Dufte Lösung: Aromatherapie hilfreich bei Geruchsverlust durch Long COVID

Long-COVID-Patienten, die an einem verlorenen Geruchssinn leiden, finden zunehmend Hoffnung in der traditionellen chinesischen Medizin – und der Aromatherapie.
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Zurück zu den Klassikern: Traditionelle chinesische Medizin bietet Alternativen bei der Behandlung von Long COVID.Foto: iStock
Von 13. September 2023

Seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie haben zahlreiche Menschen mit Langzeitfolgen oder auch Long COVID zu kämpfen. Zu ihnen gehört die 29-jährige Frau Chen. Nach einer Infektion mit dem Coronavirus büßte sie ihren Geruchssinn ein, was sie weder angenehme noch unangenehme Gerüche wahrnehmen ließ. Diese Beeinträchtigung wirkte sich negativ auf ihre Lebensqualität aus. Zudem leidet sie unter Erschöpfungszuständen.

Sie wandte sich an Dr. Lee Choi-Keung. Der Arzt für traditionelle chinesische Medizin (TCM) an der Taiwan Jinhe Traditional Chinese Medicine Clinic diagnostizierte bei Frau Chen einen auffälligen Zungenbelag, geschwächte Milz und schwachen Magen. Als Therapieansatz verschrieb er ihr ein Pulver aus Xanthii Fructus (Spitzklette), ergänzt durch eine Lycium-Formel sowie Acori Tatarinowii Rhizoma (Acorus gramineus-Wurzelstock) und Asari Radix et Rhizoma (Haselwurzwurzel), um den Schleim zu lösen und die Lungen zu wärmen. Bereits nach vier Tagen Medikation zeigten sich erste Anzeichen einer Besserung ihres Geruchssinns. Nach einer Woche konnte sie deutlich intensivere Gerüche wieder erkennen.

Die gängige westliche Medizin fokussiert sich bei der Behandlung von Geruchs- und Geschmacksverlust überwiegend auf olfaktorisches Training, eine Rehabilitationsmethode, die jedoch nicht durchgehend erfolgreich ist. Im Gegensatz dazu setzt die traditionelle chinesische Medizin auf jahrtausendealte Theorien und Erfahrungen.

TCM führt Long COVID vornehmlich auf Funktionsstörungen der Lunge, der Milz und der Nieren zurück. Die passende medikamentöse Behandlung kann den Geruchs- und Geschmackssinn zwar wiederherstellen, jedoch bedarf es wegen der Interaktion mit dem Nervensystem einer gewissen Zeitspanne für eine vollständige Genesung. Es ist ratsam, so früh wie möglich medizinischen Rat einzuholen, allerdings besteht kein Anlass für übermäßige Besorgnis.

Phänomen Long COVID

Laut Daten der Weltgesundheitsorganisation waren bis August 2023 weltweit über 769 Millionen Menschen mit einer COVID-19-Infektion diagnostiziert worden. Zwischen 10 und 20 Prozent dieser Infizierten erlitten anhaltende Auswirkungen in Form von Long COVID. Zu den gängigen Langzeitsymptomen zählen unter anderem Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Husten, Brust- und Muskelschmerzen sowie sogenannter „Brain Fog“, also Konzentrations- und Denkstörungen.

Besonders auffällig ist der hohe Anteil von Personen mit Geschmacks- und Geruchsverlust: In Studien berichteten 40 bis 50 Prozent der COVID-19-Patienten über derartige sensorische Einschränkungen. Tests bestätigten bei bis zu 98 Prozent der Probanden einen Rückgang des Geruchssinns.

Eine umfangreiche Studie des „British Medical Journal“ (BMJ) aus dem Jahr 2022 widmet sich speziell den Störungen der Geruchs- und Geschmackssinne. Die Beeinträchtigungen können sich als Hypofunktion (verminderte Sensorik), als kompletter Funktionsverlust oder als Anomalie (veränderte Wahrnehmung) äußern. In einigen Fällen wurde sogar von Geschmacks- oder Geruchshalluzinationen berichtet.

Wissenschaftler haben 18 randomisierte Studien mit insgesamt 3.699 Teilnehmern durchgeführt, um die Erholungsraten dieser Sinne zu analysieren. 74,1 Prozent der Betroffenen erlangten ihren Geruchssinn innerhalb eines Monats wieder, nach zwei Monaten waren es 85,8 Prozent. Ähnlich verhielt es sich mit dem Geschmackssinn: Innerhalb von 30 Tagen erholten sich 78,8 Prozent, innerhalb von 60 Tagen 87,7 Prozent und nach drei Monaten waren es 90,3 Prozent. 98 Prozent der Patienten zeigten innerhalb von sechs Monaten eine vollständige oder weitgehende Genesung.

Allerdings erholen sich Frauen, die zu Beginn der Infektion starken Geruchsverlust und verstopfte Nasen haben, seltener vollständig. Zudem zeigt die Forschung, dass, auch wenn viele Menschen ihren Geruchs- oder Geschmackssinn in den ersten drei Monaten wiedererlangen, eine große Anzahl von ihnen langfristig Probleme damit hat.

Wie beeinflusst COVID-19 den Geruchssinn?

Eine im Dezember 2022 in „Science Translational Medicine“, einer Schwesterzeitschrift von „Science“, veröffentlichte Studie klärte die Hauptursache für den Geruchsverlust nach einer COVID-19-Infektion auf und lieferte damit eine Antwort für Millionen von Menschen, die weiterhin unter ihrem Geruchsverlust leiden.

Forscher untersuchten Gewebeproben aus der Riechschleimhaut von 24 Personen. Neun der Gewebeproben entstammten Patienten, die nach einer COVID-19-Infektion an anhaltendem Geruchsverlust, auch Anosmie genannt, litten. In der Riechschleimhaut dieser speziellen Patientengruppe konnten die Forscher eine deutliche Ansammlung von CD45+ Immunzellen sowie entzündliche Reaktionen feststellen.

Obwohl die Proben frei vom COVID-19-Virus waren, hielt die Entzündung an und die Anzahl der Riechneuronen war erheblich reduziert. Dies zeigt, dass die virale Infektion eine abnormale Immunreaktion im menschlichen Körper verursacht, welche die Riechneuronenzellen in der Nase weiterhin zerstört. Dies führt zu einem massiven Rückgang dieser Zellen und resultiert in einem Geruchsverlust.

Aromatherapie zur Sinneswiederherstellung

Auch Dr. Li Jialing äußerte sich zu Behandlungsoptionen für Menschen mit Störungen des Geruchs- oder Geschmackssinns. Die Ärztin, mit Doppelzulassungen in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) sowie der westlichen Medizin und spezialisiert auf Aromatherapie, sprach in der Sendung „Health 1+1“ auf NTDTV, einem Schwestermedium der Epoch Times.

Li, die zudem Leiterin der Fuqian Klinik für Traditionelle Chinesische Medizin ist, betonte zunächst die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung und riet vom Verzehr fettreicher Lebensmittel ab. Darüber hinaus empfahl sie die Anwendung ätherischer Öle, wobei die Auswahl spezifisch auf die individuelle Konstitution abgestimmt sein sollte. Als Beispiele nannte sie Zitrusöle, Eukalyptus, Patchouli, Rosenholz und echten Lavendel.

„Beim Einsatz ätherischer Öle ist Vorsicht geboten“, warnte Dr. Li. „Eine 100-prozentige Konzentration kann die Geruchsnerven irritieren und bei langanhaltender Anwendung die Sensibilität des Geruchssinns reduzieren. Ich rate, Trägeröle wie süßes Mandelöl oder Sonnenblumenöl hinzuzufügen und die Konzentration auf 5 bis 10 Prozent zu reduzieren. Sollte sich der Geruchssinn dadurch verbessern, kann die Konzentration schrittweise verringert werden, um den Genesungsprozess weiter zu fördern.“

Aktuelle Studien aus den USA unterstützen diese Ansicht. Sie zeigen, dass der gezielte Einsatz von ätherischen Ölen wie Rose, Zitrone, Eukalyptus und Nelke den Geruchssinn von COVID-19-Patienten schneller wiederherstellen kann. Insbesondere die Kombination aus visuellen Reizen in Form von Bildern der jeweiligen Düfte und dem Riechen der Öle schien den Heilungsprozess zu begünstigen.

Zur Wiederherstellung des Geschmackssinns schlug Dr. Li eine dreiphasige Herangehensweise vor: „In der Anfangsphase eignen sich kleinmolekulare Öle wie Zitrusöle. Für die abschließende Phase der Behandlung sind großmolekulare, harzige Öle wie Steingras, Sandelholz, Weihrauch oder Patchouli empfehlenswert. Die Auswahl sollte stets der individuellen Konstitution angepasst sein. Danach sollte die Intensität der Gerüche täglich justiert und sowohl klein- als auch großmolekulare ätherische Öle regelmäßig inhaliert werden.“

 

Hinweis: Einige der in diesem Artikel erwähnten Kräuter und Öle mögen nicht allgemein bekannt sein, sind jedoch häufig in Reformhäusern und asiatischen Lebensmittelmärkten erhältlich. Da der Organismus eines jeden Menschen einzigartig ist, wird dringend empfohlen, für eine individuelle Behandlung einen qualifizierten Arzt zu konsultieren.

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Aromatherapy to Improve Abnormal Sense of Smell and Taste From Long COVID“ (Deutsche Bearbeitung kr)



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