Epidemie der Fettleibigkeit – Ist Stillen die Lösung?

Obwohl längst Sensibilisierung und Präventionsmaßnahmen zum Thema Adipositas bei Kindern stattgefunden haben, steigt die Zahl der fettleibigen Kinder weiter an. Nicht nur in Amerika wird eine Prävalenz zum Übergewicht nachgewiesen, auch in Europa und in Entwicklungsländer werden alarmierende Werte erhoben.
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Ein häufiger Tipp für stillende Mütter: "In Ruhe und Gelassenheit stillen. Sich dem intimen Moment zwischen der Mutter und dem Kind hingeben und Ablenkungen bestmöglich vermeiden." Kann damit ein öffentlicher Ort gemeint sein?Foto: iStock
Von 29. September 2019

Obwohl längst Sensibilisierung und Präventionsmaßnahmen zum Thema Adipositas bei Kindern stattgefunden haben, steigt die Zahl der fettleibigen Kinder weiter an. Nicht nur in Amerika wird eine Prävalenz zum Übergewicht nachgewiesen, auch in Europa und in Entwicklungsländer werden alarmierende Werte erhoben.

In der Tat ist auch zu erkennen, dass einige Entwicklungsländer, trotz niedrigen Einkommens und anhaltend hoher Unterernährung, stetig steigernde Adipositasraten bei Kindern melden. Dieses Phänomen wurde in der Studie „Nutrition in the First 1000 Days: The Origin of Childhood Obesity“ untersucht.

 Wir haben es mit einer echten Epidemie zu tun, mit potenziell verheerenden Folgen, insbesondere wenn man bedenkt, wie schwer die gesundheitliche Belastung durch die von Kindern ausgehende Adipositas im Erwachsenenleben ist.“

Was kann dagegen unternommen werden? Es zeigte sich in mehreren Studien, dass Stillen als Prävention zur Adipositas wirksam ist.

Auch das „europäische Institut für Stillen und Laktation“ schreibt dazu: „Der Effekt war dosisabhängig. Längeres ausschließliches Stillen schützte besser als Teilstillen oder kürzeres Stillen. Abstillen vor dem 6. Monat war gegenüber ausschließlichem Stillen mit einem dreifach erhöhten Risiko für Übergewicht im ersten Lebensjahr assoziiert“.

Schutz und Förderung des Stillens

Seit die WHO und UNICEF 1989 das Dokument „Stillen – Schutz Förderung und Unterstützung“ (1989) veröffentlichten, wurden laufend Empfehlungen ausgegeben und Studien gesponsert. Darüber hinaus wird im „EU Aktionsplan zur Förderung des Stillens“ auf die Wichtigkeit der Implementierung der „Bindung“, „Entwicklung“ und des „Stillen“ B.E.St, hingewiesen.

Die Prognose für das Gesundheitswesen lautet: zukünftig wird die Mehrkostenbelastung durch Übergewicht ansteigen. Das Max Rubner-Institut hatte von der Regierung den Auftrag erhalten, Forschungen zur Vermeidung von Übergewicht bei Kindern nachzugehen. In Bezug auf die industriell hergestellte Babynahrung gibt das Institut bekannt, den Einfluss auf die kindliche Zell- und Organentwicklung zu untersuchen. Hierbei werden die Einflussfaktoren

  • mütterliche Adipositas,
  • hohe Gewichtszunahme der Mutter in der Schwangerschaft und
  • Verletzbarkeit der Schwangeren,

genauer untersucht.

Laut diesen Angaben wird bei der Forschung dem zellulären Einwirken von Säuglingsnahrung keine Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl die Komplexität der genetischen Anlage für Fettleibigkeit im Säuglingsalter als ein multifaktorielles Geschehen angenommen wird. Dennoch berücksichtigt das Präventionsgesetz die frühkindliche Ernährung zu wenig und die nationale Studienkohorte schließt ihn komplett aus – so das Ärzteblatt.

Taktik der Nationale Stillkommission: Öffentliche Plätze sollen stillfreundlicher werden

Obwohl die Werbetrommeln für das Stillen immer wieder aktiviert werden, gibt jede dritte Mutter an, ihr Kind nur „für einige Tage oder Wochen“ gestillt zu haben – mit den darauf folgenden Monaten sinkt die Zahl weiter. Die Gründung der Stillkommission 1994 hat zum Ziel, die nationale Entwicklung einer neuen Stillkultur zu fördern.

Es soll wieder soweit kommen, dass Muttermilch als die normale Ernährung für Säuglinge angesehen wird. Die Nationale Stillkommission berät die Bundesregierung auch hinsichtlich der Stillförderung im Land. Dafür sind Strategien für die politischen Interventionen erarbeitet worden und ebenso Empfehlungen für Schwangere und Stillende – in Form von „Faktenblättern“ – veröffentlicht worden.

„Die BBF-Medienanalyse aus 2017 zeigt eine geringe Medienpräsenz von Stillthemen und, dass Stillen bislang eher kontrovers sowie teils negativ dargestellt wurde. Eine Studie der NSK weist darauf hin, dass Stillen von der Bevölkerung überwiegend neutral wahrgenommen würde, jedoch stehe ein Viertel der Bevölkerung dem Stillen in der Öffentlichkeit ablehnend gegenüber, v. a. an bestimmten Orten (z. B. im Restaurant oder Café).“

Zu diesem Schluss sind Expertinnen und Experten aus den Bereichen Politik, Praxis, Wissenschaft und Medien gekommen, als sie 54 internationale BBF-Kriterien der Universität Yale analysierten.

Die Renaissance des Stillens

Sowohl im europäischen wie auch internationalen Vergleich genießen stillende Mütter in Deutschland relativ viel Akzeptanz. Dennoch erachtet es die Bundesministerin Julia Klöckner und die „Nationale Stillkommission“ nach wie vor für zwingend notwendig, zu handeln und aufzuklären. Dieser Meinung ist auch Hermann Onko Aeikens, Staatsekretär des Bun­desministeriums für Ernährung und Landwirtschaft:

 Stillförderung ist ein wichtiges nationales Anliegen, das mit Blick auf ganz Deutsch­land gestaltet werden muss“

Abschließend stellt sich jedoch die Frage, bis zu welchem Grad Stillen in der Öffentlichkeit adäquat ist. 2015 sorgte die argentinische Politikerin Victoria Donda Pérez beispielsweise für Aufregung, indem sie während einer parlamentarischen Debatte ihre 8 Monat alte Tochter zu Stillen begann. Damals erntete sie für diese Handhabung sowohl Lob als auch Abneigung.



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