Forschung: Zusammenhang zwischen Eisenmangel und erhöhtem Risiko für Parkinson

Eisenmangel ist weltweit der häufigste Nährstoffmangel und kann ernste Gesundheitsprobleme wie Demenz und Parkinson auslösen. Welche Rolle spielt Eisen im Körper?
Titelbild
Eisenmangel kann weitreichende Folgen haben: Wie unser Gehirn darunter leidet.Foto: iStock
Von 1. September 2023

Eisenmangel betrifft etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung und ist damit der häufigste Nährstoffmangel weltweit. Die Folgen dieses Mangels sind weitreichend und variieren je nach Altersgruppe.

Bei Kindern kann Eisenmangel die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen. Bei Erwachsenen kann er das Risiko für Demenz erhöhen. Unabhängig vom Alter sind die kognitiven Fähigkeiten oft eingeschränkt, das Immunsystem wird geschwächt.

Während es üblich ist, Kinder und schwangere Frauen auf Anämie zu testen, werden Erwachsene oft vernachlässigt. Das Fehlen einer Routineüberprüfung kann dazu führen, dass ein Eisenmangel lange Zeit unerkannt bleibt. Insbesondere, weil die ersten Symptome so subtil sein können, dass sie über Monate oder sogar Jahre unbemerkt bleiben.

Die vielseitige Rolle von Eisen

Die meisten Menschen sind sich bewusst, dass ein Mangel an Eisen zu Anämie, also einem Mangel an roten Blutkörperchen, führen kann.

Eisen spielt eine Schlüsselrolle bei der Herstellung von Hämoglobin. Dieses Protein ist nicht nur für die rötliche Färbung der Blutzellen verantwortlich, sondern auch für den Sauerstofftransport im gesamten Körper.

Allerdings sind die Aufgaben von Eisen weitaus vielfältiger und reichen über die reine Sauerstoffversorgung hinaus.

1. Neurodegenerative Erkrankungen

Eisen ist unverzichtbar für die Energieerzeugung im Körper. In nahezu jeder unserer Zellen befinden sich Mitochondrien, die oft als die „Kraftwerke der Zelle“ bezeichnet werden. Sie sind verantwortlich für die Produktion von Energie, die wir für alles Mögliche benötigen, sei es für körperliche Leistungen wie das Heben schwerer Gewichte oder für geistige Prozesse wie das Denken. Diese generierte Energie wird als Adenosintriphosphat, kurz ATP, bezeichnet.

Ein Mangel an Eisen hat direkte Auswirkungen auf die Fähigkeit der Zellen, ATP zu produzieren. Das kann zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen, einschließlich Krankheiten, die das Nervensystem angreifen, auch neurodegenerative Erkrankungen genannt.

Parkinson-Krankheit

Ein Mangel an Eisen kann die Energieproduktion in den Nervenzellen, auch Neuronen genannt, beeinträchtigen. Dieses Energie-Defizit ist besonders problematisch für Neuronen, die Dopamin produzieren, einen Botenstoff, der für viele wichtige Funktionen im Körper benötigt wird.

Ein Defizit an Dopamin ist einer der Hauptfaktoren bei der Entstehung der Parkinson-Krankheit. Wenn diese Dopamin-produzierenden Neuronen nicht genügend Energie haben, können sie nicht richtig funktionieren und sterben schließlich ab, was den Verlauf der Parkinson-Krankheit negativ beeinflussen kann.

Studien untermauern diese Beobachtung. Eine Forschungsarbeit stellte einen Zusammenhang zwischen niedrigen Eisenwerten und einer erhöhten Schwere der Parkinson-Symptome her. Eine weitere Studie legt nahe, dass Anämie in der frühen Lebensphase ein Risikofaktor für die spätere Entwicklung der Parkinson-Krankheit sein könnte.

Demenz

„Eisen ist für die ordnungsgemäße Gehirnentwicklung und -funktion unerlässlich“, sagt Dr. Matt Angove, Arzt für Naturheilkunde, der Epoch Times. In einer Studie von 2020 mit über 26.000 Teilnehmern fand man heraus, dass Anämie ein Risikofaktor für Demenz ist. Die Forschung legt nahe, dass Eisenpräparate das Demenzrisiko bei Patienten mit Eisenmangel-Anämie reduzieren können. Eine Studie aus dem Jahr 2023 bestätigt, dass Eisenmangel mit einem erhöhten Demenzrisiko bei Frauen assoziiert ist.

„Angesichts der essenziellen Rolle, die Eisen bei der Bildung von Neurotransmittern und der Aufrechterhaltung der Myelinscheiden spielt, sind diese Befunde keineswegs überraschend“, erklärt Dr. Angove.

Myelinscheiden sind schützende Hüllen aus Protein und Fett, die die Nervenbahnen im Gehirn und im Rückenmark umgeben. Wenn diese Schichten geschädigt werden, spricht man von einer Demyelinisierung, die vorrangig als Ursache für Multiple Sklerose bekannt ist. Eine Studie, veröffentlicht im Journal of Clinical Investigation, ergab, dass Eisen bei der Reparatur solcher Schäden eine positive Wirkung haben kann.

2. Chronische Müdigkeit

Eine im Jahr 2020 im European Journal of Clinical Nutrition veröffentlichte Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Müdigkeit und Eisenmangel. Die Untersuchung bezog sich auf 224 hospitalisierte Patienten im Alter von 65 bis 95 Jahren. Erstaunlich war, dass 11 Prozent der Allgemeinbevölkerung und mehr als die Hälfte der Pflegeheimbewohner sowie stationären Patienten einen Eisenmangel aufwiesen.

Da Eisen entscheidend für den Sauerstofftransport im Körper ist, führt ein Mangel häufig zu Symptomen wie Müdigkeit und eingeschränkter Muskelfunktion. Interessant dabei ist, dass auch ein Eisenmangel ohne daraus resultierender Anämie bereits erhebliche Erschöpfungszustände hervorrufen kann.

3. Geschwächtes Immunsystem

Da Eisen eine Schlüsselrolle in den Funktionen des Kreislauf- und Nervensystems spielt, weist die Forschung darauf hin, dass es ebenfalls unerlässlich für ein leistungsfähiges Immunsystem ist.

Eisen ist nicht nur ein Baustein für die Grundabwehr unseres Körpers, die sogenannte angeborene Immunreaktion, sondern auch für die spezifische, adaptive Immunantwort. Interessanterweise konnte ein Mangel an Eisen mit ungünstigen Verläufen von COVID-19 in Verbindung gebracht werden.

Patienten, die an COVID-19 erkrankt waren, zeigten signifikant niedrigere Eisenwerte im Blut und erhöhte Mengen des Proteins Ferritin im Vergleich zu gesunden Individuen. Bemerkenswert ist, dass diese Werte auch zwei Monate nach Überwindung der Infektion noch nicht im Normalbereich lagen. Ferritin ist ein großes Eiweiß-Molekül innerhalb der Zellen, welches Eisen speichern kann und der wichtigste Eisenspeicher des Körpers. Daher ist der Ferritin-Wert die wichtigste Messgröße, um sich einen Eindruck über den Eisenstoffwechsel einer Person zu verschaffen.

„Ferritin fungiert als Akutphasenreaktant, und ein erhöhter Ferritin-Wert ist ein Indikator für entzündliche Prozesse im Körper“, erläutert Dr. Angove. „Während einer viralen Infektion entzieht der Körper dem Blutkreislauf Eisen und lagert es in Ferritin ein, um zu verhindern, dass Viren dieses essenzielle Element für ihre Vermehrung nutzen können.“

Wie Eisenmangel Körper und Geist beeinflusst

Eisenmangel ist ein Zustand, der jeden treffen kann. Bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Kinder, Frauen und ältere Menschen sind besonders anfällig. Im Kindesalter kann schnelles Wachstum Eisenmangel hervorrufen, der sich negativ auf vielfältige Bereiche der Entwicklung auswirkt – von der kognitiven Leistung bis hin zur emotionalen Reife. Es besteht sogar die ernsthafte Gefahr, dass dauerhafte neurologische Schäden entstehen könnten.

Bei Frauen stellt die Menstruation eine besondere Herausforderung dar. Sie verlieren monatlich Eisen durch die Regelblutung, was das Risiko für Anämie erhöht. Eine Studie mit 236 menstruierenden Frauen zeigte, dass mehr als ein Viertel anämisch waren und rund 60 Prozent einen erheblichen Eisenmangel aufwiesen.

Dr. Angove weist darauf hin, dass Eisenmangel auch bei sportlich aktiven Frauen ein unterschätztes Problem ist. Er schilderte den Fall einer 17-jährigen Volleyballspielerin, deren Arm während eines Spiels plötzlich taub wurde. Ursprünglich wurde eine Autoimmunerkrankung vermutet, doch es stellte sich heraus, dass ihr Ferritin-Wert extrem niedrig war. „Nachdem wir ihre Eisenversorgung optimiert hatten, war sie schon eine Woche später wieder voll im Turniereinsatz“, betont Dr. Angove.

Auch Schwangere sind stark gefährdet, da sie wegen des erhöhten Blutvolumens, des fötalen Wachstums und der Plazentabildung einen erhöhten Eisenbedarf haben. Eisenmangel ist daher während der Schwangerschaft keine Seltenheit.

Synergieeffekt von Vitamin C und Eisen

In unserer Nahrung existieren grundsätzlich zwei Formen von Eisen: Häm-Eisen, das wir vorrangig in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch und Geflügel finden, und Nicht-Häm-Eisen, das in pflanzlichen Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten, Blattgemüsen und angereichertem Getreide vorkommt.

„Während Häm-Eisen aus tierischen Quellen vom Körper effektiver absorbiert wird, lässt sich die Aufnahme von pflanzlichem Nicht-Häm-Eisen signifikant steigern, wenn man es zusammen mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln wie Zitrusfrüchten oder Beeren konsumiert“, erläutert die Ernährungsexpertin Laura Kauffman in einem Gespräch mit The Epoch Times.

Bei nachgewiesenem Eisenmangel, der durch Ferritinwerte unter 25 Nanogramm pro Milliliter gekennzeichnet ist, ist die Einnahme von eisenhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln häufig empfehlenswert. Diese können Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden oder Verstopfung mit sich bringen. Dr. Angove empfiehlt daher, auf spezielle Formen von Eisenpräparaten zurückzugreifen, nämlich hydrolysierte Vollprotein-Chelate. Natürlich ist auch der gezielte Verzehr eisenhaltiger Lebensmittel eine effektive Strategie zur Anhebung des Eisenspiegels.

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Iron: The Most Common Nutrient Deficiency, Linked to Parkinson’s and Compromised Immunity“ (Deutsche Bearbeitung kr)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion