Energieräuber in der Dose: Wie Energydrinks dem Gehirn Kraft entziehen
In vielen Supermärkten werden Energydrinks beworben und angeboten. Sie enthalten meist Koffein, Aminosäuren und Kräuterextrakte, die uns schnell wach und konzentriert machen sollen. Doch es könnte Gefahren geben, die größer sind als die versprochenen Vorteile.
Energydrinks: Von der Genesungsstütze zum globalen Phänomen
Die heutige Beliebtheit von Energydrinks ist das Resultat mehrerer Jahrzehnte. Bereits 1929 setzte in Großbritannien mit der Einführung von Lucozade Energy (zunächst 1927 als Glucozade bekannt) ein erster Trend ein. Dieses auf Glukose basierende Getränk wurde ursprünglich als Nahrungsergänzungsmittel für genesende Patienten, insbesondere für solche mit Grippe, vermarktet.
Zwei Jahrzehnte später, 1949, wurde in Chicago mit Dr. Enuf das erste kohlensäurehaltige Energiegetränk auf den US-Markt gebracht. Mit einer Mischung aus Koffein, B-Vitaminen und Zucker wurde es schnell beliebt.
Jedoch war es Red Bull, das 1987 in Österreich eingeführt wurde, welches Energydrinks auf die weltweite Bühne katapultierte. Durch dynamische Werbekampagnen und eine Kombination aus Koffein, Taurin, B-Vitaminen und Zucker setzte Red Bull den Standard für Energiegetränke, den viele Marken heute übernehmen.
Aktuell umfasst der globale Markt für Energie- und Sportgetränke beachtliche 159 Milliarden Dollar, wobei allein die Käufe in den USA einen Anteil von nahezu 14 Milliarden umfassen.
Doch es sind nicht nur Erwachsene, die den Kick dieser Getränke suchen. Auch Jugendliche greifen zu Energydrinks, sei es für die Schule oder sportliche Aktivitäten. Dennoch haben einige Bildungseinrichtungen aufgrund des hohen Zucker- und Koffeingehalts Verbote erlassen. Die Befürchtung: Die Getränke könnten zu einem schnellen Energieverlust führen und so das konzentrierte Lernen behindern.
Die versteckten Gefahren von Energydrinks
Energydrinks, die für ihre Fähigkeit gelobt werden, kurzfristig die Wachsamkeit und Konzentration zu steigern, sind zugleich Gegenstand wachsender gesundheitlicher Bedenken. Omar Eliwa, ein in Wisconsin registrierter Apotheker, warnte vor dem übermäßigen Konsum solcher Getränke, da sie in ihrer aktuellen Zusammensetzung das Gehirn überfordern könnten. Langfristig könnten dadurch schwerwiegende Probleme wie Gedächtnisverlust, Zellalterung, Nährstoffmangel und Stoffwechselstörungen auftreten.
In einem im Jahr 2020 in der Fachzeitschrift „Anatomy and Cell Biology“ veröffentlichten Artikel wurde beschrieben, dass koffeinhaltige Energydrinks neurodegenerative Veränderungen im Hippocampus verursachen können, einem Bereich des Gehirns, der für das Langzeitgedächtnis verantwortlich ist. Dies ist besonders alarmierend, wenn man bedenkt, dass ein übermäßiger Zuckerkonsum, der oft mit diesen Getränken einhergeht, das Risiko einer Insulinresistenz erhöht. Diese Resistenz beeinträchtigt die Fähigkeit der Zellen, Glukose aufzunehmen, was wiederum zu weiteren neurodegenerativen Problemen und einer beschleunigten Alterung des Gehirns führen kann.
Darüber hinaus wurde in einer 2021 veröffentlichten Studie festgestellt, dass Insulinresistenz die Entstehung von Alzheimer fördert.
Zudem könnten die in vielen dieser Getränke enthaltenen Lebensmittelfarbstoffe, insbesondere Rot 40, die Absorption essenzieller Mineralien hemmen und möglicherweise ADHS-Symptome bei Kindern verschlimmern. Studien aus den Jahren 2007 und 2012 legen nahe, dass der Konsum von künstlichen Farbstoffen die Hyperaktivität bei Kindern erhöhen kann.
Zu den physischen Auswirkungen zählen Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schlafstörungen, die von regelmäßigen Konsumenten von Energydrinks berichtet werden. Dr. Tummala merkt an, dass Koffein den Schlafzyklus stören und zu Dehydrierung führen kann, wodurch Müdigkeit und Konzentrationsschwäche auftreten können.
Bei einem plötzlichen Verzicht auf Energydrinks können Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen auftreten. Zusätzlich zu diesen Problemen gibt es Berichte über durch Energydrinks verursachte Angstzustände, die durch die Erhöhung bestimmter Stresshormone ausgelöst werden.
In jüngster Zeit mehren sich die Bedenken über einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Energydrinks und dem Auftreten von Krampfanfällen. Laut einem kürzlich im „Nutrition Review“ veröffentlichten Artikel könnte das in diesen Getränken enthaltene Koffein die Freisetzung der erregenden Neurotransmitter Glutamat und Dopamin stimulieren. Gleichzeitig wird die Reaktionsfähigkeit auf GABA, einen hemmenden Neurotransmitter im Zentralnervensystem, reduziert. Dies könnte dazu führen, dass die Schwelle für das Auftreten von Krampfanfällen gesenkt wird.
Bemerkenswert ist, dass in einigen Fällen die Krampfanfälle aufhörten, sobald die betroffenen Personen den Konsum von Energydrinks einstellten.
Gesundheitsrisiken: Von Diabetes bis Herzproblemen
Weltweit nehmen die Bedenken bezüglich der gesundheitlichen Auswirkungen von Energydrinks zu. Eine Folge zeigt sich in Polen: Das Land hat gerade den Verkauf von Energydrinks mit Taurin und Koffein an Minderjährige untersagt.
Diabetes
„Unsere Kinder werden durch diese Getränke mit einem raschen Zuckeransturm konfrontiert, der eine Basis für Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes schafft“, warnt Dr. Tummala. Der hohe Zuckergehalt in Energydrinks kann eine Insulinresistenz fördern, was zu erhöhten Blutzuckerspiegeln führt. Über einen längeren Zeitraum betrachtet kann dies zu Prädiabetes und schließlich zu Typ-2-Diabetes führen.
Stress
Energydrinks sind nicht nur Energielieferanten. Sie können auch zur Überproduktion von Stresshormonen führen. Inhaltsstoffe wie Koffein stimulieren die Nebennieren, was zu einer übermäßigen Freisetzung von Cortisol, dem Stresshormon, führt. Eine chronische Überbelastung der Nebennieren durch ständigen Konsum kann zu Erschöpfungszuständen und einer verminderten Stressreaktion führen.
Herzprobleme
Dr. Tummala hebt hervor: „Der erhöhte Koffeingehalt in Energydrinks kann zu Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall zum plötzlichen Herztod führen.“ Ein im Jahr 2022 veröffentlichter Forschungsbericht, basierend auf Studien mit Kaninchenherzen, deutet darauf hin, dass Koffein und Taurin den Herzrhythmus und die elektrische Rückstellung des Herzens negativ beeinflussen können, was das Risiko von Herzrhythmusstörungen erhöht. Es gibt auch dokumentierte Fälle beim Menschen, in denen ein übermäßiger Konsum von Energydrinks zu akutem Herzversagen geführt hat.
Gesündere Getränke als Alternative
Anstelle der oft zucker- und koffeinhaltigen Energydrinks können natürliche Alternativen, nachhaltige Energie und verbesserte Konzentration bieten, und das ganz ohne gesundheitliche Bedenken.
Einfache körperliche Betätigungen, selbst ein gemütlicher Spaziergang, können effektiv Stress abbauen, die Energie steigern und das geistige Wohlbefinden fördern.
Für eine erfrischende Abwechslung sorgt Sprudelwasser, verfeinert mit einem Hauch Fruchtsaft. Es erinnert an Limonade, ist jedoch reich an Antioxidantien. Auch Kräutertees wie Hibiskus oder Rooibos sind reich an Antioxidantien und bieten zudem eine Fülle an gesundheitsfördernden Pflanzenstoffen.
Es ist von essenzieller Bedeutung, dass Eltern sich der Getränkeauswahl ihrer Sprösslinge bewusst sind. Apotheker Eliwa mahnt zur Vorsicht: „Ein Hauptkritikpunkt meinerseits an Energydrinks ist die oft irreführende Werbung, die den Konsumenten im Unklaren darüber lässt, was ihm tatsächlich angeboten wird. Es gilt, aufmerksam zu sein: Kontrollieren Sie die Inhaltsangaben und Etiketten“, betont er. „Unsere Aufgabe ist es, unsere Kinder zu schützen.“
Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „How Energy Drinks Are Draining Your Brain’s Power“ (Deutsche Bearbeitung kr)
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