COVID-19: Natürliche Immunität schützt bis zu 97 Prozent gegen schweren Verlauf

Während sich das Leben in den meisten Ländern nach der Corona-Pandemie mittlerweile normalisiert hat, sind Wissenschaftler weiterhin mit der Erforschung von COVID-19 befasst. Neueste Ergebnisse einer sehr groß angelegten Studie aus Katar bestätigen die Überlegenheit der natürlichen Immunität bei einer Wiederansteckung mit dem Corona-Virus.
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Auch die längsten Studien erlauben keine Aussagen zur Schutzwirkung vor COVID-19 über mehr als zwei Jahre (Symbolbild).Foto: Marijan Murat/dpa/dpa
Von 12. Juli 2022


Der Schutz vor schweren COVID-19-Erkrankungen durch eine natürliche Immunität ist einer neuen Studie aus Katar zufolge dem Schutz durch COVID-19-Impfstoffe weiterhin überlegen.

Genesene Ungeimpfte waren nach der ersten Infektion besonders gut vor einem schweren oder tödlichen Verlauf bei einer erneuten Corona-Infektion geschützt. Das fanden Forscher in Katar heraus. Die Studie umfasst Daten von März 2020 bis Anfang Juni 2022 und erschien Anfang Juli als Vorabversion auf der Plattform medRxiv.

„Der wirksame Schutz aus der Primärinfektion gegen eine schwere, kritische oder tödliche COVID-19-Reinfektion lag bei 97,3 Prozent […] unabhängig von der [Corona-]Variante bei der Primärinfektion oder die der Reinfektion“, sagten Dr. Laith Abu-Raddad von Weill Cornell Medicine-Qatar und Kollegen.

Die Forscher untersuchten über einen längeren Zeitraum die natürliche Immunität von genesenen Ungeimpften im Zusammenhang mit einer erneuten Corona-Infektion. Sie fanden auch keine Anzeichen dafür, dass die natürliche Immunität an Wirksamkeit gegen schwere Verläufe verliert.

Ähnliche Ergebnisse fanden die Forscher auch in Untergruppenanalysen für Personen im Alter von ≥50 Jahren.

Genesene besser geschützt als Geimpfte

Dieser Prozentsatz liegt damit höher als der Schutz durch die COVID-19-Impfung, wie andere Studien und Daten aus der Praxis zeigen.

So stellten schwedische Forscher im Mai fest, dass eine Person, die zwei Impfstoffdosen erhalten hat, nur zu 54 Prozent gegen die neuere Omikron-Variante geschützt ist.

Ergebnissen von südafrikanischen Wissenschaftlern zufolge erreichen die Impfstoffe von AstraZeneca und Pfizer, was die Schutzwirkung gegen Omikron angeht, einen Spitzenwert von 88 Prozent. Binnen Monaten fällt die Wirksamkeit jedoch auf 70 Prozent oder weniger ab. Vergleicht man die Daten der Zulassungsstudien von BioNTech aus den Jahren 2020 und 2021, sind doppelt Geimpfte, aber auch Geboosterte, heute weniger geschützt als Ungeimpfte vor einem Jahr.

Demgegenüber stehen die Ergebnisse aus Katar. Demnach bleibt die natürliche Immunität nach der ersten Infektion einer Person „sehr stark, ohne Anzeichen für ein Nachlassen und unabhängig von der Variante und mehr als 14 Monate lang“.

Aktuell liegen nur wenige Langzeituntersuchungen über die natürliche Immunität von genesenen Ungeimpften vor. Das liegt zum großen Teil daran, dass sich viele dieser Personen nach der ersten Welle dann doch haben impfen lassen, wodurch die Studiengruppen aufgelöst wurden.

Da die Wirkung der Impfstoffe mit der Zeit gegen Corona-Infektionen und auch gegen schwere Verläufe nachlässt, haben die WHO als auch Regierungen weltweit in den letzten Monaten Auffrischungsdosen empfohlen.

In den USA haben einige Amerikaner bereits fünf Impfdosen in einem Zeitraum von nur zehn Monaten erhalten. In Deutschland sind es in den meisten Fällen nicht mehr als vier.

Natürliche Immunität wirkt schlechter gegen Omikron-Reinfektion

Die Corona-Impfstoffe sollten ursprünglich einen nahezu 100-prozentigen Schutz gegen symptomatische Infektionen bieten. Bei der aktuell weltweit dominierenden Omikron-Variante lässt der Impfschutz jedoch bereits nach kurzer Zeit um rund die Hälfte nach. Das Gleiche gilt auch für Auffrischungsimpfungen.

Die katarischen Forscher gingen deshalb ebenfalls der Frage nach, wie sehr eine natürliche Immunität gegen Omikron schütze. Allerdings stellten sie auch hier fest, dass der Schutz gegen eine Wiederansteckung mit Omikron relativ gering ist.

Der Studie zufolge lag der Schutz durch die natürliche Immunität bei einer Wiederansteckung mit einer Nicht-Omikron-Variante nach 16 Monaten bei etwa 70 Prozent. Die natürliche Immunität schützte jedoch vor Wiederansteckung mit Omikron nur noch zu 38 Prozent. Bei Personen, die mit dem ursprünglichen Wuhan-Stamm oder der Delta-Variante infiziert waren, lag der Schutz etwas höher als bei denjenigen, die an den Alpha- oder Beta-Stämmen erkrankt waren.

Keine Daten zur Langzeitwirkung

Modellberechnungen der Forscher zufolge sank der Schutz nach 18 Monaten auf null Prozent. Dennoch scheint der Schutz länger zu halten als der von Impfstoffen, so die Forscher. Sie schreiben:

„Die Impfstoffimmunität gegen Omikron-Subvarianten hält weniger als 6 Monate an. Die natürliche Immunität vor Omikron […] kann hingegen etwas mehr als ein Jahr anhalten.“

Inwiefern letztere Aussage haltbar ist, muss die Zukunft zeigen: Omikron wurde erstmals im November 2021 nachgewiesen. Bis zum Ende der Studie sind damit erst sechs Monate vergangen, in denen eine Abschwächung des Impf- beziehungsweise Immunschutzes beobachtet werden konnte. Bezüglich SARS-CoV-1 ist bekannt, dass die Immunität mehr als 17 Jahre anhält – längerfristige Aussagen sind aufgrund desselben Umstands nicht möglich.

Zu den weiteren Einschränkungen der Katar-Studie gehören Unterschiede in der Testhäufigkeit zwischen Geimpften und Ungeimpften. Zudem blieben von den ursprünglich je 290.000 Personen starken Gruppen zuletzt nur etwas über 70.000 Personen übrig. Ein Großteil entschied sich im Studienverlauf doch für eine Impfung, sodass sie für die Auswertung nicht mehr zur Verfügung standen. Ob sich diese im weiteren Verlauf nicht oder trotz Impfung infizierten, ist nicht bekannt.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Natural Immunity 97 Percent Effective Against Severe COVID-19 After 14 Months Study (deutsche Bearbeitung nh/ger).



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