Glyphosat für Europa oder nicht?

In den vergangenen Wochen war eine heftige Diskussion um die Neuzulassung des Pflanzengiftes Glyphosat entfacht. Gestern sollte das Herbizid für weitere 15 Jahre für den EU-Markt zugelassen werden. Doch es kam anders.
Titelbild
Greenpeace strich dieses "M" für Monsanto 2006 auf einem Maisfeld 300 km nördlich von Manila durch.Foto: MELVYN CALDERON/AFP/Getty Images
Epoch Times8. März 2016

Bereits am ersten Tag der zweitägigen Sitzung von Experten der 28 EU-Länder zeichnete sich ab, dass die nötige Mehrheit für die Glyphsat-Neuzulassung nicht zustande kommen würde. 

Ende Februar fand das Umweltinstitut München nicht unbeachtliche Mengen Glyphosat in 14 bekannten deutschen Biersorten. Da sah es noch so aus, dass das Pflanzengift am 7. März in Brüssel neu zugelassen würde. Doch unterdessen ist Einiges passiert, so dass die Entscheidung gestern auf unbestimmte Zeit vertagt wurde. Entgegen bisheriger Erwartungen werde bei den laufenden Beratungen nicht mehr mit einer Genehmigung gerechnet, sagten zwei EU-Vertreter am Montag, so „Der Tagesspiegel“.

Bisher rechnete man damit, dass die EU-Staaten Anfang dieser Woche Glyphosat für weitere 15 Jahre zulassen würden – ungeachtete der Proteste von Umweltschützern und Verbrauchern. Doch nun erklärte die EU-Kommission laut „Tagesspiegel“, die Beratungen würden am Dienstag fortgesetzt. Es hieß, die Entscheidung falle nicht in dieser Woche, sondern werde vertagt. Hintergrund sei, dass Frankreich Widerstand angekündigt habe.

Viele EU-Staaten unentschlossen

Die EU-Kommission empfahl den im Brüsseler Fachausschuss vertretenen Experten der EU-Mitgliedstaaten bereits Ende Februar, die weitere Nutzung von Glyphosat „durchzuwinken“. Doch offenbar gibt es immer mehr EU-Staaten, die Bedenken gegen die Glyphosat-Neuzulassung haben. Kritisch äußerte sich auch Nachbarland Frankreich. Das erforderliche Quorum kam daher am Montag nicht zustande. Diplomatenkreisen zufolge hätten sich viele Länder noch nicht entschieden, so „Der Tagesspiegel“.

Ähnlich sieht es hierzulande aus. Die Abstimmung zwischen den Ressorts laufe noch, sagte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums am Montag. Grundsätzlich sollte sich die Politik nicht an die Stelle der Wissenschaft stellen, findet Christian Schmidt (CSU), Minister für Ernährung und Landwirtschaft. Seiner Meinung nach habe die Wissenschaft Glyphosat als unbedenklich eingestuft.

WHO: Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“

Wahrscheinlich hat Schmidt nicht den aktuellen WHO-Bericht gelesen. Glyphosat wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „wahrscheinlich krebserregend“ eingeschätzt. Das Umweltinstitut München wies im Zusammenhang mit den Ergebnissen der „Bierstudie“ vom Februar darauf hin, dass es bei krebserregenden und hormonwirksamen Stoffen keine Untergrenze gebe, unter der sie sicher sind. Sie können selbst in kleinsten Mengen eine gesundheitsschädigende Wirkung entfalten.

EFSA hatte Glyphosatneuzulassung vorgeschlagen

Die EU-Lebensmittelbehörde (EFSA) nannte das Herbizid hingegen im November "wahrscheinlich nicht krebserregend". Und genau die EFSA ist es, die der Europäischen Kommission die Neuzulassung vorschlug. Genauso verharmlosend stellt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) das Gesundheitsrisiko von Glyphosat dar. Das deutsche BfR ist im Neuzulassungsverfahren federführend.

Grünen-Antrag im Bundestag abgelehnt

Ende Februar wurde ein Antrag der Grünen für einen Stopp der anstehenden Entscheidung über eine längere EU-Zulassung für Glyphosat im Bundestag abgelehnt. Grünen-Experte Harald Ebner sagte, damit sei eine einmalige Chance leider nicht genutzt worden. Die Grünen-Politikerin Renate Künast nannte die Nachricht von Glyphosat im Bier „eine Katastrophe“ für die Verbraucher und für den Lebensmittelbereich. „Jetzt müssen die Bierbrauer handeln und sich für glyphosatfreie Rohstoffe stark machen.“ Und das taten sie.

Global 2000 zeigt Monsanto an

Vor gut einer Woche entschloss sich Global 2000, Monsanto in Berlin und Wien anzuzeigen: Wegen einfachen, schweren und gewerbsmäßigen Betrugs. Dem Agrarriesen, der Glyphosat über sein Mittel „Roundup“ verbreitet, wird vorgeworfen, Glyphosat-Studien gefälscht und damit einen Expertenstreit quasi künstlich entfacht zu haben.

"Der Konzern hat für die Zulassung von Glyphosat Krebsstudien eingereicht, die nicht nach den empfohlenen Auswertungsverfahren durchgeführt wurden. Dadurch wurden in vier von fünf dieser Studien statistisch signifikante Krebswirkungen, die von der WHO-Krebsforschungsbehörde IARC auch als solche erkannt wurden, als nicht vorhanden dargestellt“, erklärt Helmut Burtscher von Global 2000 den Sachverhalt aus seiner Sicht.

Baumarkt nimmt Glyphosat-Mittel vom Markt

Anfang März machte dann der Baumarkt Hornbach öffentlich, dass er keine glyphosathaltigen Spritzmittel mehr im Sortiment habe. Alle hochkonzentrierten Pflanzenschutzmittel mit Glyphosat seien bereits im vergangenem Jahr aus dem Sortiment verschwunden. Das meldete das Portal „Utopia.de“ Anfang März. Produkte, die schädlich für Bienen sind, gebe es auch nicht mehr. (kf)  



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