Erziehung: Stehlt den Kindern die Probleme nicht (+Video)

Helikoptereltern machen es Kindern schwer, die Hürden des Lebens zu meistern und Verantwortung zu übernehmen. Wer im Kindesalter zu sehr umsorgt und verwöhnt wurde und kaum Probleme bewältigen musste, der steht später immer öfter das Studium oder die Lehre nicht durch und flieht vor Konflikten.
Titelbild
Immer mehr Eltern haben sich kleine Könige und Königinnen herangezogen, die ihnen dann auf der Nase herumtanzen.Foto: fotolia.com
Epoch Times25. Mai 2016

„Helikoptereltern sind Eltern, die permanent über ihren Kindern schweben, jede erahnbare Gefahr im Voraus wegräumen, um ihren Kindern den Start ins Leben so einfach wie möglich zu machen“, sagt Psychologe und Erziehungswissenschaftler Albert Wunsch im Interview mit der „Huffingtonpost“.

Kinder wachsen an ihren Aufgaben

Nur wachsen diese Kinder an ihren Hürden. Sind diese aber aus dem Weg geräumt, bleibt das persönliche Wachstum auf der Strecke.

Helikoptereltern machen zur Not lieber selber die Schulaufgaben, als das Kind dumm dastehen zu lassen. Sie legen sich lieber mit dem ganzen Lehrerkollektiv an, als sich einzugestehen, dass sie einen verwöhnten und gefühlskalten Zögling großgezogen haben.

Verwöhnen ist schlimmer als Verwahrlosung und Desinteresse

Der neue Typ Eltern rettet seine Kinder ständig aus brenzligen Situationen. Der Nachwuchs regelt nicht selbst. Er wird geregelt. Und das macht passiv und frustriert. Die Eltern würden die Fähigkeiten ihrer Kinder zu geringschätzen, so Wunsch. In den USA spricht man mittlerweile sogar schon von den elterlichen „Rettungs-, Kampf- und Transport-Hubschraubern".

„Verwahrlosung, Ignoranz und Desinteresse richten gar weniger Schaden in Kinderseelen an als jener Narzissmus, der den Nachwuchs glücklich und erfolgreich sehen will, um sich selbst als kompetent zu erleben“, beschreibt der dänische Familientherapeut Jesper Juul die Situation.

Selbstbestätigung über die Kinder

Das geschieht, weil die Eltern „permanent bei sich selbst sind, ihren Kindern nichts zutrauen“, blickt Wunsch einmal tiefer. Sie wollen eigene Ziele verwirklichen und das geschieht – ob bewusst oder unbewusst – über die Kinder. Eigenständige Kinder könnten so gar nicht heranwachsen.

Auch würden heutige Eltern sehr stark klammern. Frühere Eltern „hatten sechs oder acht Kinder. Wenn da mal einer bisschen weniger gut geraten war, hat das in der ganzen Sippe noch nicht alles durcheinander gebracht“, vertieft Wunsch seine Erklärungen.

Wer nur ein Kind hat, projiziere die eigenen Vorstellungen auf dieses eine Kind. Die Zöglinge werden dann asozial in dem Sinne, dass sie sich in die Gemeinschaft wenig einbringen und einfühlen können.

Empathie ist so wichtig

„Um Empathie entwickeln zu können, muss man selbst Empathie erfahren haben“, sagt Wunsch. Doch die modernen Eltern haben gar nicht versucht, sich in die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes hineinzuversetzen. Die Eltern bekommen im Gegenzug den Spiegel vorgehalten. Die Kinder verhalten sich respektlos, fordern immer nur und nehmen wenig Rücksicht.

Oftmals treten Helikopterkinder überzogen selbstbewusst in Erscheinung. In Wirklichkeit überdecken sie damit ihre fehlenden und nie erlernten sozialen Fähigkeiten. Verwöhnte Teenager brechen dann häufig das Studium oder die Lehre ab. Es fehlt an Duchhaltevermögen, Stabilität, Selbstbewusstsein und Selbstverantwortung.

Die betroffenen Eltern müssen zunächst einmal erkennen, wie sehr sie ihren Kindern schaden, wenn sie sie verwöhnen und ihnen alle Schwierigkeiten abnehmen. (kf)



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