Wegen Homeschooling: Deutsche Familie floh in die USA – nun droht ihr die Abschiebung

Vor Jahren floh die Familie Romeikes vor dem deutschen Schulsystem mit ihren fünf Kindern in die USA. Nun droht ihnen die Ausweisung. Die Familie wehrt sich per Anwalt und mit einer Petition. Epoch Times sprach vor Ort in Amerika mit den betroffenen Eltern und ihrem Anwalt.
Titelbild
Die Familie Romeike: (hinten, v.l.) Damaris, Hannelore, Uwe und Lydia; (Mitte, v.l.) Rebecca und Sarah; (vorn, v.l.) Daniel, Josua und Christian.Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Hannelore Romeike
Von 29. September 2023

Vor 15 Jahren beantragte eine deutsche Familie Asyl in den Vereinigten Staaten. Die Deutschen Behörden belegten sie mit Zwangsmaßnahmen, weil sie die Kinder aus Glaubens- und Gewissensgründen zu Hause unterrichtet hatten und damit gegen die Schulpflicht verstießen.

Obwohl ihr Asylantrag von einem Berufungsgericht im US-Bundesstaat Ohio abgelehnt wurde, weil staatliche Maßnahmen gegen Hausschüler in Deutschland in den USA nicht zum Asyl berechtigten, durfte die Familie in Amerika bleiben und lebt seither im Bundesstaat Tennessee. Sie hat mittlerweile zwei weitere Töchter bekommen, die die US-Staatsbürgerschaft besitzen.

Jetzt hat die US-Regierung ohne Vorwarnung angekündigt, dass sie gehen müssen. Und keiner sagt ihnen, warum.

Wie alles anfing

Als Uwe und Hannelore Romeike beschlossen, ihre fünf Kinder zu Hause zu unterrichten, erhielten sie Geldstrafen und ihnen wurde mit dem Entzug des Sorgerechts gedroht.

„Im Jahr 2006 begannen wir, unsere Kinder in Deutschland zu Hause zu unterrichten“, sagte Uwe Romeike der Epoch Times. „Dann bekamen wir Ärger mit den Behörden, mit dem Schulleiter, dem Bürgermeister, mit den höheren Behörden. Dann schickten sie die Polizei, um unsere Kinder zur Schule zu bringen.“

Dann folgten Bußgelder.

„Sie wollen dich finanziell ruinieren und dazu zwingen, aufzugeben und deine Kinder zur Schule zu bringen“, fügte Hannelore Romeike hinzu.

„Noch bevor wir weggingen, änderten sie die Gesetze, sodass sie ohne Gerichtsbeschluss bei dir zu Hause auftauchen und dir die Kinder wegnehmen können. Das war der letzte Schritt. Da haben wir beschlossen, dass wir gehen müssen.“

Herr Romeike erinnerte sich daran, wie andere Eltern, die zu Hause unterrichteten, damals verhaftet und ins Gefängnis gebracht wurden.

„Ihre Geschäfte wurden dichtgemacht“, sagte er.

Im Jahr 2008 beantragten die Romeikes mit Hilfe beim Rechtshilfeverband für Hausunterricht (HSLDA) Asyl in den Vereinigten Staaten.

Chronologie

Die Familie Romeike lebte früher in Bissingen im Landkreis Ludwigsburg, Baden-Württemberg.

Den Gerichtsdokumenten (PDF) zufolge geschah Folgendes:

Am 20. September 2006  kam der Schuldirektor der damals zuständigen Schule zum Haus der Romeikes und stellte Frau Romeike zur Rede. Er verlangte, dass ihre Kinder „die staatliche Schule besuchen“, ansonsten würden Konsequenzen folgen.

Am 25. September 2006 konfrontierte er die beiden Eltern erneut, verurteilte ihre religiösen Überzeugungen und drohte ihnen mit Maßnahmen.

Am 6. Oktober 2006 setzte sich dann laut Gerichtsdokumenten der Bürgermeister der Stadt telefonisch mit den Eltern in Verbindung. Er soll abfällig über Glauben und von „Konsequenzen“ gesprochen haben.

Zwei Tage später soll er ihnen mit einer Geldstrafe in Höhe von etwa 40 Euro pro Kind und Tag gedroht haben, bis sie ihre Meinung änderten.

Am 20. Oktober 2006 drangen Polizeibeamte in ihr Haus ein und brachten die Kinder der Romeikes gewaltsam in die staatliche Schule.

Drei Tage später versuchte die Polizei es erneut, wurde aber von Nachbarn, anderen Homeschooling-Familien und Kirchenmitgliedern gehindert, die sich vor dem Haus der Familie versammelten, um gegen die Aktion zu protestieren und die Behörden daran zu hindern, die Kinder mitzunehmen.

Die Schwestern Sarah (l.) und Becky Romeike nehmen an einer Hausunterrichtsstunde auf der Terrasse ihres Hauses in Tennessee teil. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Hannelore Romeike

Am 24. Oktober 2006 soll schließlich der Schuldirektor damit gedroht haben, die Romeikes dem nationalen Jugendamt zu melden.

Am 19. Dezember 2006 erhielt Familie Romeike eine Geldstrafe von umgerechnet rund 100 Euro pro schulpflichtigem Kind für 22 versäumte Schultage.

Zwischen April 2007 und März 2008 verhängte die deutsche Regierung weitere Bußgelder in Höhe von mehr als 20.000 Euro.

Die Romeikes versuchten, sich vor den deutschen Gerichten gegen die bis dahin nicht bezahlten Bußgelder zu wehren. Aber die Behörden leiteten ein Verfahren ein, um ihr Haus zu beschlagnahmen und ihnen ihre Kinder zu entziehen.

Es war an der Zeit, zu fliehen.

„Wir haben unsere Freiheit wieder verloren“

Die Romeikes haben sich in Tennessee mittlerweile ein neues Leben aufgebaut und sagen, dass sie alle Einwanderungsbestimmungen befolgt haben.

„Vor drei Wochen wurde uns dann gesagt, dass wir mit unseren erneuerten deutschen Pässen zurückkommen und bis zum 11. Oktober selbstständig ausreisen sollen“, sagte Herr Romeike. „Sie haben uns keinen Grund genannt, warum sich unser Status geändert hat, also wissen wir nicht wirklich, was los ist.“

„Es ist wirklich schwer, nach Amerika einzuwandern und Bürger zu werden, wenn man es richtig macht“, sagte Frau Romeike.

„Wir kamen hierher, um Freiheit zu suchen, und sie wurde uns gewährt“, fügte Vater Romeike hinzu. „Aber jetzt haben wir unsere Freiheit hier in den Vereinigten Staaten wieder verloren.“

Die staatliche Schule machte die Kinder krank

Auf die Frage, warum sie ihre Kinder in Deutschland zu Hause unterrichteten, antwortete Herr Romeike, dass sie nach drei Jahren in der staatlichen Schule eine Veränderung bei ihren Kindern festgestellt hatten.

„Ihre Persönlichkeiten veränderten sich“, erinnert er sich. „Sie zogen sich zurück und waren depressiv. Sie hatten Kopf- und Bauchschmerzen, für die wir keinen körperlichen Grund finden konnten.“

„Es war Angst“, betonte Frau Romeike.

„Sie hatten Angst, in die Schule zu gehen, wegen der Gewalt und des Mobbings“, fügte ihr Mann hinzu.

Dann sahen sie den verstörenden Inhalt der Schulbücher.

Herr Romeike beschrieb, wie die Schulbücher „Vertrauen in Satan statt in Gott“ und „Ungehorsam gegenüber den Eltern und der Autorität“ propagierten.

„Es war fernab jeder Vernunft, und das ist 15 Jahre her“, sagte er. „Ich möchte nicht einmal wissen, was jetzt in diesen Büchern steht.“

Anwalt: Kein Grund für die Abschiebung

HSLDF-Anwalt Kevin Boden (Home School Legal Defense Fund, HSLDF), bestätigte gegenüber der Epoch Times, dass es keinen rechtlichen Grund für die plötzliche Abschiebung der Familie gibt.

„Was wir wissen, ist, dass es ein mündliches Gespräch mit den Romeikes gab, und anstatt dass ihnen gesagt wurde, sie sollten in sechs oder zwölf Monaten für einen Routinebesuch wiederkommen, wurde ihnen gesagt, sie sollten in vier Wochen wiederkommen und ihre Pässe wegen der Abschiebung mitbringen“, sagte er. „Wir wissen nicht, warum oder von welcher Ebene das kam.“

„Wir können spekulieren, dass es daran liegt, dass sie evangelikale Christen sind, oder daran, dass sie ihre Kinder zu Hause unterrichten, oder daran, dass die deutsche Regierung dies will und es eine gewisse Übereinkunft mit den Deutschen gibt“, sagte er.

Letzten Endes wurde die Familie jedoch aufgefordert, sich an die Einwanderungsbehörde zu wenden und sich auf die Ausreise vorzubereiten, so Boden.

„Sie sind rechtmäßig hierhergekommen, haben sich hier rechtmäßig aufgehalten und sich 15 Jahre lang an das Gesetz gehalten“, sagte der Anwalt.

„Sie sind produktive, beitragende Mitglieder ihrer Gemeinschaft und haben zwei Kinder, die amerikanische Staatsbürger sind. Sie sind einfach eine reizende Familie, die Art von Familie, die Sie oder ich in unserer Nachbarschaft haben möchten. Sie sind einfach gute Menschen.“

Die Frist für die Abschiebung der Romeikes endet am 11. Oktober. Es wurde eine Petition gestartet, um ihnen den Verbleib in den Vereinigten Staaten zu ermöglichen. Bisher haben mehr als 50.000 Menschen unterschrieben. Boden hofft, dass sich bei einem Behördentermin im Oktober noch eine Lösung finden lässt und die Duldungserlaubnis der Familie in den USA verlängert wird.

Uwe und Hannelore Romeike (5. und 6. v.l.) mit ihrer Familie auf einem undatierten Foto. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Hannelore Romeike

„Wir wollen hier legal bleiben“, so Romeike weiter. „Wir sind legal gekommen. Wir alle haben hier unsere Arbeit. Wir sind nicht von der Regierung abhängig. Wir zahlen unsere Steuern. Wir wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Family Faces Deportation After Fleeing Germany to Homeschool Their Children. (deutsche Bearbeitung nh)



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