Ewiges Leben: Altos Labs soll in 25 Jahren wertvollstes Unternehmen der Welt sein

Risikoinvestor Robert Nelsen hält es für möglich, dass das Unternehmen Altos Labs in 25 Jahren mehr als 1.000 Milliarden Dollar wert ist. Das Start-up will Zellen reprogrammieren.
Altos Labs
Foto: Screenshot von der Website von Altos Labs
Von 8. Juni 2023

Mehr als 1.000 Milliarden US-Dollar soll die Marktkapitalisierung des erst im Vorjahr gegründeten Unternehmens Altos Labs im Jahr 2048 betragen. Damit wäre es wertvoller als Apple, Microsoft oder Saudi Aramco es heute sind. Für möglich hält dies der Risikoinvestor Robert Nelsen, wie er jüngst im Rahmen einer Biopharma-Konferenz geäußert hatte. Einzige Voraussetzung: Das Geschäftskonzept muss aufgehen.

„Bis 2050 Kliniken und Pharma überflüssig machen“

Die Ambitionen von Altos Labs könnten größer kaum sein. Nelsen erklärte, das Start-up habe das Potenzial, „die Krankenhäuser und die Pharmaunternehmen überflüssig zu machen“. Er denke, dass dies „bis 2050 der Fall sein wird“, zitiert ihn die „Handelszeitung“.

Der Ökonom und Biologe Nelsen ist Gründungspartner des Risikoinvestmentkonzerns Arch Ventures. Von mehr als 150 Unternehmen, als deren Business Angel er sich präsentierte, schafften es etwa 40 zum sogenannten Einhornstatus. Darunter versteht man eine Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar für Start-ups. Eines seiner erfolgreichen Projekte war dabei unter anderem das Unternehmen Illumina, das sich der Gensequenzierung widmet.

Verweis auf intensive Zusammenarbeit mit namhaften Wissenschaftlern

Altos Labs will seiner Eigenbeschreibung zufolge „die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Zellen durch Zellverjüngungsprogramme wiederherstellen“. Dadurch erhofft man sich die Möglichkeit zur Beseitigung von Krankheiten, Verletzungen und Behinderungen, die im Laufe des Lebens auftreten können.

Partner seien dabei „führende Wissenschaftler, Kliniken und Führungskräfte aus dem akademischen Bereich und der Industrie“. Unter diesen seien auch Nobelpreisträger. Diese sitzen auch im Verwaltungsrat und gehören zu den Beratern des im Silicon Valley angesiedelten Unternehmens.

Altos habe es sich zur Aufgabe gemacht, „die tiefgreifende Biologie der zellulären Verjüngungsprogrammierung zu entschlüsseln“. Man wolle die damit zusammenhängenden Forschungspotenziale „mit der Geschwindigkeit, dem Auftrag und dem Fokus eines Privatunternehmens entwickeln“. Der Erfolg des Unterfangens werde dabei „von einer Kultur der intensiven Zusammenarbeit, der Begeisterung und der Offenheit abhängen“.

Manager und Förderer von Altos Labs entstammen durchweg dem Silicon Valley

Gemessen daran, dass Altos Labs die Pharmaindustrie überflüssig machen will, gehören zahlreiche langjährige Manager und Partner derselben zu dessen Protagonisten. Das schweizerische Alternativmedium „Transition News“ nennt einige Namen, die zu den Gründern oder Investoren gehören sollen.

An der Spitze steht CEO Hal Barron, der zuvor bei GlaxoSmithKline und einem von Google finanzierten Unternehmen tätig war, das sich der Biologie des Alterns verschrieben hat. Co-Präsident Richard Klausner war unter anderem Mitarbeiter des National Institutes of Health (NIH) sowie des National Cancer Institutes (NCI). Von 2002 bis 2005 war er Executive Director bei der Bill & Melinda Gates Foundation. Nelsen kennt er spätestens von der Zusammenarbeit beim Aufbau von Illumina.

In Altos Labs investiert haben auch schon Amazon-Gründer Jeff Bezos und Yuri Milner, Gründer des Risikokapitalgebers DST Global. Dieser war bereits Investmentpartner beim Aufbau von Facebook, Twitter, Snapchat, Spotify, Alibaba oder Wish.

Altos Labs will unterschiedliche Ansätze weiterentwickeln

Die Umprogrammierung von Zellen zur Umkehrung von Krankheiten und Alterungsprozessen gilt als ein Forschungsgebiet mit erheblichem Potenzial. Gearbeitet wird in diesem Bereich mit unterschiedlichen Ansätzen, von denen man sich Durchbrüche für zukünftige medizinische Anwendungen erhofft.

Einer davon ist die Umprogrammierung von Zellen in sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen – auch bekannt als iPS-Zellen. Dabei kommt es zur genetischen Umprogrammierung von spezialisierten Zellen, etwa Hautzellen, in einen pluripotenten Zustand. Die so gewonnenen iPS-Zellen haben das Potenzial, sich in verschiedene Zelltypen zu differenzieren. Auf diesem Wege erhofft man sich Erfolge in der Bekämpfung von Krankheiten.

Noch bekannter sind Technologien wie die CRISPR-Cas9-Genschere. Diese sollen eine gezielte Modifizierung von Genen ermöglichen – was ebenfalls der Bekämpfung von Krankheiten oder der Verlangsamung des Alterungsprozesses dienlich sein könne. Die gezielte Modifikation von Genen soll eine Korrektur schädlicher Mutationen ermöglichen oder die Expression bestimmter Gene aktivieren oder deaktivieren.

Vertrauen der Investoren in den Sektor noch ausbaufähig

All diese Bereiche stellen zwar dynamische und sich schnell entwickelnde Forschungsgebiete dar. Dennoch stehen sie erst am Anfang und sind noch weit davon entfernt, eine etablierte und allgemein verfügbare medizinische Behandlung zu sein. Zu viele Fragen rund um Machbarkeit, Sicherheit, Wirksamkeit und soziale Verträglichkeit dieser Ansätze sind noch offen.

Außerdem ist das Interesse von Investoren in letzter Zeit rückläufig gewesen. Möglicherweise auch aufgrund zu hoher Erwartungen an moderne Biotechnologien wie die mRNA-Forschung ist nach Corona die Investitionssumme geringer geworden.

Dies ging auch an Altos Labs nicht spurlos vorüber. Trotz eines Startkapitals von zwei Milliarden US-Dollar blieb der Langlebigkeitssektor insgesamt im Jahr 2022 bei einer Gesamtinvestitionssumme von 5,2 Milliarden. Das war um eine Milliarde weniger als im Jahr zuvor, legt ein Bericht des Unternehmens Longevity.Technology nahe, den „FierceBiotech“ zitiert.
Von den laufenden Finanzierungsgeschäften in diesem Sektor wurden sogar nur 130 Verträge unterzeichnet oder verlängert. Das war die niedrigste Zahl seit 2017.



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