Umfrage: Ängste vor klimabedingten Krankheiten

Zwei Drittel der Bevölkerung fordern mehr Prävention gegen klimabedingte Krankheiten – so zumindest laut einer Umfrage der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK). Droht Deutschland bald eine Welle von Dengue, Malaria und Co.?
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Menschen protestieren gegen den Klimawandel und sagen: „Der Klimawandel ist real.“Foto: iStock/PeopleImages
Von 5. Januar 2023


Laut der Umfrage, die YouGov im Auftrag der SBK durchführte, fühlen sich 40 Prozent der Befragten von Krankheiten bedroht, „die durch den Klimawandel verursacht werden können“. Die Sorge: zunehmende Tode durch Hitze und Infektionen mit dem Dengue-Virus, Malaria oder FSME in Deutschland. Bei den 18- bis 29-Jährigen fühlt sich fast die Hälfte durch solche Krankheiten bedroht. An drei Tagen im November 2022 nahmen insgesamt 2.040 Personen an der repräsentativen Umfrage teil.

Hitzetote

Hitzetote und die Verbreitung von Zecken und Stechmücken sind für die SBK der Grund, dass Frühwarnsysteme ausgebaut und die Aufklärungsarbeit gestärkt werden müssen.

Die SBK beruft sich dabei auf eine Studie des Robert Koch-Instituts, des Umweltbundesamtes und des Deutschen Wetterdienstes, die sich mit der Anzahl von Hitzetoten in Deutschland befasst. Die Ergebnisse basieren auf Schätzungen.

Die geschätzte Zahl der hitzebedingten Sterbefälle beträgt in den Jahren 2018 bis 2020 19.300 Menschen. Im Jahr 2021 sollen 1.700 Menschen durch die Auswirkungen von Hitze ums Leben gekommen sein.

Asiatische Tigermücke

Außerdem ausschlaggebend für die Umfrage war für die SBK eine Einschätzung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), nach welcher sich Zecken und Stechmücken weiter ausbreiten und Infektionen mit Krankheiten die Folge sein werden.

Das Bundesumweltministerium schreibt auf seiner Informationsseite, dass die Asiatische Tigermücke bereits nach Deutschland eingeschleppt wurde und an mehreren Standorten in Deutschland etabliert ist. Die Asiatische Tigermücke gilt unter anderem als potenzieller Überträger des Dengue-Virus.

Allerdings gibt das BMUV auch Entwarnung und schreibt: „Ihre Populationsdichte ist aktuell aber […] zu gering für das Auftreten von Krankheitsausbrüchen.“

Dennoch sind in Deutschland derzeit knapp 0,01 Prozent der Bevölkerung (9.954 Personen) am Dengue-Fieber erkrankt. Die Seite „Dengue.de“ erklärt, dass immer wieder Reiserückkehrer mit Dengue-Fieber diagnostiziert werden. Allerdings wird weiter ausgeführt: „In Deutschland gab es noch keine Übertragung auf den Menschen.“

„Wie sensibilisiert ist die Bevölkerung schon, dass der Klimawandel den Gesundheitssektor herausfordern wird?“

66 Prozent der Befragten meinen laut Umfrage, dass die Politik die Vorsorge dringend stärken müsse.

Die SBK-Chefin Dr. Gertrud Demmler betont die Bedeutung der Digitalisierung für den Ausbau der Vorsorge gegen Klimakrankheiten und sagt: „Wir brauchen eine umfassende Vernetzung im Gesundheitssektor sowie eine gute Datengrundlage, auf die alle an einer Behandlung Beteiligten Zugriff haben.“

„So können Medizin, Pflege und Krankenkassen nahtlos zusammenarbeiten. Die knappen Ressourcen müssen so eingesetzt werden, dass sie den größtmöglichen Nutzen für die Versorgung der Menschen bringen“, führt sie weiter aus.

Die Teilnehmer wurden auch gefragt, ob die von Klimakrankheiten Betroffenen ihre Daten zu Forschungszwecken zur Verfügung stellen sollten. Ein Großteil von 63 Prozent befürwortet dies.

Temperaturbedingte Krankheiten

Die Reisemedizinerin Dr. Helma Hesse hält eine dauerhafte Verbreitung von Dengue und Malaria in Deutschland für eher unwahrscheinlich. Den Begriff klimabedingte Krankheiten lehnt sie ab. „Es sind temperaturbedingte Krankheiten“, erklärt Hesse.

Dass sich diese Krankheiten in Deutschland ausbreiten, hält die Reisemedizinerin für unwahrscheinlich: „Die Winter sind in Deutschland noch viel zu kalt. Damit die Krankheiten in Deutschland dauerhaft auftreten, […] dürfte es im Winter höchstens plus 10 Grad geben.“

„Ausbrüche gibt es eher in Ländern, die ärmer sind. Und dort vor allem in den Slums“, ergänzt die Reisemedizinerin und erklärt, dass es in Deutschland aufgrund der Hygiene- und Lebensbedingungen vermutlich zu keinen größeren Ausbrüchen kommen werde. Der Lebensraum sei in Deutschland nicht eng und Menschen könnten sich einfach isolieren, wenn sie krank seien. Nistplätze gebe es zudem weniger in Deutschland und Tümpel könnten beispielsweise trockengelegt werden, um Ausbrüche zu verhindern.

Sie erinnert daran, dass es bis einige Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Malaria in Hamburg gab, und Italien erst in den 60er-Jahren malariafrei wurde. „Damals waren allerdings die Lebens- und Hygienebedingungen anders als heute.“

Hesse rät dazu, Ruhe zu bewahren. Aus der Erfahrung zieht sie die Lehre: „Hab keine Angst, egal wer dir was erzählt. Denn bis jetzt hat die Menschheit fast immer wieder Lösungen gefunden.



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