Studentenwohnheime deutschlandweit überlaufen

Die Nachfrage von Studentenwohnheimen bewegt sich wieder auf dem vor-Corona-Niveau. Wartelisten sind lang – die Lage der Studenten prekär.
Studentenwohnheime sind deutschlandweit überlaufen
Deutschlandweit melden Wohnheime wieder hohen Zuwachs an Bewerbern und lange Wartelisten.Foto: iStock
Von 9. Oktober 2022

Das neue Studiensemester begann an vielen Universitäten am 1. Oktober. Einige Studenten suchen noch immer nach einer Möglichkeit, einen Schlafplatz zu finden. Elisabeth S. hat einen Wohnheimplatz bekommen. „Ich hatte großes Glück“, erzählt sie der Epoch Times. „Drei Wochen nachdem ich meine Bewerbung abgeschickt habe und zwei Wochen vor Studienbeginn, rief ich beim Studentenwohnheim an und fragte nach dem Status meiner Bewerbung. Eine Stunde später bekam ich eine E-Mail mit dem Mietvertrag.“

Sie zieht zum Studieren von einer anderen Stadt nach Berlin. Neben dem Studentenwohnheim hat sie sich bei Wohngemeinschaften beworben. „Viele WGs suchen ältere Mitbewohner“, so Elisabeth. Mit ihren 19 Jahren seien einige Bewerbungen abgelehnt worden. Bei zwei WGs sei sie dennoch in die engere Auswahl gekommen. Nachdem sie die Zusage im Studentenwohnheim bekommen hat, habe sie die WG-Zimmer abgesagt.

Für Studenten sind Studentenwohnheime eine günstige Wohnmöglichkeit. Zu mieten gibt es Wohnungen, Zimmer in einer Wohngemeinschaft von mehreren Leuten und einzelne Zimmer, bei denen Küche und Bad mit mehreren Leuten geteilt werden. Elisabeth teilt sich mit zwei weiteren jungen Frauen eine 3-Zimmer-Wohnung in einem Berliner Platten-Bau. Wäsche waschen kann sie in einem Waschmaschinenraum, bezahlt wird mit der Mensa-Karte.

Student sucht Wohnheim

Deutschlandweit melden Wohnheime wieder hohen Zuwachs an Bewerbern und lange Wartelisten.

Das Studierendenwerk Berlin teilt der Epoch Times mit, dass seit dem 1. Oktober 4.619 Personen auf der Warteliste stehen. Die Wartezeiten betragen mindestens drei Semester. Das dortige Studierendenwerk verfügt insgesamt über 9.200 Wohnheimplätze. 79 Prozent davon sind an internationale Studenten vermietet.

Auch in Tübingen bewege sich die Frage nach studentischem Wohnraum in diesem Wintersemester wieder auf hohem Niveau und es seien immer noch viele Bewerbungen offen, teilt die Pressesprecherin des Studierendenwerkes Tübingen mit. „Die Lage ist angespannt. Konkrete Zahlen zu nennen, ist hier schwierig.“

2.267 zusätzliche Bewerbungen liegen derzeit dem Studierendenwerk Hamburg vor (Stand 23.09.2022). Insgesamt haben sie 4.430 Wohnplätze.

Beim Studierendenwerk München stehen insgesamt 15.145 Personen auf der Warteliste (Stand 15.09.2022). Das dortige Studierendenwerk stellt bis zu 11.000 Wohnplätze zur Verfügung. „Die Warteliste sagt nicht zwingend etwas über die Zahl der Studierenden aus, die sich tatsächlich momentan in München auf Wohnungssuche befinden, sondern lediglich über die Zahl derjenigen, die im Moment an einem Wohnheimplatz beim Studentenwerk interessiert sind“, so die Pressesprecherin des Studierendenwerkes München. Die Zahl umfasse auch Bewerber aus vorherigen Semestern, die unter Umständen nicht mehr an einer Universität eingeschrieben sind und keinen Anspruch mehr auf den Wohnheimplatz haben oder bereits in eine andere Bleibe gezogen sind.

Studierendenwerk auch für Auszubildende

Bei der Platzvergabe werden in Berlin wie auch in Tübingen Menschen mit Behinderung bevorzugt behandelt. In Tübingen werden außerdem Bewerber, die außerhalb eines bestimmten Entfernungsradius von ihrem jeweiligen Hochschulstandort ihren Heimatwohnort haben, und Studienanfänger bevorzugt. In München sehen die Bewerbungsbedingungen vor, dass sich nur Studierende bewerben können, deren Eltern nicht im öffentlichen Nahverkehrsbereich Münchens wohnen. Das Studierendenwerk Hamburg hat die Besonderheit, dass sich dort auch Auszubildende bewerben können.

In Deutschland gibt es knapp drei Millionen Studenten. Die Zahl der Studenten nimmt seit 2007/2008 zu, 2021 gab es einen leichten Rückgang von Studenten. Allein an der Humboldt-Universität zu Berlin studieren 37.920 Personen, davon 6.494 internationale Studenten. Zu ihnen kommen 8.921 Studenten von der Charité. An der Universität Hamburg sind es mehr als 43.000 Studenten.

In einer Ausbildung befinden sich deutschlandweit 1,3 Millionen Personen.

„Für eine Zeit wird es gehen“

„Wie ist der Eindruck von der Wohnung in dem Studentenwohnheim?“, fragte die Epoch Times Elisabeth. Im ersten Moment sei sie nicht begeistert gewesen. Die Wohnung habe sehr unangenehm gerochen, der Boden sei alt und aufgequollen und die Mitbewohner wenig gastfreundlich. „Eine Mitbewohnerin war zu Hause, als ich einzog“, erzählt die junge Studentin. „Begrüßt hat sie mich nicht.“

Insgesamt sei sie trotzdem dankbar und glücklich, den Platz im Wohnheim bekommen zu haben. „Das erleichtert mir das Ankommen in der neuen und fremden Stadt enorm.“ Die Miete von etwas mehr als 300 Euro für 15 Quadratmeter ohne zusätzliche Strom-, Wasser- oder Internetkosten sei ein großer Luxus, so Elisabeth.

Für eine gewisse Zeit könne sie sich in der Wohnung sicherlich wohlfühlen. Auf lange Sicht werde sie sich aber nach etwas Heimischerem umschauen wollen.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 65, vom 08. Oktober 2022.



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