Absatz von Zucker aus gentechnisch veränderten Rüben bricht rasant ein

Vertreter der US-Süßwarenindustrie verlangen Maßnahmen für eine erleichterte Einfuhr von Rohrzucker aus Zuckerrohr, da Zuckerrohr bis jetzt noch keine gentechnischen Manipulationen erfahren hat. Die Grossabnehmer der amerikanischen Lebensmittelindustrie stellen zunehmend auf gentechnikfreie Produkte um. Grund dafür ist das veränderte Kaufverhalten der Verbraucher, die verstärkt auf Produkte zurückgreifen, die gentechnikfrei ausgelobt sind.
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Zucker aus Zuckerrohr ist gentechnikfreiFoto: Luis Ascui/Getty Images
Epoch Times21. Mai 2016

Zucker ist halt Zucker, egal wo er herkommt, könnte man denken. Doch diese Aussage kann man heute nicht mehr so stehen lassen. Über die Hälfte des Zuckerbedarfs in den USA stammt von Zuckerrüben und die andere Hälfte von Zuckerrohr. Zum ersten Mal werden diese unterschiedlichen Rohstoffe von den Zucker-Händlern als zwei verschiedene Waren mit zwei unterschiedlichen Preisen behandelt.

Verstärkter Anbau gentechnisch manipulierter Zuckerrüben seit 2008

Die Ursache für die Veränderung liegt vor allem in der Tatsache, dass vor etwa acht Jahren fast alle Landwirte, die Zuckerrüben in den Vereinigten Staaten anbauen, sich entschieden gentechnisch veränderte Versionen ihrer Pflanzen zu verwenden. Die GVO-Rüben, die den Unkrautvernichter Glyphosat tolerieren können, machen es einfacher für Landwirte Unkräuter zu beseitigen. Die Rüben-Anbauer erwarteten durch diese Umstellung auch keine wirtschaftlichen Probleme.

In einem Interview befragte der Nachrichtendienst „The Salt“ den Präsidenten der amerikanischen Crystal Sugar Co. David Berg über diese Veränderungen im Anbau ab 2008: "Die meisten unserer Kunden, die Menschen, die für industrielle Zwecke Zucker kaufen – als eine Zutat in Frühstücksflocken und Süßigkeiten und Backwaren und ähnlichen Dingen – sie haben keine großen Bedenken darüber zum Ausdruck gebracht ", sagte Berg. "Wir sind nicht an einen bestimmten Punkt angekommen, wo wir unter irgendwelchen Einschränkungen gewesen wären, so dass wir unseren Zucker nicht hätten verkaufen können."

Aber gerade in den letzten zwei Jahren hat sich die Situation geändert. Viele Lebensmittel-Unternehmen haben sich entschieden, ihre Produkte lieber als gentechnikfreie Ware zu deklarieren. Weil praktisch alle Zuckerrüben in den USA gentechnisch verändert sind, verwenden Lebensmittelhersteller nun zunehmend Zucker aus Zuckerrohr, der in Florida, Louisiana oder außerhalb der USA  angebaut wird. Es gibt kein gentechnisch verändertes Zuckerrohr.

Süßwarenindustrie stellt Produktion auf gentechnikfreien Zucker um

Deborah Arcoleo, Direktorin für Produkttransparenz des Süßwarenherstellers Hershey Co., berichtete in einem Interview mit „The Salt“, dass sie im Jahr 2015 „anfingen Hershey Küsse, Hershey Milchschokolade und Hershey Milchschokolade mit Mandeln umzuformulieren, um von Rübenzucker auf Rohrzucker wechseln zu können und das ist abgeschlossen. Jetzt möchten wir das mit dem Rest unseres Portfolios tun, in dem Maße, wie es für uns machbar ist."

Hershey ist einer der Hauptverarbeiter von Zucker in den USA und andere Unternehmen haben ähnliche Schritte gemacht. Dies war ein Schock für den Zuckeranbieter „American Crystal“, welcher sich hauptsächlich im Zuckerrübengeschäft bewegen.

„American Crystal“ ist eine Genossenschaft im Besitz von Zuckerrübenanbauern wie Andrew Beyer aus Kent. Als Beyer Anfang des Jahres zur Jahrestagung der Gesellschaft ging, war er schockiert zu hören, wie viele der amerikanischen Crystal Kunden – Gebäck- und Schokoladenunternehmen – sich von Zucker aus Zuckerrüben entfernt hatten. "Sie sprachen davon, dass ein Drittel oder bis zur Hälfte von ihnen ihre Systeme zu streng gentechnikfrei verändert hätten“, sagte Beyer.

Das Ergebnis war eine bemerkenswerte Veränderung im amerikanischen Zuckermarkt. Langsam, aber konsequent, hatte sich eine Lücke zwischen dem Preis von Zucker aus Zuckerrohr und Zucker aus Rüben eröffnet.

"Der aktuelle Preis für Zuckerrüben liegt etwa 3 bis 5 Cent unter dem Preis für Rohrzucker auf dem Markt“, sagt Michael McConnell, ein Ökonom im Bereich der Agrarwirtschaft. Dies bedeutet, dass die Käufer für Rohrzucker 10 bis 15 Prozent mehr bezahlen.

Inzwischen hat die Menge an unverkäuflichem Rübenzucker zugenommen, während es einen Mangel an Rohrzucker gibt. Der Mangel ist so gravierend, so dass Zucker-Verbraucher von der USDA (Landwirtschaftsamt) fordern die Einfuhr von größeren Mengen Rohrzucker zu ermöglichen, um den Mangel auszugleichen.

Unkrautregulation und die Rück-Umstellung auf gentechnikfreie Zuckerrüben 

Beyer sagt, dass er und andere Zuckerrübenanbauer darüber nachdenken würden wieder gentechnikfreie Rüben anzubauen. Sie könnten es aber nicht schnell umsetzen, da nicht genug gentechnikfreies Saatgut zu Verfügung stünde. So würden sie im Moment vorziehen, es nicht zu tun. Der Anbau von gentechnisch veränderten Zuckerrüben ermögliche es ihnen, ihre Unkräuter mit weniger Chemikalien zu beseitigen.

Beyer sprüht nach eigenen Angaben den Unkrautvernichter Roundup während der gesamten Vegetationszeit nur ein paar Mal. Des Weiteren ist die Spritzung einer anderen Chemikalie erforderlich, um alle Roundup-resistenten Unkräutern abzutöten.

Beyer betont, dass die Rückkehr zu Gentechnik freiem Rübenanbau bedeuten würde wieder zu bedenklichen Maßnahmen zurückzukehren, die sie einst zu tun pflegten: Das Spritzen der Pflanzen alle 10 Tage mit einem „Hexen-Gebräu“ aus fünf oder sechs verschiedene Unkrautvernichtern.

"Die verwendeten Chemikalien, die wir in diesen Tage auf die Rüben anwendeten, waren für den Bauern, der sie ausbrachte, so viel härter – und für die Umwelt", sagt er. "Für mich ist es verrückt zu glauben, dass Nicht-GVO-Zuckerrüben besser für die Umwelt sind, für die Welt oder den Verbraucher."

Aber Beyer sagt, dass er es eben tun würde, wenn er es muss. Er wird tun, was seine Kunden wünschen. (mh)



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