Die Wirkung traditioneller Hausmittel: Wickel, Auflagen und Kompressen (Teil 1)

Ein altes Hausmittel: Der Wickel. Die Weitergabe von Hausmitteln gegen diverse Beschwerden ist eine globale Tradition. Früher hatte jede Familie ihre individuellen kostengünstigen Maßnahmen zur Selbsthilfe bei harmlosen Beschwerden und als Prophylaxe zu bestimmten Jahreszeiten.
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Dies könnte ein Heublumenbad werden.Foto: iStock
Von 16. Juli 2019

Je nach Ethnie gibt es unterschiedliche Ursprünge und Anwendungen eines Wickels. Die ältesten Aufzeichnungen fanden Archäologen aus dem Alten Ägypten, wo man schon mit Wickeln, Kompressen und Ölauflagen heilte. Das Spektrum des Einsatzgebietes der Pflanzen erzählt aus den empirischen Zeiten der Heilkunde.

Damals, als die Welt unserer Vorfahren noch voller Zauberei und Geheimnisse war, galten Pflanzen als göttliche Geschenke des Himmels mit magischen Heilkräften. Wie hätte es auch anders sein können? Sie kühlten bei Fieber, linderten bei Schmerzen und halfen den Geist zur Ruhe zu führen, um den oftmals langersehnten Schlaf zu finden.

Doch nicht alles, was als Wickel bezeichnet wird, ist auch wirklich ein Wickel. Daher folgende Unterscheidungskriterien:

•    Wickel sind Umschläge, die um den ganzen Umfang eines Körperteils gewickelt werden (z.B. Brustwickel).

•    Auflagen umfassen hingegen nicht den ganzen Körper und liegen nur einseitig oder stellenweise auf (z.B. Bienenwachs-Auflage).

•    Kompressen können zum Beispiel in Wasser getränkt werden und bedecken danach nur kleine Körperregionen (z.B. für die Augen) oder sie werden als Wickelpaket auf eine Körperstelle gelegt. Dabei wird das Außentuch meist zirkulär darübergelegt (z.B. Temperierte Ölkompresse, aber auch der „Topfenwickel“).

Der Weg der Wissenssammlung

Jeder, der Erkenntnisse durch die Anwendung erlangte, sammelte seine Erfahrungen und archivierte diese auf die eine oder andere Art. So kam es, dass die deutsche Ägyptologin Tanja Pommerening von über 2000 auf Papyrus geschriebenen Rezepten der alten Ägypter berichten kann. Dies war der Weg, das Wissen von einer Zivilisation zur nächsten weiterzugeben oder im kleinen Rahmen von einer Generation zur nächsten zu überliefern.

Heilkunst und Zauberei waren im alten Ägypten eine untrennbare Kooperation. Obwohl die Gelehrten jener Tage durch wiederholte Anwendungen von der Wirkung der Pflanzen erfahren haben, waren sie davon überzeugt, dass ohne den himmlischen Segen keine Heilung erfolgen kann. Ähnlich verhielt es sich auch bei den Druiden, Hexen und Hebammen. Sie alle hatten eine starke Bindung zum Übersinnlichen.

Der wahre Arzt beugt sich ehrfurchtsvoll vor der Gottheit.“ (Hippokrates)

In den Klöstern wurde viel Wissen über Kräuter und deren Heilwirkung gesammelt und überliefert. Foto: iStock

Der Glaube an das Göttliche waren ein fester Bestandteil der Medizin. Die Sammelwerke der Klostermedizin weisen ebenfalls darauf hin, dass im Umgang mit den Pflanzen eine Korrespondenz mit Gott als vorteilhaft angenommen wurde. Unsinn? Laut wissenschaftlichen Ergebnissen nicht. Demnach sei die Wirkung ausschlaggebend mit dem Glauben an die Wirkung verbunden.

Das größte unzerstörbare Wunder ist der Menschenglaube an Wunder“ Jean Paul.

Auf Großmutters Spuren

Die Weitergabe von Hausmitteln gegen diverse Beschwerden ist eine globale Tradition. Früher hatte jede Familie ihre individuellen kostengünstigen Maßnahmen zur Selbsthilfe bei harmlosen Beschwerden und als Prophylaxe zu bestimmten Jahreszeiten.

Je nach regionalen Bedingungen wurden die pflanzlichen Zutaten an die Basismaterialien angepasst. So auch beim Wickel. Die Vielzahl der verwendeten Kräuter und ätherischen Öle, welche mit Topfen, Kartoffel, Schmalz, Schafwolle und vielen mehr vermengt wurden, ist weitreichend. Das folgende Sprichwort zeigt die Zuversicht, die unsere Vorfahren noch in die Natur hatten:

Gegen jedes Wehwehchen ist ein Kraut gewachsen“

Unser Planet bietet verschiedenste Ökosysteme, daher ergibt sich auch die Fülle an pflanzlichen Unterstützern. Menschen, die Erfahrungen in der Kräuterheilpraxis haben, haben sicherlich schon entdeckt, dass nicht nur ein Kraut gegen ein Wehwehchen gewachsen ist. Das reichhaltige Angebot an Helfern seitens der Natur ist beachtenswert und lässt einen erstaunen.

Die Vielfalt an Kräutern und ihrer Wirkung ist enorm. Foto: iStock

 

Auswahl der Kräuter

Wenn unsere Vorfahren die Kräuter für die Heilung auswählten, zogen sie einerseits das gesammelte und überlieferte Wissen der Generationen dafür heran und andererseits vertrauten sie auf die eigene innere Inspiration. Natürlich wurde vor der Industrialisierung Großteiles zu regionalen und selbst gezüchteten Pflanzen gegriffen, was auch durchaus Sinn ergab.

Alles Leben ergänzt sich und lebt in Symbiose miteinander. Deshalb ist es empfehlenswert, sich mit einem regionalen Pflanzenführer auf den Weg in die Natur zu machen und wahrzunehmen, welche Pflanzen mit einem gemeinsam vor Ort leben.

Kräuter unterstützen mit ihren heilkräftigen Inhaltsstoffen die Wirkung der Wickel. Früher wurde aus den Kräutern Tee gekocht und das Innentuch eines Wickels vor dem Anlegen im Sud getränkt.

Ein paar Tipps:

  • Thymian eignet sich für einen Brustwickel bei Bronchitis und Erkältungen.
  • Zinnkraut auf einer Kompresse beruhigt juckende Hautpartien.
  • Schafgarbe findet nach Kneipp Verwendung bei der Leber-Entgiftung, als Leber-Wickel.
  • Blüten-Brustwickel: Am besten jene Blüten wählen, die Ihnen bei einem Spaziergang visuell sowie über den Geruch zusprechen. Vermischen sie diese mit ein paar Tropfen wohlduftenden Öl und umwickeln sie damit ihren Brustbereich. Dies kann ihnen behilflich sein, Kummer leichter zu nehmen.
  • Arnika-Fußwickel: hilft bei Quetschungen, Verstauchungen, Prellungen, Muskelzerrungen und beanspruchten Sehnen, aber auch nach einem Insektenstich kann eine Auflage mit einer Arnika-Kompresse Linderung bringen.
  • Kamillen-Bauchwickel: Die Kamille hat als Auflage und auch bei der Einnahme eine lindernde Wirkung bei angespanntem Bauch, Magen-Darm-Krämpfen und Verdauungsschwierigkeiten. Zusätzlich kann sie bei nervösen Zuständen helfen, den Stress zu reduzieren und kalte Füße zu erwärmen.
  • Bockshornklee-Pulver-Wickel: Verschafft ihnen Linderung bei Gelenkschmerzen. Dafür wird eine Paste angerührt, auf eine Kompresse aufgetragen und mit einer Binde fixiert. Asthmatiker sollten diesen nicht anwenden, da es die Atemwege zu stark reizen würde. Der Wickel sollte maximal 2 Stunden dort belassen werden.

Weitere Rezepte und Anwendungsmöglichkeiten finden Sie im kommenden zweiten Teil des Artikels. 

Man muß auf den ganzen Körper wirken, wenn man den Krankheitsstoff beseitigen will.“ (Sebastian Kneipp)

Die wichtigste Zutat kommt von Innen

Unsere Großmütter kennen auch nicht alle Kräuter und Pflanzen und doch treffen sie eine Auswahl. Woher haben sie die Gewissheit, die richtige Wahl zu treffen? „Aus der Erfahrung“, werden die einen sagen, „aus den Überlieferungen“, die anderen. Beides sind wichtige Faktoren, doch die Alten wussten, wenn auch eher unbewusst, über die Kraft der Erwartungshaltung Bescheid.

Die Kraft der Nähe, Fürsorge und Zuwendung sind für die Regenerierung ebenfalls bedeutsam, denn sie sind ein weiterer Schlüssel für die Genesung des Körpers und der Psyche. Unsere Vorfahren wussten auch schon damals, dass es überlebenswichtig ist, im Einklang mit der Natur, der Gesellschaft und mit seinem Körper zu leben.

Nichts unterstützt die Heilung so sehr, wie die Nähe und Fürsorge eines anderen Menschen. Foto: Seiser Lissa- Marie/ETD

Selbstheilungskraft und das innere Gleichgewicht

Eine positive Einstellung, in unserem Fall den Pflanzen gegenüber, steigert den Wirkungsbereich und somit die Heilungstendenz.

Wie wirkungsvoll die positive Erwartungshaltung wirklich ist, bewies ein legendäres Experiment des amerikanischen Mediziners Bruce Moseley. An der besagten randomisierten Studie haben 180 Personen mit Arthrose am Knie teilgenommen und das Ergebnis war eindeutig: 100 Prozent der Probanden wurden durch den Glauben an die Heilung geheilt.

Das innere Gleichgewicht wieder herzustellen ist laut Dr. Rolf Merkle die Basis für die Heilung. Der Psychotherapeut meinte weiter:

Jeder Arzt kann nicht mehr tun, als die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen, damit der innere Arzt und die im Menschen innewohnenden Selbstheilungskräfte in Tätigkeit treten können“

Der Artikel erschien zuerst bei visiontimes.net



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