Ärztepräsident will Impfpflicht nicht auf Masern begrenzen

"Eine Impfpflicht auf einzelne Krankheiten zu begrenzen, ist schon deshalb problematisch, weil heute in der Regel Mehrfachimpfstoffe verwendet werden", meinte Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery.
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Symbolbild.Foto: Astrid860/iStock
Epoch Times20. April 2019

Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat davor gewarnt, die Debatte über eine Impfpflicht auf Masern zu beschränken. „Eine Impfpflicht auf einzelne Krankheiten zu begrenzen, ist schon deshalb problematisch, weil heute in der Regel Mehrfachimpfstoffe verwendet werden und Präparate gegen einzelne Krankheiten gar nicht mehr zur Verfügung stehen“, sagte Montgomery dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagausgaben).

„Alle Impfungen, die die Ständige Impfkommission heute für Kinder empfiehlt, sollten verpflichtend sein“, forderte er.

Nur wenn jeder geimpft wird, haben wir die Chance, diese Krankheiten endlich auszurotten“, so Montgomery.

Nur Vierfach- und Sechsfach-Impfstoffe verfügbar

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) empfiehlt für Kinder derzeit unter anderem einen Vierfach-Impfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken sowie einen Sechsfach-Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten, Haemophilus influenzae Typ b sowie Hepatitis B.

Ein einzelner Impfstoff gegen Masern ist in Deutschland nicht verfügbar und müsste importiert werden. Nach RND-Informationen ist die Frage des Impfstoffs auch vom Bundesgesundheitsministerium als Problem bei einer möglichen Impfpflicht identifiziert worden.

Montgomery fordert Kita- und Schule-Verbot für nichtgeimpfte Kinder

Montgomery sagte dem RND, auch aus medizinischer Sicht spreche alles für eine umfassende Impfpflicht, um die gesamte Bevölkerung dauerhaft vor den zum Teil lebensbedrohlichen Krankheiten zu schützen. Nötig seien praxistaugliche Strategien der Politik, wie eine gesetzliche Impfpflicht in der Praxis umgesetzt werden könne.  In Frage komme ein Verbot des Besuchs von Gemeinschaftseinrichtungen wie Kita oder Schule.

„Zwar steht die Impfpflicht dann im Zweifel im Konflikt mit der Schulpflicht. Aber dieses Problem muss die Politik lösen“, forderte er. Um Impfgegner zu überzeugen, helfe nur „Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung.“ Zwar werde es am Ende dennoch einige Wenige geben, die sich verweigerten.

„Aber wir sollten die kluge Idee einer Impfpflicht deshalb nicht ad acta legen, sondern jetzt so schnell wie möglich die konkrete Ausgestaltung in Angriff nehmen.“

Deutschlandweit 543 Masernfälle in 2018 und mind. 1 Todesfall

Jakob Maske, Berliner Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, unterstützt eine Impfpflicht gegen Masern. „Auch aufgrund der immer wieder auftretenden schweren Epidemien stehen wir für eine Impfpflicht für Kinder“.

Dabei ist die Zahl der Masernfälle seit 2001 mit Schwankungen von 6.039 im Jahr 2001 auf 543 Masernfälle 2018 (2017 waren es 929 Fälle) in Deutschland gesunken.

Das heißt bei rund 83 Mio. Menschen, die in Deutschland leben, erkrankten letztes Jahr in 365 Tagen 543 Menschen an Masern. Bis Juni 2018 kam es zu einem Todesfall in Deutschland im Rahmen einer Masernerkrankung. (dts/er)



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