Gestörte Darmflora: Wie Stress Krankheiten begünstigen kann

„Stress schlägt auf den Magen“, ist nicht bloß ein Sprichwort. Es deutet auf ein Zusammenspiel zwischen Kopf und Bauch hin, das die Wissenschaft bis heute beschäftigt. Der Darmflora des Körpers, die aus Billionen Mikroben, besteht, wird dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
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Verändertes Mikrobiom durch Stress kann Krankheiten auslösen. Symbolbild.Foto: iStock
Von 19. Juli 2023

Es ist Montagmorgen. Der Wecker klingelt zum wiederholten Mal. Ein Blick auf die Uhr zeigt: Verschlafen! Schnell frühstücken, Kinder zur Schule bringen, ab zur Arbeit. Im Kopf kreisen To-do-Listen und Termine. Für nicht wenige Menschen gehört Stress bereits zur Morgenroutine.

Normaler kurzfristiger Stress, etwa durch Muskelanstrengung, kann den Körper stärken. Er fördert Muskelaufbau, Stoffwechsel und Knochendichte. Angemessener Stress hilft, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Viele Menschen leben heute jedoch unter Dauerstress.

Moderner Stress

Moderner Dauerstress entsteht durch Umweltschadstoffe, negative Nachrichten in den Medien, Verschuldung oder ständige Handynutzung. Diese Art von Stress löst biochemische Veränderungen im Körper aus. Dazu gehören beispielsweise der Anstieg bestimmter Hormone, eine plötzliche Umstellung vom Ruhezustand in einen Kampf- oder Fluchtmodus.

In diesem Zustand stoppt die Verdauung und der Körper konzentriert sich auf das Überleben. Er beschleunigt den Herzschlag und lässt die Leber Glukose für einen Energieschub freisetzen.

Stress wirkt sich auf lange Sicht nicht nur negativ auf das Immunsystem aus. Er kann viele Symptome und Erkrankungen – von Asthma bis zu Magen-Darm-Problemen – verschlimmern. Auch bei schweren Erkrankungen wie Krebs und Herz-Kreislauf-Störungen spielt der Faktor Stress eine zentrale Rolle.

Es gibt offenbar einen Zusammenhang zwischen der Auswirkung von Stress und dessen Einfluss auf die Darmflora im menschlichen Körper. Diese symbiotische Gemeinschaft von Mikroben besteht aus Billionen Bakterien, Viren und Pilzen. Sie reagieren sehr sensibel auf Veränderungen in ihrer Umgebung – dem menschlichen Körper.

Dieser Einfluss erfolgt über die Darm-Hirn-Achse, eine Art Informationsautobahn zwischen dem Darm und dem Gehirn. Beide Enden senden und empfangen Nachrichten, die unzählige Prozesse im Körper beeinflussen. Störungen an einem Ende können zu Problemen am anderen Ende führen, einschließlich psychologischer und neurologischer Störungen.

Verbindung von Darm und Gehirn

Eine Forschungsübersicht aus dem Jahr 2019, die die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn untersuchte, legte nahe, dass die Mikroben hierbei eine große Rolle spielen. Sie produzieren viele wichtige Stoffwechselprodukte und beeinflussen die Produktion von Hormonen und Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin, die sowohl im Gehirn als auch im Darm aktiv sind.

„Diese Neurotransmitter sind in der Lage, nicht nur den Blutfluss zu regulieren und zu steuern, sondern auch die Darmmotilität, die Nährstoffaufnahme, das angeborene Immunsystem des GI (Gastrointestinaltrakt, Anm. d. Red.) und das Mikrobiom zu beeinflussen“, heißt es in einem Forschungsbericht, der 2016 im „Journal of Cellular Physiology“ veröffentlicht wurde.

Eine der wichtigsten biochemischen Aufgaben des Darmmikrobioms ist die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren (SCFAs). Bei chronischem Stress kann der Gehalt dieser Fettsäuren sinken, wie Forschungen herausfanden. Wenn die Mikroben keine SCFAs bilden, kann dies zu Problemen führen, da diese Säuren die Entzündung von Nervengewebe, die Bildung von Nervenzellen und die allgemeine Funktion der Neuronen beeinflussen. Dies kann sich auf Emotionen, kognitive Fähigkeiten und auf den Heilprozess von Krankheiten oder Verletzungen auswirken.

Wie Stress menschliche Gene beeinflusst

Nach Ansicht der Naturheilkundlerin Doni Wilson sei Stress die Ursache für die meisten Gesundheitsprobleme. In ihrem Buch „Master Your Stress, Reset Your Health“ (zu Deutsch: Meistern Sie Ihren Stress, stellen Sie Ihre Gesundheit wieder her) erklärte sie, wie Stress menschliche Gene beeinflussen kann. Dabei scheinen die Darmbakterien im Körper eine Vermittlerrolle zu spielen. Sie übersetzen externe Stressauslöser in interne genetische Veränderungen.

„Wir wissen, dass wir auf unsere Darmbakterien achten müssen, denn sie beeinflussen alles“, so Wilson. Bis zu 99 Prozent der Erbinformationen (DNA) eines Menschen gehören zu Bakterien. Diese Mikroben verändern und passen sich sehr schnell an und führen entsprechend zu Änderungen in der DNA. Diese Veränderungen können zu einer Vielzahl von Problemen führen, einschließlich solchen, die das Gehirn betreffen.

Forschungen haben zudem gezeigt, dass die Darmflora bei vielen Erkrankungen eine Schlüsselrolle spielt, einschließlich Autismus, Angststörungen, Adipositas, Schizophrenie, Parkinson, Depression und Alzheimer.

Wege zur Stressreduzierung

Eine Möglichkeit, um Stress abzubauen, ist die Praxis der Achtsamkeit – insbesondere die Meditation. Dieser Ansatz findet sich in den Ratschlägen nahezu aller Mediziner, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen.

Die Naturheilkundlerin Wilson schlägt darüber hinaus „Anti-Stress-Aktivitäten“ vor, um den Körper nach Stressbelastungen wieder ins Gleichgewicht zu bringen und das Mikrobiom zu verbessern. Dazu zählt sie eine gesunde Ernährung, genügend Schlaf, Erholung und Bewegung.

Mediziner und Bestsellerautor Dr. William Li hat weitere Tipps zur Stressreduzierung.

Hilfe suchen: Sprechen Sie mit einem vertrauenswürdigen Freund über Ihre Probleme. Ziehen Sie in Betracht, mit einem ausgebildeten Therapeuten zu sprechen, wenn Sie mehr Unterstützung benötigen.

Meditieren: Achtsamkeitsübungen wie Meditation trainieren das Gehirn, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, anstatt über die Vergangenheit und die Zukunft nachzudenken, was Ängste, Depressionen und Sorgen auslösen kann.

Tee trinken: Bestimmte Tees wie grüner Tee und Kamillentee, können helfen, Stress und Ängste zu reduzieren.

Schlaf verbessern: Die Schlafqualität steht in Zusammenhang mit dem Zustand des Mikrobioms.

Regelmäßig Sport treiben: Körperliche Aktivität kann helfen, Stress abzubauen, den Schlaf zu verbessern, chronische Schmerzen zu lindern und das Mikrobiom zu regulieren.

Aufgaben delegieren: Lassen Sie einige Dinge los, die nicht von Ihnen erledigt werden müssen – priorisieren Sie Aufgaben oder übertragen Sie sie an andere.

Atmen: Atemübungen können den Cortisolspiegel senken, ein Hormon, das mit Stress in Verbindung steht und das Immunsystem unterdrücken kann.

Regelmäßige Selbstfürsorge: Nehmen Sie sich jeden Tag ein paar Minuten Zeit, um sich um Ihre eigenen Bedürfnisse zu kümmern.

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Stress Ushers in Harm Through Microbiome“ und ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt. (Redaktionelle Bearbeitung dl)



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