„Wir erleben gerade ein massenpsychologisches Sozialexperiment“

Eine Frage, die sich im Kontext der Corona-Krise stetig stellt, ist die nach den Wirkmechanismen der Massenpsychologie und die damit zusammenhängenden Kontrollfunktionen des Staates gegenüber seinen Bürgern. Zu diesem Thema sprach Epoch Times mit der Sozial– und Wirtschaftspsychologin Katy Pracher-Hilander.
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Von und 24. Oktober 2021

Epoch Times: Frau Pracher-Hilander, wie erklären Sie sich als Psychologin, dass die Masse die Corona-Maßnahmen und das Impfen in so einem großen Stil mitmacht?

Katy Pracher-Hilander: So paradox es auch klingen mag, es wäre fast komisch, wenn es nicht so wäre, wie es jetzt gerade ist. Die Masse verhält sich psychologisch relativ normal, so wie wir das Verhalten auch aus der Literatur erwarten würden. Es ist ein Massenphänomen. Menschen sind nun einmal tatsächlich normorientierte Wesen, die immer einem anderen hinterherhecheln und nachahmen und immer dazugehören wollen. Von daher erklärt es sich aus psychologischer Sicht sehr plausibel.

ET: Sie haben einmal gesagt, dass der Mensch gebrochen werden soll. Warum sollen die Menschen gebrochen werden?

Pracher-Hilander: Einen aufrecht gehenden, denkenden Menschen kann man nicht gut leiten. Den kann man nicht in die Richtung leiten und so lenken, wie man möchte. Man sieht es auch an einigen Instrumentarien, die seitens der Politik verwendet werden, dass hier die Menschen psychisch gebrochen werden sollen im Sinne, dass sie keinen eigenen Willen mehr haben sollen. Und das ist zu einem großen Teil schon passiert. Wir sprechen hier von einem globalen Phänomen. Das heißt, es sollen überall auf dem Globus die Menschen inhaltlich und innerlich in eine einzige Richtung getrieben werden – wie Vieh, das in eine Richtung getrieben wird. Dazu braucht es willenlose Menschen.

ET: Wie macht man Menschen willenlos? Wie funktioniert das auf psychologischer Ebene?

Pracher-Hilander: Wir können von einer kleinen Mixtur sprechen. Wir kennen das Vokabular, das schon Anfang 2020 global angewendet wurde. Sehr synchron wurde hier alles geschaltet, also Politiker A hat dasselbe gesagt wie Politiker B anderswo. „Wir brauchen Helden. Wir sind im Krieg.“ Dieses Vokabular war schon sehr auffällig. So ähnlich ist es weitergegangen. Man hat auf der einen Seite gewisse Personengruppen herausstechen lassen, die Helden, die Ärzte, die man anhimmeln kann, die von sich aus dann entsprechend, wenn man ihnen Honig um das Maul geschmiert hat, leichter das tun, was von ihnen verlangt wird, nämlich impfen und blind zu gehorchen. Das Lob wurde schon vorweggetragen und jetzt sind sie in der Bringschuld für dieses Lob. Das war ein ganz simpler Trick, der super funktioniert hat. Hut ab.

Auf der anderen Seite die Angstgeschichte, die wir alle kennen und schon zigmal durchgekaut haben. Bei einem Menschen, der Angst hat, ist das Hirn nicht aktiv. Da gibt es keine Aktivität mehr. Diese Mischung ist quasi das basale Mittel. Und dann natürlich die Dinge, die wirklich schon in Richtung psychologische Kriegsführung gehen wie Dinge, die keinen Sinn ergeben. Zum Beispiel muss ich in Geschäft A eine Maske tragen, in Geschäft B nicht. Dann immer nur auf kurze Distanz denken lassen, also: „Die nächsten 14 Tage werden entscheidend sein.“ Das war der Standardspruch unseres Gesundheitsministers in Österreich. Das heißt, immer schauen, dass die Menschen an der Angelschnur bleiben und nie in die Selbstständigkeit kommen.

Abhängigkeit spielt eine ganz große Rolle, dass man sein eigenes Leben ja nicht wieder in den Griff bekommt. Denn ein zentraler Punkt ist der wahrgenommene Kontrollverlust, den die Gesellschaft erlebt. Das war ganz zentral, dass man das richtig implementiert und in die Köpfe einpflanzt. Denn, wie gesagt, Menschen, die Kontrolle über ihr Leben haben, kann ich nicht leiten. Planen heißt Kontrolle. Deswegen ist alles so planlos geworden. Wir sitzen immer vor dem Fernseher und schauen, was nächste Woche passiert. Wir können quasi nicht länger als bis übermorgen vorplanen. Das funktioniert seit eineinhalb Jahren einfach nicht mehr. Das gehört dazu. Das macht die Masse willig und geistig müde. Das ist ganz wichtig.

ET: Wie ist es in einer liberalen Gesellschaft überhaupt möglich, derartige psychologische Mechanismen durchzusetzen? 

Pracher-Hilander: Wir haben jetzt über Jahre 24 Stunden, sieben Tage die Woche zum Beispiel mit ZDF-History, ZDFneo die Aufarbeitung der Geschichte – Wie konnte das passieren? – hinter uns. Und es ist ein Trugschluss, wenn eine Gesellschaft glaubt, das kann nur anderswo, bei anderen Menschen und in einer anderen Zeit passieren. Das stimmt nicht. Die Psychologie, in der Menschen leben oder wie der Mensch gestrickt ist, ganz nüchtern empirisch betrachtet, ist immer dieselbe. Wir können in der Zeitmaschine zurückgehen und da werden dieselben Mechanismen greifen, wie sie in der Gegenwart greifen. Und dieselben Mechanismen werden auch in der Zukunft greifen. Das ist einfach so. Der Mensch ist, wie er ist. Die Psychologie ist, wie sie ist, und die können wir nicht wegradieren.

Sie sehen jetzt, wie unreflektiert die Menschen sind. Die breite Masse ist nicht fähig oder willens, kritisch zu hinterfragen. Meine Beobachtung ist sogar: Je jünger, desto weniger kritisch, weil es auch überhaupt nicht Teil des Lehrplans ist, kritisch zu hinterfragen. Teil eines Lehrplans in einer Demokratie ist auch nicht unbedingt, das Bildungssystem so weit auszureizen, dass die Menschen auch selbstständig denken lernen. Das gehört überhaupt nicht dazu. Das ist nicht Teil des Systems und Teil des Plans, wenn man den Lehrplan kennt aus Schulen, aus Universitäten. Deswegen ist es relativ normal, was wir gerade sehen, auch wenn es traurig ist. Aber es ist wenig überraschend.

ET: Woher kommt dieses Urvertrauen in die Regierenden?

Pracher-Hilander: Dass es sich um ein Urvertrauen in die Regierenden handelt, würde ich anzweifeln. Das hängt mehr mit der Situation zusammen. In der Not muss ich mich an irgendjemandem orientieren, und in diesem Fall sind das natürlich logischerweise immer die Politiker, die auch die Medien für sich in Anspruch genommen haben und dadurch auch immer sehr eng am Volk sind und das Ruder an sich reißen konnten. Wenn andere Menschen ähnlich intensiv und ständig wie die Politiker zu Wort gekommen wären und gesagt hätten „Hey, ich habe auch ein Hirn, ich kann euch auch Lösungsvorschläge anbieten.“, dann wäre das jetzt nicht so eindeutig ausgegangen. Aber es gab halt nur diese einseitige Informationsquelle.

ET: Würden Sie dem zustimmen, dass der Staat in dieser Krise die Rolle von Eltern eingenommen hat, der einem sagt, was gut für einen ist und was nicht?

Pracher-Hilander: Absolut, ja. Das wurde auch sehr schnell so gemacht. Aber wie gesagt, wenn wir uns das jetzt auf der Metaebene ansehen, führen alle Thematiken wieder zu einem Thema, nämlich willenlos und leicht lenkbar zu sein und nicht zu hinterfragen. Der Kontrollverlust, die Geschichte mit einer nicht eindeutig zu interpretierenden Situation, etwas Neues, permanent an die Hand genommen zu werden, keine langfristige Perspektive zu besitzen – das alles ist immer ein und dieselbe Geschichte, nur unter einem anderen Mantel, hinter einem anderen Thema. Aber im Kern geht es immer darum, Menschen willenlos und leicht leitfähig und leitbar zu halten. So gemacht sind wir ja schon, es geht nur darum, den Status quo aufrechtzuerhalten. Und da gehört dieses An-die-Hand-Nehmen wie Eltern ihre Kinder genauso dazu. Aber in Wirklichkeit ist es alles dasselbe Spiel.

ET: Sie haben gesagt, das Ganze ist ein groß angelegtes Sozialexperiment. Was muss geschehen, dass dieses soziale Experiment scheitert? Oder kann es gar nicht scheitern, weil die Masse mitmacht?

Pracher-Hilander: Früher oder später wird es scheitern. Da hilft uns die Geschichte sehr gut. Sie ist ein Mutmacher. Wir brauchen nur in den Geschichtsbüchern zu blättern und wir sehen, dass solche Dinge irgendwann einmal gut werden. Irgendwann werden den Menschen die Augen aufgehen und sie werden die Situation erkennen. Und sie werden auch erkennen, was da alles im Hintergrund nicht so ganz sauber gelaufen ist, dass die Kommunikation nicht sauber gelaufen ist.

Nur brauchen manche Länder offensichtlich etwas länger als andere Länder. Hier müssen wir einfach den kulturpsychologischen Faktor mit an Bord nehmen. Wenn wir nach Frankreich schauen, sehen wir, dass dort ständig Menschen auf der Straße sind, dass sie sehr aktiv sind, dass Richter, Ärzte, Feuerwehrleute, normale Bürger auf die Straße gehen und demonstrieren, für ihre Rechte einstehen, keine Angst haben, dass sie auf der Straße vor Restaurants Picknicks machen, sehr aktiv sind – aber das waren Franzosen in der Geschichte schon immer.

Uns muss klar sein, dass der Deutsche nie so aktiv werden wird oder so schnell aktiv werden wird wie der Franzose, der Österreicher auch nicht. Das sind einfach kulturpsychologische Faktoren, die wir mit an Bord nehmen müssen. Wir können von allen Ländern nicht gleichzeitig dieselbe Aktivität erwarten.

Aber eins ist klar, früher oder später wird überall einmal der Groschen fallen. Wir können nur nicht abschätzen, wann. Aus der Literatur in der Kulturpsychologie können wir einiges herauslesen, zum Beispiel, dass der Deutsche sehr gehorsam ist und sehr lange auch nach Regeln spielt. Das ist einfach Teil der Genetik. Der Österreicher ist wiederum sehr bequem. Aber die Geschichtsbücher sind hier wirklich ganz gut, um sich auch einmal optimistisch zu stimmen. Ein Happy End gibt es. Unrecht bleibt nie ewig Unrecht. Irgendwann einmal dreht das Volk den Spieß um und dann passt es wieder.

ET: Welche Analogien sehen Sie auf psychologischer Ebene im Vergleich mit der DDR oder – politisch vielleicht etwas unkorrekt – mit der Zeit des Nationalsozialismus? Wo hatten wir dieses psychologische Massenphänomen schon einmal?

Pracher-Hilander: Normalerweise wird einem vorgeworfen, dass man diese Epochen nicht miteinander vergleichen dürfte. Das wäre nicht rechtens und es gäbe keine Parallelen. Man würde hier quasi Gespenster sehen. Als Sozialpsychologin muss ich ganz klar sagen, dass es sogar unsere Pflicht ist, diese Parallelen herauszuarbeiten und zu sagen, es gibt die Parallelen und es gibt hier eine Analogie. Wenn wir das nämlich nicht täten, würde das bedeuten, dass wir aus der Geschichte nichts gelernt haben. Wir können nur dadurch beweisen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben, indem wir diese Parallelen und Analogien sehen. Und die sozialpsychologische Analogie ist ganz klar auf dem Tisch. Es gab diese Schritte, hier ganz langsam negative Energie anzusammeln, die in eine Richtung gehen soll. Das kennen wir aus der Geschichte und das kennen wir auch jetzt. Jetzt war das Ziel, diese negative Energie in eine Richtung auf alle zu steuern, die nicht geimpft sind und sie hier zu konzentrieren.

Der letzte Höhepunkt ist – und das ist wieder so eine bemerkenswerte globale Zufälligkeit –, dass seit wenigen Tagen alle von der „Pandemie der Ungeimpften“ sprechen. Das ist quasi der letzte Schritt, bevor tatsächlich in den Köpfen die Bereitschaft wächst, Ungeimpfte eventuell sogar auch wegzusperren oder zu sagen, dann gehört es dazu. Wir sind relativ nah an den Schritten, die wir aus der Geschichte kennen, wo es für einige aus der Gesellschaft unangenehm wurde, weil sie schon mit Leib und Leben bedroht wurden von der Masse. Diese Pandemie der Ungeimpften ist sehr bewusst platziert, weil es genau das bewirken soll. Der Ungeimpfte soll in der Gesellschaft so missachtet und als so eine Gefahrenquelle gesehen und identifiziert werden, dass die Gesellschaft das Okay gibt: Ungeimpfte haben keine Rechte, keine Menschenrechte mehr und dürfen und müssen sogar zum Schutz der Masse inhaftiert werden. Das ist sogar erwünscht, weil es für die Masse wichtig ist.

Solche Vokabularien sind offensichtlich ganz bewusst gesetzt, weil das in den Köpfen und in der Gesellschaft genau diese Denkprozesse auslösen soll. Von daher denke ich, erkennt jeder, der die Historie kennt, allein hier schon diese große Parallele zu den Ereignissen aus der Geschichte. Es sind andere Inhalte, aber die Vorgehensweise ist gleich. Das greift immer. Und das können wir auch in zehn Jahren machen: Alle müssen rosa T-Shirts tragen. Und diejenigen, die keine rosa T-Shirts tragen, müssen dann ausgegrenzt werden. Dann können Sie das gleiche Spiel noch einmal spielen. Der Inhalt ist egal. Das System, die Psychologie dahinter funktioniert immer gleich. Das Kernthema ist komplett irrelevant.

ET: Inwiefern sind Psychologen oder PR-Agenturen an diesem Pandemiegeschehen beteiligt?

Pracher-Hilander: Wenn wir uns die ganzen Geschichten anschauen, wie schon alles geplant, geübt wurde, die Pandemie-Planspiele, wo ja auch PR-Agenturen mit am Tisch saßen und mitberaten haben, wie von der Marketingseite solche Thematiken ins Volk getragen werden können und so weiter, dann ist schon klar, dass hier ganz große PR-Agenturen engagiert sind. Aber auch ohne dass wir von diesen Planspielen etwas wissen, gibt es andere Auffälligkeiten, die sehr eindeutig auf dem Tisch liegen, nämlich dass hier Psychologen beratend tätig sind. Das fängt schon bei den eindeutigen Vokabularien an. Diese Vokabeln so synchron und parallel über den Globus zu verwenden, war insofern unklug, als dass einige hellhörig geworden sind. Ist mir auch aufgefallen. Da war es klar, dass das in den Köpfen der Leute etwas auslöst. Das hat einen Sinn. Das wurde gemacht, weil es irgendwas bezwecken soll.

Das sind ganz leichte Psychotricks, die greifen. Das sind ganz simple Mechanismen, die wir aus der Empirie kennen. Dann die Geschichte, den Willen zu brechen, Kontrollverlust, das spricht alles für psychologische Kriegsführung und logischerweise für Psychologen, die ganz genau wissen, wie das menschliche Gehirn und wie Verhalten funktioniert. Im Kern geht es immer nur um das Thema Verhaltenssteuerung, das in der Psychologie zu Hause ist. Die Mutterdisziplin für Erleben und Verhalten ist Psychologie. Also ganz klar: Hier sind Psychologen am Werk und sicher nicht allzu wenige.

ET: Derzeit zentral ist, dass sich möglichst viele Menschen mit einem neuartigen experimentellen Impfstoff impfen lassen. Wie wird das Verhalten der Masse gesteuert?

Pracher-Hilander: Alles vom ersten Tag an, was wir bis heute erleben, geht in Richtung Verhaltenssteuerung. Nur können Sie nicht gleich mit dem Verhalten steuern, sondern das erste, was Sie in der Psychologie brauchen, Sie müssen das Erleben steuern, was im Kopf abgeht. Auf das Erleben wurde angesetzt, das war die Basis des Ganzen. Wie nehme ich meine Umgebung wahr? Wie nehme ich die Situation wahr? Es ist nicht interpretierbar und so weiter.

Und daraus ergibt sich ein Rattenschwanzeffekt an Erlebensmechanismen, die ich dann auch noch entsprechend steuern kann, immer mit dem Ziel, ein entsprechendes Verhalten zu provozieren. Und dieses Verhalten ist eben jetzt: zum ersten Mal anzutanzen, zum zweiten Mal anzutanzen, zum dritten Mal anzutanzen. Und wir wissen, es werden dann noch fünf, sechs, sieben kommen. Das ist ganz klar. Seit eineinhalb Jahren sehen wir hier angewandte Psychologie.

ET: Bringt es überhaupt etwas, auf die Straße zu gehen oder Initiativen zu gründen, um das Gegenüber davon zu überzeugen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht? Oder ist die Spaltung schon so tief, dass da gar nichts mehr zu machen ist?

Pracher-Hilander: Initiativen bringen immer etwas. Ich würde das nie aufgeben, auf die Straße zu gehen. Aber wie gesagt, bei der ganzen Geschichte ist ein sehr hoher kultureller Anteil dabei, das muss man einfach mitdenken. Wir dürfen das von dem Österreicher und Deutschen nie in dem Ausmaß oder in dem zeitlichen Abstand erwarten, wie es der Franzose macht. Das wäre einfach unrealistisch. Natürlich ist es ganz wichtig zu zeigen: Wir sind hier. Wir haben eine Stimme. Wir haben etwas zu sagen.

Und wir sehen jetzt auch, dass der Unmut steigt. Erst hat es geheißen eine Dosis, dann zwei Dosen, dann die dritte, dann wird die vierte kommen. Das heißt, es fangen immer mehr Menschen an zu begreifen, dass hier irgendwas stinkt. Und das ist ja schon gut für uns. Wir müssen nicht überzeugen. Es reicht schon, wenn immer mehr Menschen skeptisch werden. Wenn schon das eine Türchen offen ist, das muss in den Köpfen aufgehen, quasi das Türchen Skepsis, dann hat man schon den großen Zeh in der Tür und kann dann schon weiterarbeiten. Das reicht schon. Gleich überzeugen zu wollen, das schafft man nicht.

Eines muss uns klar sein: Der Mensch möchte sich selbst als fehlerfreies Individuum sehen. Das ist uns angeboren. Eines der basalen Bedürfnisse des Menschen ist, sich selbst positiv sehen zu können. Und wenn ich aber jetzt einen Fehler gemacht habe oder quasi mit dem falschen Fuß aufgestanden bin und mich leider zur Masse hingezogen gefühlt habe, und jetzt aber langsam die Erkenntnis kommt, dass das nicht die tollste Idee war, die ich im Leben hatte, dann muss ich mir diesen Fehler im ersten Schritt selbst eingestehen. Das ist eine Riesenhürde.

Deswegen versuchen so viele über Monate hinweg, sich dieses Bild schönzureden, sich Ausreden auszudenken, um dieses positive Selbstbild aufrechterhalten zu können. Aber sie werden es nicht auf ewig schaffen, weil jede Lüge irgendwann einmal ein Ende hat. Auch die Selbstlüge wird nicht ewig funktionieren. Und wenn das Gehirn einmal angefangen hat, das zuzugeben – „Das war nicht die beste Entscheidung. Du musst jetzt einen anderen Weg einschlagen.“ – dann sind diese Menschen auch bereit, sich Gegenargumente anzuhören. Was die Gegenseite immer unterschätzt, ist, dass das auch in große Wut umschlagen kann, wenn dieser Prozess eingesetzt hat. Der Schuss kann tatsächlich nach hinten losgehen, wenn man diese Dynamik zu bündeln und zu lenken weiß.

ET: Sie haben die Initiative „Psychologie für Demokratie“ gegründet. Wozu haben Sie diese Initiative gegründet? Was ist Ihr Anliegen und woran arbeiten Sie dort?

Pracher-Hilander: „Psychologie für Demokratie“ ist ein rein spendenfinanzierter Verein, den ich gegründet habe. Ich mache evidenzbasiertes Arbeiten, angewandte Psychologie. Das ist auch das, was ich immer versucht habe, den Studenten beizubringen, was ich in meiner Beratungstätigkeit mache. Ich schaue mir immer an, was es an Evidenz in der Psychologie gibt. Wir haben 70, 80 Jahre Forschungswissen weltweit, das alles in Datenbanken liegt. Das kann man nehmen und übersetzen, man muss nur wissen, wie. Daraus kann die Menschheit profitieren.

Wenn ich jetzt sehe, dass hier Psychologen angewandte Psychologie instrumentalisieren, um damit etwas Schlechtes zu machen, zu manipulieren, psychologische Kriegsführung damit auszustatten, dann möchte ich dem entgegenwirken, indem ich sage: Aus angewandter Psychologie sollte die Menschheit einen positiven Nutzen ziehen. Dieses Wissen sollte für jedermann zugänglich sein. Das mache ich über den Verein. Ich biete auch Juristen dieses Know-how an, wie man sich in diesen Zeiten auch auf psychologische Erkenntnisse berufen kann, um auch vor Gericht in diesen ganzen Corona-Geschichten entsprechend besser abzuschneiden und den Richter auch abzuholen.

Das Interview führte Flavio von Witzleben. Textbearbeitung von Nancy McDonnell



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