Alzheimer-Forschung: Der Blick ins lebendige Gehirn

Studie zur Alzheimer Krankheit
Titelbild
Ein gesundes (li) und ein Alzheimer-Gehirn (re)Foto: Uni Leipzig

Anno 1906 hatte Alois Alzheimer auf der 37. Jahrestagung der südwestdeutschen Irrenärzte den Fall einer 51-jährigen Patientin mit einer „eigenartigen Erkrankung der Hirnrinde“ vorgestellt. Basierend auf diesem und weiteren ähnlichen Fällen führte Emil Kraepelin in seinem Lehrbuch im Jahre 1910 die „Alzheimer’sche Krankheit“ als eigenständige Krankheit ein. Im Herbst 2006 jährt sich zum 100. Mal die Erstbeschreibung der Alzheimer Krankheit.

Seit 1997 arbeitet eine Leipziger Forschergruppe in Kooperation mit dem Alzheimerzentrum der Freien Universität Amsterdam an einer Studie, die es möglich machen könnte, Alzheimer schon im Frühstadium, also noch bevor sich die ersten Symptome bemerkbar machen, zu erkennen. „Wir arbeiten an einer über zehn Jahre geplanten Längsschnittstudie, die einhundert damals schon über 75-jährige Leipziger einband“ erläutert Dr. Henrike Wolf, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Mitarbeiterin der Gedächtnissprechstunde der Uni Leipzig. „Für diese Längsschnittstudie wurden die Teilnehmer einer großen Feldstichprobe, die nach dem Zufallsprinzip ausgesucht wurden, zu weiteren Untersuchungen in die Gedächtnissprechstunde eingeladen. Die Gruppe umfasste also sowohl von den verschiedenen Demenzursachen betroffene als auch kerngesunde Senioren. In regelmäßigen Abständen gingen unsere Mitarbeiter zu diesen Freiwilligen nach Hause und ließen sie Tests absolvieren.“ Die Probanden mussten sich Aufzählungen, Adressen oder Zeichnungen merken, Rechenaufgaben lösen oder Sprichworte erklären.

Vergleich der Ergebnisse mit MRT-Aufnahmen

Diese Test-Ergebnisse konnten die Wissenschaftler dann mit den Aufnahmen vergleichen, die sie per Magnetresonanztomografie vom Gehirn der alten Menschen gemacht hatten. Einen besonders interessierten Blick warfen die Forscher auf den Hippokampus, ein Stück Gehirn im innersten Abschnitt des Schläfenlappens. Unumstritten ist längst, dass die Alzheimer Krankheit den Hippokampus langsam schrumpfen lässt. „Das Entscheidende ist, dass wir auf diesem Wege, die Gehirne eines lebendigen Menschen untersuchen können – und nicht wie zu Alzheimers Zeit und in all den Jahrzehnten danach nur die der Verstorbenen. Wenn wir also sichere Aussagen treffen können, wie sich der Beginn einer Alzheimer Krankheit im Gehirn darstellt, welche Veränderungen sich dort abspielen, noch ehe der Patient im Alltag die ersten Probleme hat, dann können wir früher mit einer gezielten Therapie ansetzen. Bei den Menschen mit leichten kognitiven Störungen, war der Hippokampus bereits um etwa 15 Prozent geschrumpft.“

Testergebnisse nicht immer identisch mit dem MRT-Bild

Doch nicht immer stimmen die während der Befragungen erzielten Test-Ergebnisse linear mit dem Abbild des mehr oder weniger reduzierten Hippokampus überein. Mitunter sind alte Menschen trotz des Schrumpfens dieser Hirnregion relativ fit; haben andererseits auch jene mit einem intakten Hippokampus Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis. „In diesem Fall interessiert uns, inwieweit die Lebensweise der Probanten dazu führt, dass die organischen Gegebenheiten folgenlos bleiben. Vermag es beispielsweise jemand, der auf Grund seiner Gehirnstruktur eigentlich ein Alzheimer-Patient sein müsste, geistig leistungsfähig zu sein und das Defizit zu kompensieren, könnten dessen ‚Tricks’ in Therapien einfließen.“



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