Forscher lassen durch Hirnmanipulation Süßes bitter schmecken und umgekehrt

Bei Mäusen ist es gelungen, das Gehirn zu manipulieren, damit bittere Nahrung wie Süßes schmeckt - und umgekehrt. Das Forscherteam benutzte Laserstrahlen, um Neuronenverbindungen zur Bitter- oder Süßregion bei den Labormäusen anzuregen.
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Ist das nicht fantastisch?Foto: fotolia.com
Epoch Times31. Mai 2018

Wäre Schokolade nicht so schön süß und bitterer kalorienarmer Spinat ein Hochgenuss, dann wäre eine Diät für viele Menschen kein Problem. Ihnen könnte eine Studie von US-Forschern Hoffnung machen, denen eine Umpolung der Geschmackswahrnehmung gelungen ist – allerdings bislang nur bei Mäusen. Die Neurowissenschaftler sehen darin einen Ansatz zur Bekämpfung von Fettleibigkeit, wie sie am Mittwoch im Fachblatt „Science“ darlegten.

In einer Erklärung des Zuckerman-Instituts der New Yorker Columbia-Universität hieß es, die Studie der Hirnwissenschaftler befasse sich mit „neuen Strategien zum Verständnis und zur Behandlung von Essstörungen einschließlich Fettleibigkeit und Magersucht“. Die Studie konzentriert sich auf die Amygdala. Beim Menschen ist dies ein System aus mandelgroßen Organen im Schläfenlappen, das eine wichtige Rolle spielt bei Emotionen wie Furcht und Lust sowie bei Motivation, Überlebensinstinkt und Stressbewältigung.

In früheren Studien sei nachgewiesen worden, dass es eine direkte Verbindung zwischen der Amygdala und dem Geschmackskortex im Gehirn gebe, erläuterten die Forscher. Ihnen sei nun in Experimenten mit Mäusen der Nachweis gelungen, dass die Amygdala wie der Geschmackskortex über separate Regionen verfügen, die für die Wahrnehmung von süßen und von bitteren Geschmäckern zuständig seien.

Seine Kollegen und er hätten daher diese Hirnregionen unabhängig „manipulieren und die sich daraus ergebenden Verhaltensänderungen überprüfen“ können, erklärte der Ko-Autor der Studie, Li Wang. Das Team benutzte Laserstrahlen, um Neuronenverbindungen zur Bitter- oder Süßregion bei den Labormäusen anzuregen.

Bei Stimulierung der Süßregion reagierten die Mäuse auf normales Wasser, als wäre es eine süße Leckerei. Die Forscher konnten jedoch auch die Geschmacksempfindung von süß in bitter ändern oder umgekehrt. In einem weiteren Experiment, bei dem die Wissenschaftler die Amygdala-Verbindungen „ausschalteten“, nicht aber die Geschmacksfunktion des Kortex, fraßen die Mäuse, ohne eine besondere Vorliebe für Süßes oder Abneigung gegenüber Bitterem zu zeigen.

„Es wäre so, als nähmest du einen Bissen von deinem Lieblingsschokoladenkuchen, ohne dabei Genuss zu empfinden“, erklärte Wang. „Und nach ein paar weiteren Happen hörst du auf, von dem Kuchen zu essen, den du normalerweise heruntergeschlungen hättest.“

Wang und seine Kollegen leiten von ihrer Studie ab, dass für die Geschmackswahrnehmung im Gehirn ein komplexes System aus eigenständigen Einheiten zuständig ist, die „einzeln isoliert, modifiziert oder entfernt werden“ könnten. Ein Nachweis, dass ihre Methode auch beim Menschen funktioniert, steht allerdings noch aus. (afp)



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