Warm, kalt, kurz, lang? Wenn Duschen zum Statement wird

Die tägliche Dusche gehört für viele Menschen dazu - zur Körperhygiene, aber auch als Wohlfühlritual, in das man sich ungern reinreden lässt. In der Energiekrise wird das zum Streitthema.
Die tägliche Dusche gehört für viele Menschen dazu - zur Körperhygiene, aber auch, um beschwingt in den Tag zu starten.
Die tägliche Dusche gehört für viele Menschen dazu - zur Körperhygiene, aber auch, um beschwingt in den Tag zu starten.Foto: Annette Riedl/dpa
Epoch Times23. September 2022

Kürzer, kälter oder seltener duschen – angesichts der Energiekrise geben Politiker seit einigen Wochen „Dusch-Tipps“ und preisen ihre eigenen Gewohnheiten.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) duscht nach eigener Aussage seit Beginn des Ukraine-Kriegs kürzer. Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki (FDP) duscht „überwiegend kalt“, ließ den Ampelkoalitions-Kollegen via „Bild“ aber auch wissen: „Robert Habeck darf gerne so kurz duschen, wie er es für richtig hält. Ich schaue jedenfalls nicht auf die Uhr, wenn ich in der Dusche stehe. Ich dusche so lange, bis ich fertig bin.“ Und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erinnerte daran: „Auch der Waschlappen ist eine brauchbare Erfindung.“

Dabei gehört die tägliche Dusche für viele Menschen einfach dazu – aus hygienischen Gründen, aber auch, um frisch und beschwingt in den Tag zu starten.

Geduscht wird seit der Französischen Revolution

Duschen zur Körperreinigung wurde in Europa erst nach der Französischen Revolution populär. In Deutschland wirkte das preußische Militär als Vorreiter, das etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts in seinen Kasernen Mannschaftsbrausen installieren ließ – als effizientes Mittel, um in kurzer Zeit möglichst viele Menschen zu säubern. In Asien duscht man mehr abends bevor man ins Bett geht statt morgen nach dem Aufstehen.

In privaten Badezimmern gewann die Dusche dann mit dem Aufkommen von Gasbadeöfen um die Jahrhundertwende an Bedeutung. Noch in den 1950/60er Jahren war in den meisten Haushalten samstags Badetag. Erst in den vergangenen Jahrzehnten setzte sich das tägliche Duschen nach und nach gegen das wöchentliche Wannenbad durch.

„Duschen ist ein sinnliches Erlebnis“

Stephan Grünewald, Geschäftsführer des Kölner Rheingold-Instituts, sieht darin sogar einen „symbolisch aufgeladenen Akt“ der Selbstwirksamkeit. „Für viele Menschen hat die morgendliche Dusche die Funktion, dass man erstmal zu sich kommt, dass aus einem diffus-traumverlorenen Zustand das „Selbst“ erwacht“, erläutert er. „Das Duschen ist ein sinnliches Erlebnis als erlaubter Akt der Selbstberührung.“

Der behaglich warme Wasserstrahl, gefolgt von kaltem Abduschen und anschließendem Abrubbeln habe den Effekt eines „Rebirthing“, einer Art „Wiedergeburt im Badezimmer“. Wenn jemand den Menschen nun vorschreiben wolle, das Duschen einzuschränken oder gar durch einen Waschlappen zu ersetzen, führe dies zu einer Abwehrhaltung, sagt Grünewald. „Der Wunsch nach Selbstwirksamkeit wird konterkariert.“

Aus Energiespargründen kürzer duschen

Dabei sei der Ratschlag, aus Energiespargründen kürzer zu duschen, ja durchaus sinnvoll. „Problematisch wird es, wenn sich die Bürger wie Kinder behandelt und in eine Befehlsempfänger-Position gedrängt fühlen“, meint der Psychologe. Bei vielen Menschen steige dann die Sorge, entmündigt und – im übertragenen Sinne – selbst zum Waschlappen zu werden.

Doch wie viel Duschen ist wirklich sinnvoll? „Das kommt auf den Hauttyp an“, sagt der Hautarzt Claus Jung aus Germering bei München. Bei Menschen mit gesunder Haut spreche nichts gegen eine tägliche Dusche. „Jemand mit sehr trockener Haut sollte aber besser nicht öfter als alle zwei Tage duschen und die Haare waschen“, erläutert der Dermatologe. „Die wichtigsten Stinki-Stellen kann man ja zwischenzeitlich auch mit einer milden Seife reinigen.“

Generell sollten die Menschen nicht zu lange und nicht zu heiß duschen, meint der Experte. Das heißt: Nach fünf bis zehn Minuten sollte man fertig sein, und die Wassertemperatur sollte die Körpertemperatur von etwa 36 Grad nicht überschreiten, damit die Haut nicht austrocknet. Kaltes Wasser hingegen schade der Haut nicht. (dpa)



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