Studie bestätigt: Alkoholwerbung verführt Jugendliche zum Trinken

Eine neue Studie des Kieler Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung untersuchte den Einfluss des Kontakts mit Alkoholwerbung auf die Initiierung des häufigen Rauschtrinkens im Jugendalter. Dazu wurden 1.491 Schülerinnen und Schüler aus drei Bundesländern, die keine Alkoholrauscherfahrungen hatten, über einen Zeitraum von 30 Monaten beobachtet.
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Photo: Johannes Simon/Getty Images
Epoch Times7. Oktober 2015

Negative Folgen jugendlichen Alkoholkonsums

Alkohol ist die populärste Droge unter Jugendlichen in Deutschland und vielen anderen westlichen Ländern. Epidemiologische Studien schätzen, dass 2012 in Deutschland etwa 70% aller 12- bis 17- Jährigen beiderlei Geschlechts Erfahrungen mit Alkohol gesammelt haben, regelmäßiger wöchentlicher Alkoholkonsum bei etwa 14% der Minderjährigen auftritt und ca. 5% dieser Altersgruppe Alkohol in einer Menge konsumiert, die selbst für Erwachsene als gesundheitlich bedenklich klassifiziert werden würde (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2014). 

Es ist gut dokumentiert, dass jugendlicher Alkoholkonsum mit einer Reihe negativer Folgen assoziiert ist, darunter Gewalttätigkeiten inklusive sexueller Übergriffe, Suizide, Unfälle sowie eine erhöhte Wahrscheinlichkeit mit dem Rauchen zu beginnen. Darüber hinaus ist belegt, dass Jugendliche, die Alkohol im Jugendalter hochfrequent konsumieren, dieses Konsummuster häufig auch im Erwachsenenalter zeigen, mit der Gefahr spätere alkoholbezogene Probleme zu entwickeln. 

Häufiger Kontakt mit Alkoholwerbung wird als weiterer möglicher Risikofaktor für die Initiierung des Alkoholkonsums im Jugendalter angesehen. Unterschiedliche methodische Ansätze wurden realisiert, um den potentiellen Effekt der Rezeption von Werbung für alkoholische Getränke zu untersuchen. Über 20 ökonometrische Untersuchungen, mehr als 20 Querschnittuntersuchungen sowie zehn größere Kohortenstudien mit mehr als 20.000 Jugendlichen haben den Zusammenhang zwischen der Exposition mit Alkoholwerbungen und dem jugendlichen Trinkverhalten untersucht. Die Befundlage spricht dabei eindeutig für einen positiven Zusammenhang. 

Alkoholwerbung als Risikofaktor bestätigt

In Kooperation mit der DAK-Gesundheit hat nun das Kieler Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung eine Studie erstellt. Eine Gruppe von knapp 1.500 Schüler/innen im frühen Jugendalter aus drei Bundesländern, die in ihrem Leben noch nie Rauschtrinken praktiziert hatte, wurde über einen Zeitraum von 30 Monaten beobachtet. Die Hälfte der Gruppe berichtete erstmaliges Rauschtrinken innerhalb des Beobachtungszeitraumes, 11% der weiblichen und 18% der männlichen Befragten berichteten sogar häufiges Rauschtrinken (mehr als fünf Rauscherfahrungen). Mit Hilfe einer bereits bewährten Methode wurde zur Eingangserhebung der Kontakt der Jugendlichen mit Werbungen für alkoholische und nicht-alkoholische Produkte erfasst. Es zeigte sich, dass Jugendliche gut durch Werbung, auch durch Alkoholwerbung, erreicht werden: Im Mittel hatte die Gruppe zwischen 60% und 70% der präsentierten Werbungen schon einmal gesehen. Weniger als 2% berichtete zur Eingangsbefragung, keine der Werbungen gesehen zu haben. 

Die statistische Analyse, die eine ganze Reihe weiterer bekannter Risikofaktoren des jugendlichen Rauschtrinkens berücksichtigte, zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit für riskanten Alkoholkonsum mit dem Kontakt zu Alkoholwerbung deutlich anstieg. Das Risiko des häufigen Rauschtrinkens erhöhte sich bedeutsam mit dem Kontakt zu Alkoholwerbungen, nicht jedoch mit dem Kontakt zu Werbungen für andere Produkte.  Die Ergebnisse der vorliegenden Studie stehen im Einklang mit den bisherigen Forschungsergebnissen. Danach mehren sich die Hinweise, dass Alkoholwerbung nicht nur von Jugendlichen wahrgenommen wird, sondern als ein unabhängiger Risikofaktor für die Initiierung des Alkoholkonsums im Jugendalter angesehen werden kann.

Regulierung der Alkoholwerbung durch Werberestriktionen

Akzeptiert man die bedeutsame Rolle, die Alkoholwerbung auf den Konsum in der Gesellschaft und auf Jugendliche hat, stellt sich aus praktischer Sicht die Frage, welche Möglichkeiten der Verhinderung des Einflusses denkbar sind.  Zu den verhaltenspräventiven Maßnahmen wäre beispielsweise die Medienkompetenzerziehung zu rechnen, d. h. Kinder und Jugendliche und auch deren Eltern zu kritischen Konsumenten zu erziehen. Zur Verhältnisprävention wären beispielsweise Werberestriktionen zu zählen. Wobei sich diese beiden Ansätze keineswegs ausschließen. Der Erfolg der Tabakprävention in Deutschland in der letzten Dekade macht deutlich, dass wahrscheinlich nur eine Mischung aus verschiedenen verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen geeignet sein dürfte, das Problem des häufigen jugendlichen Rauschtrinkens nachhaltig zu beeinflussen. 

Der Deutsche Werberat hat zuletzt 2009 Verhaltensregeln über die kommerzielle Kommunikation für alkoholhaltige Getränke verabschiedet. Danach soll Werbung u. a. nicht zu missbräuchlichem Konsum alkoholhaltiger Getränke auffordern und insbesondere Kinder und/oder Jugendliche weder zum Trinken alkoholhaltiger Getränke auffordern noch trinkende bzw. zum Trinken auffordernde Kinder und/oder Jugendliche zeigen. Die Empfehlungen des Drogen- und Suchtrates an die Drogenbeauftragte der Bundesregierung für ein „Nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention“ aus dem Jahr 2008 gehen deutlich darüber hinaus. Empfohlen wird eine Regulierung der Alkoholwerbung durch Werberestriktionen und die Einschränkung des Sponsorships insbesondere im Bereich des Sports. Nach diesen Empfehlungen sollten sich Werbeverbote auf bestimmte Arten der Werbung (z. B. Sponsoring im Sport, Werbung in Verbindung mit Sportsendungen im Fernsehen, im Internet), auf bestimmte Orte (z. B. in Fußballstadien und anderen 13 Sportstätten) und auf bestimmte Zeiten (keine Werbung für Alkohol in Fernsehen und Kino vor 20:00 Uhr) beziehen. 

(Quelle: DAK-Gesundheit) 



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