Wildschweingate: Remmo-Sohn postet auf Instagram über „Löwin Nala“ – und heizt Debatten an
Die Nachricht von der vermeintlichen Löwenjagd im Umland von Berlin hat am vergangenen Wochenende für Schlagzeilen auf mehreren Kontinenten gesorgt. Am Freitagabend, 21. Juli, erklärte der Bürgermeister von Kleinmachnow, Michael Grubert, den umfangreichen Polizeieinsatz für beendet. Experten, so hieß es, hätten das angebliche Raubtier als Wildschwein erkannt. Der Berliner Geschäftsmann Firas Remmo hat nun allerdings die Geschichte von der „Löwin“ noch einmal via Instagram neu belebt.
Keine abgängigen Löwen in Brandenburg verzeichnet
Am Donnerstag hatte ein sechs Sekunden langes Video für Aufsehen gesorgt, das ein nicht eindeutig identifizierbares Tier an einem Baum am Straßenrand zeigte. Die Aufnahme soll aus Kleinmachnow stammen. Der Form des Tieres zufolge konnte es sich nach Einschätzung von Beobachtern um eine Löwin gehandelt haben.
#löwe in #kleinmachnow @polizeiberlin sucht aber findet nicht pic.twitter.com/hZmIcNZK7j
— deer BSC (@lqzze1) July 20, 2023
Allerdings war weder ein Löwe aus einem Zoo in Berlin oder Brandenburg abgängig, noch vermissten Zirkustruppen oder ein in Brandenburg registrierter Halter einen solchen. Insgesamt sind Medienberichten zufolge in dem Bundesland 23 Löwen registriert.
Regelungen über die private Haltung exotischer Tiere zu treffen, ist Ländersache. Grundsätzlich ist sie erlaubt, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Neben einem Herkunftsnachweis können dies Fachkundenachweise über die Haltung sein oder die Erfüllung von Artenschutzauflagen. In einigen Ländern gelten auch Sonderbestimmung bezüglich sogenannter invasiver Arten.
Verstöße gegen die Bestimmungen sind allerdings lediglich mit Bußgeldern bedroht. Innerhalb der EU gibt es Initiativen für ein mögliches vollständiges Verbot des Haltens von Wildtieren als Haustiere.
Remmo-Familie bot Hilfe bei der „Löwenjagd“ an
Eine besondere Note verlieh die Remmo-Großfamilie aus Berlin der vermeintlichen Löwenjagd. Firas, der Sohn des als Familienoberhaupt geltenden Issa Remmo, hatte sich schon zu einem frühen Zeitpunkt in sozialen Medien zu Wort gemeldet.
Noch am Donnerstag bot er sich in einem mittlerweile nicht mehr verfügbaren Post auf Instagram als Unterstützer der Suche an:
Wenn jemand was weiß, bitte erst mir Bescheid geben. Dann führen wir die Löwin in ihr Gehege zurück, bevor irgendein Trottel ihn abknallt.“
Der Beitrag erregte Aufsehen, da der Remmo-Sohn bereits im Dezember des Vorjahres Aufnahmen veröffentlicht hatte, die ihn mit einem exotischen Raubtier zeigten. Dabei handelte es sich jedoch nicht um einen Löwen, sondern ein Tigerbaby.
Bei einer Razzia suchten Einsatzkräfte nach dem Tier, allerdings stellte sich heraus, dass der Tiger legal ausgeliehen war. Er sei zuerst auf einer Hochzeitsfeier für ein Fotoshooting im Einsatz gewesen und stammte offenbar aus dem Zirkus Berolina im Vorort Schönefeld.
Firas Remmo und ein kryptischer Post über die „Löwin Nala“
Am Sonntagabend legte Firas Remmo allerdings noch einmal nach. Wieder auf Instagram veröffentlichte er eine „Klarstellung“. Darin ist zum einen von einer Löwin namens „Nala“ die Rede. Diese gehöre „zu einer angesehenen deutschen Familie, die ihre Tiere über alles liebt und nicht illegal hält“. Firas Remmo bedankt sich in dem Beitrag „für eure ganzen Glückwünsche und lieben Worte für die wunderschöne Löwin Nala“.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Gleichzeitig erklärte er, dass „Nala“ nicht ihm gehöre – und niemand aus seiner Familie ein Wildtier besitze. Dies werde sich „nicht ändern, solange ich in Berlin lebe, denn auch ich halte mich an Regeln und Gesetze“.
Bezogen auf seinen ursprünglichen Beitrag sei es ihm stets darum gegangen, dass „ein Tier […] nicht erschossen wird“. Er habe, so Remmo, „bereits Polizeigewalt erlebt“ – an Menschen ebenso wie an Tieren. Remmo behauptet weder, dass es sich bei dem Tier in dem Video um die „Löwin Nala“ handele, noch, dass er etwas Näheres über die Angelegenheit wisse.
„Löwin von Kleinmachnow“ als Stoff für Legenden?
Einige Angehörige der Remmo-Großfamilie sind im Südosten Berlins ansässig, eine dazugehörige Person auch in Kleinmachnow. Zwar wäre eine private Raubtierhaltung auf den Anwesen von den Größenverhältnissen möglich. Allerdings hatten Polizeibehörden bei Durchsuchungen, die in den vergangenen Jahren bei Mitgliedern des Clans stattgefunden hatten, keine dahin gehenden Hinweise entdeckt.
Außerdem gehe von Löwen bisweilen auch ein artspezifisches Gebrüll aus, das am Donnerstagabend bei der Suche von Beamten ebenfalls nicht wahrgenommen wurde. Unterdessen scheint sich die Wildschwein-These zu erhärten. Wie die „Schweriner Volkszeitung“ berichtet, liegt eine erste Analyse der Spuren im Umfeld der Aufnahme vor. Die Laborergebnisse zeigen: Die Spur stammt von einem Pflanzenfresser.
Die Tourismuswerbung im Umfeld von Berlin hat nun immer noch die Möglichkeit, die Mythenbildung über die vermeintlich entlaufene Löwin für sich zu nutzen. In den USA machen dies etwa Gemeinden wie Miami (wo 1996 der „Chupacabra“ aufgetaucht sein soll), solche in den Everglades („Skunk Ape“) oder Mason County, West Virginia, als Heimat des „Moth Man“.
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