kann es sein, dass wir Milliarden hohe Subventionen für das Elektroauto ausgeben, solange der Strom so schmutzig ist – angeblich wegen Klima?“

Verbot von Verbrennungsmotoren

Der Maschinenbau-Experte betonte, dass er sich für Elektroautos ausspreche, allerdings in den Ländern, wo Strom CO₂-frei produziert werde. Als Beispiel nannte er die Schweiz und Norwegen.

Solarpaneele oder Windkrafträder beispielsweise gelten als Lieferanten von CO₂-freiem Strom. Um die Ökobilanz und den letztendlichen Wert der Freisetzung von CO₂ zu ermitteln, sollte jedoch auch berücksichtigt werden, wie viel CO₂ bei der Produktion von Windrädern oder Photovoltaikanlagen freigesetzt wird. Die Frage, ob Solarpaneele oder Windparks letztendlich wirklich CO₂-frei sind, bleibt demnach offen.

Reitzle kritisiert auch Pläne der EU, den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor ab 2035 zu verbieten. „Den Verbrenner in Europa totzumachen, ohne eine langfristige Alternative zu haben mit CO₂-freiem Strom, das halte ich für nicht zu Ende gedacht“, führte Reitzle aus. Die Pläne halte er auch weltweit nicht für realistisch. In Afrika und vielen weiteren Ländern mit einer schlecht ausgebauten Infrastruktur müssten Ladesäulen aufgestellt werden, die CO₂-freien Strom produzieren.

Entwicklungen fördern

Der Professor spricht sich insgesamt dafür aus, dass der Markt sich selbst regulieren sollte. Er betonte, dass sich Produkte bereits weiterentwickeln würden. So würden beispielsweise Verbrennungsmotoren verbessert und synthetische Kraftstoffe entwickelt.

Ebenfalls klar ist für Reitzle: „Die Bahn ist eine riesige Enttäuschung.“ Lieferungen von Lkw könnten nicht ausreichend auf die Schiene gebracht werden, die Bahn fahre nicht pünktlich, sei somit eine Enttäuschung für Nutzer. Zudem erziele sie keine Gewinne. Allerdings würden eine funktionierende Bahn und ein gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr dringend gebraucht – auch für den Klimaschutz.

Mobilität und Innovationen fördern

Bezüglich des Verbots von Verbrennungsmotoren positionierte sich auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP): Er wolle Verbrennungsmotoren in Lastwagen ab 2035 nicht verbieten. „Ein Aus für den Verbrennungsmotor in Lkw lehnen wir grundsätzlich ab. Schon gar nicht kann es ein Verbot 2035 geben“, sagte er in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Er wolle nicht auf Verbote, sondern auf Innovationen setzen: „Deutschland will 2045 klimaneutral sein, und selbst danach können Lkw mit synthetischen Kraftstoffen weiter klimaneutral betrieben werden.“ Weiter führte er aus: „Wir setzen uns im gesamten Verkehrssektor für Technologieoffenheit ein – das gilt für Pkw wie auch für Lkw.“ Die Weiterentwicklung von Elektromotoren nannte er als eine Option. Er beabsichtige außerdem, die Entwicklung von Wasserstoffbrennstoffzellen oder synthetischen Kraftstoffen zu fördern. „Europa darf diese technologische Lösung nicht verhindern. Wir wollen Mobilität fördern, nicht verhindern“, stellte Wissing klar.

Die Grünen scheinen sich allerdings insgesamt gegen Autos auszusprechen. Ihr Ziel ist es, dass weniger Autos auf den Straßen fahren. Das bestätigte die Berliner Umweltsenatorin Bettina Jarasch erst am 7. Februar im „Kandidatencheck“ des rbb.



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