Einweg-Mundschutz ebenso wirksam wie teure N95-Atemschutzmasken – bei richtiger Anwendung

Im Falle einer normalen Grippe schützen teure Atemschutzmasken nicht besser vor Ansteckung mit der Krankheit als normale Mundschutz-Masken. Eine amerikanische Studie kam jedoch zu dem Ergebnis, dass die richtige Anwendung das Infektionsrisiko maßgeblich beeinflusst.
Von 26. Februar 2020

Eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass die Verwendung von N95-Atemschutzmasken im Vergleich zum einfachen Mundschutz im ambulanten Bereich zu „keinem signifikanten Unterschied“ bei der Ansteckung mit Grippe führt. Das heißt, teure Atemschutzmasken schützen nicht besser als billige.

Die Autoren um Dr. Lewis J. Radonovich weisen jedoch darauf hin, dass das korrekte Tragen maßgeblich die Effektivität der Maske beeinflussen – und dass der Schutz vor Keimen von außen nicht der eigentliche Zweck der Masken ist.

N95-Atemschutzmasken: teuer, unbequem, kaum besser

Chirurgische Gesichtsmasken filtern die Atemluft von Ärzten und Pflegepersonal und ver­hindern dadurch eine Infektion des Patienten“, schrieb das „Ärzteblatt“ Anfang September. „Für einen Schutz in die andere Richtung sind sie eigentlich nicht vorgesehen.“

Der einfache Mundschutz soll vor allem andere Menschen vor Ansteckung schützen. Durch den Filter können Aerosole oder Speicheltröpfchen, die beim Niesen oder Sprechen abgesondert werden, nicht entweichen. Ein gewisses Restrisiko jedoch bleibt, da die Masken nicht lückenlos an der Haut anliegen. Die Lücken sind umso größer, wenn Menschen den Mundschutz nur lässig tragen.

Während die einfachen Masken bei Amazon oder in Apotheken bereits ab etwa 20 Cent pro Stück erhältlich sind, kostet eine N95-Atemschutzmaske je nach Anbieter über zehn Euro. Aufgrund ihrer vorgefertigten Form liegen sie besser, aber ebenfalls nicht lückenlos, an der Gesichtshaut an, sodass auch hier ein Restrisiko bleibt. Fehlende Flexibilität gegenüber der Vliesmaske mindert zudem dem Tragekomfort.

Eine in der Zeitschrift „Clinical Infectious Diseases“ veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2012 beziffert den Vorteil der teuren Masken auf lediglich 5,3 Prozentpunkte. Demnach halten Mundschutzmasken 94,5 Prozent, N95-Atemschutzmasken 99,8 Prozent der Viren zurück. Auch hier gilt: sofern die Masken korrekt angelegt werden. Bei unsachgemäßer – aber eher realitätsnaher – Anwendung sinkt die Effektivität beider Schutzmasken auf unter 70 Prozent.

Praxistest belegt Effektivität von Mundschutz

Aufgrund dieser Ergebnisse führten die US-amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) eine neue Studie durch. Über vier Jahre wurden 2.862 Ärzte, Pflegekräfte oder anderes Personal mit Patientenkontakt in 380 gesundheitlichen Einrichtungen gebeten, in der Grippesaison entweder Mund- oder Atemschutzmasken zu tragen. Bei Anzeichen einer Erkrankung sollten weitere Untersuchung die Ansteckung mit Influenza A- oder B bestätigen.

Laut Radonovich kam es in diesem Zeitraum zu 400 bestätigten Grippeinfektionen. 207 (51,8 Prozent) aller Infektionen traten bei Trägern von N95-Atemschutzmasken auf. Das entspricht einer relativen Infektionsrate von 8,2 Prozent aller N95-Träger. In der Kontrollgruppe mit einfachem Mundschutz lag dieser Wert bei 7,2 Prozent. Insgesamt registrierten die Forscher 5.773 Meldung über grippeähnliche Symptome oder andere Atemwegserkrankungen, davon knapp die Hälfte (47,4 Prozent) bei N95-Trägern.

Trotz geringerem Tragekomfort gaben lediglich 10,6 Prozent der Mediziner an, ihre Atemschutzmaske selten oder nicht zu tragen. Den Mundschutz trugen 9,8 Prozent nicht. Setzt man diese beiden Werte ins Verhältnis, setzten sich die Nichtträger aus 52 Prozent N95-Trägern und 48 Prozent Mundschutz-Träger zusammen. Dies spiegelt sehr präzise die Verteilung der nachgewiesenen Grippeinfektionen wider.

Radonovich kommt daher zu dem Schluss, dass N95-Atemschutzmasken in der Grippesaison für Mediziner keinen Vorteil bieten. Bei korrekter Trageweise schützt ein einfacher Mundschutz sogar besser als die teuren Masken.



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