Hautkrebs: individuelle Therapie durch Prognosefaktoren

Biologicals statt chemischer Keule
Von 1. Oktober 2006

Bochum, 28.09.2006 – Genetische Marker können helfen, das Fortschreiten eines schwarzen Hautkrebses abzuschätzen und die individuell optimale Therapie auszuwählen. Das ergab eine Studie der RUB-Dermatologie im St. Josef Hospital, die die Forscher beim Deutschen Hautkrebskongress (28.-30. September) vor rund 400 Teilnehmern im Bochumer RuhrCongress präsentierten.

Genetische Marker können helfen, das Fortschreiten eines schwarzen Hautkrebses abzuschätzen und die individuell optimale Therapie auszuwählen. Das ergab eine Studie der RUB-Dermatologie im St. Josef Hospital, die die Forscher beim Deutschen Hautkrebskongress (28.-30. September) vor rund 400 Teilnehmern im Bochumer RuhrCongress präsentierten. Außerdem stellten sie neue Behandlungsmethoden gegen das maligne Melanom vor, etwa sog. Biologicals, die dem körpereigenen Immunsystem helfen, gegen Tumorzellen vorzugehen, oder die Bildung neuer Blutgefäße verhindern, die den Tumor versorgen. Auch gegen den sog. weißen Hautkrebs gibt es neue Behandlungsstrategien. Wächst er nur oberflächlich, muss er nicht operiert werden, sondern verschwindet durch verschiedene Salben oder eine Phototherapie.

Schwarzer Hautkrebs: Prognose ist entscheidend für die Therapie

Etwa 10.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu am so genannten Schwarzen Hautkrebs, dem malignen Melanom. Damit macht dieser Tumor ca. drei Prozent aller Krebserkrankungen hierzulande aus. „Früherkennung und Prävention sind beim Hautkrebs einfach – ein erfahrener Kliniker kann Hautgeschwülste meist auf einen Blick erkennen – und sehr wichtig“, unterstrich Prof. Dr. Peter Altmeyer, Direktor der RUB-Dermatologie im St. Josef-Hospital. Zur Abklärung, ob es sich bei einem Hautmal möglicherweise um einen Tumor handelt, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, angefangen vom Auflichtmikroskop über digitale Kameras bis hin zur sog. Kohärenztomographie, mit der sich einzelne Zellen analysieren lassen. Stellt sich ein Mal als bösartig heraus, ist der erste Schritt in der Therapie stets die chirurgische Entfernung, also das Ausschneiden des Tumors (Exzision). Wie es dann weitergeht, hängt entscheidend davon ab, wie schnell und aggressiv der Tumor wächst. Ein Problem in der weiteren Behandlung ist, dass es für den Arzt oft schwierig ist vorherzusagen, wie weit der Hautkrebs fortgeschritten ist oder ob bereits Metastasen bestehen. Danach richtet sich jedoch auch, ob nach der Exzision eine weitere Therapie erforderlich ist und wie aggressiv diese sein soll. Viele Forscher beschäftigen sich deshalb mit der Frage, durch welche „Marker“ sich die Entwicklung des Hauttumors prognostizieren lässt.

Genetischer Marker hilft bei der Abschätzung

Eine Arbeitsgruppe der RUB-Dermatologie im St. Josef Hospital hat bei einer Analyse von 328 Melanom-Patienten festgestellt, dass möglicherweise ein bestimmtes Gen, das im Tumormaterial zu finden ist, als so genannter prognostischer Faktor eingesetzt werden kann. Je nachdem, in welcher Variante dieses Gen im Tumor vorkommt, schreitet die Entwicklung des Melanoms mehr oder weniger stark voran. „Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt, um die Patienten mit malignen Melanom auf individuelle Weise zu behandeln und damit den Therapieerfolg deutlich zu erhöhen“, so Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer, Leiter der Arbeitsgruppe und einer der Tagungsleiter des diesjährigen Hautkrebskongresses. Bis diese Methode Eingang in den ärztlichen Alltag hat, sind noch weitere Studien notwendig, welche die aktuellen Forschungsdaten bestätigen.

Biologicals – neue Therapieoptionen

„Insgesamt ist die Behandlung des Schwarzen Hautkrebses als schwierig einzustufen“, so Prof. Brockmeyer. Wird er im Frühstadium entdeckt, wenn der Tumor noch sehr dünn ist, ist die ambulant durchgeführte Entfernung in der Regel ausreichend. Bei zunehmender Dicke sind jedoch weiterführende Therapien erforderlich. Hier gibt es neue, viel versprechende Behandlungsansätze, die unter dem Stichwort „Biologicals“ zusammengefasst werden: Der Tumor soll nicht durch die „chemische Keule“, sondern mit „biologischen“ Methoden bekämpft werden. „Hierzu zählen Substanzen, die in die immer besser verstandenen Signalketten bei Melanomketten einbrechen und so das Wachstum bremsen“, erklärte Prof. Dr. Dirk Schadendorf (Universitätsklinikum Mannheim). „Andere neue Moleküle, die sich derzeit in der klinischen Zulassung befinden, haben das Ziel, die Tumorgefäßneubildung zu verhindern und so eine Tumorausbreitung unterdrücken.“ Spezielle Antikörper können darüber hinaus dem Immunsystem des Patienten bei der Zerstörung des Tumors helfen. Diese Therapieoptionen sind meistens besser verträglich und effektiver, da sie spezifisch auf das Tumorgewebe abzielen und den übrigen Organismus schonen.

Umgang mit Nebenwirkungen der Melanom-Behandlung

Ein weiteres Thema ist der Umgang mit den Nebenwirkungen der Therapie. Problematisch in der Behandlung von Krebserkrankungen ist beispielsweise das Erschöpfungs-Syndrom, die so genannte Fatigue. Sie kann durch eine Chemotherapie oder Bestrahlung, aber auch durch die Erkrankung selbst ausgelöst werden, und dauert oft noch lange nach Ende der Behandlung an. Etwa 30 Prozent aller Krebspatienten sind davon betroffen und erleben die andauernde Abgeschlagenheit und Überforderung als extrem belastend.

Heller Hautkrebs – nicht immer harmlos

Vom hellen Hautkrebs sind ca. vier bis zehn Millionen Deutsche betroffen. Die sog. aktinische Keratose kann als Plattenepithelkarzinom an der Hautoberfläche bleiben, oder sich in ein in die Haut eindringendes Karzinom umwandeln – bei wie vielen Patienten das in welchem Zeitraum passiert, ist aber unklar. „Wir gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent der Patienten einen dann unter Umständen lebensbedrohlichen hellen Hautkrebs entwickeln“, sagte Prof. Dr. Axel Hauschild (Kiel). Im Frühstadium ist die Erkrankung nur schwer von chronisch lichtgeschädigter Haut zu unterscheiden; es lässt sich nur als eine Rauhigkeit tasten („reibeisenartiger Befund“). Mit zunehmendem Wachstum und tieferem Eindringen in alle Hautschichten wird der Tumor dann erst langsam knotiger. Prinzipiell sind somit alle Formen des hellen Hautkrebses in einem Frühstadium erkennbar. Hierzu gehört auch das sog. Basalzellkarzinom, das als einziges Früherkennungszeichen eine leichte Blutung aufweist. Basalzellkarzinome metastasieren nie, können aber örtlich sehr aggressiv wachsen und müssen daher unbedingt behandelt werden.

Neue Therapiemethoden gegen hellen Hautkrebs

Invasiv (infiltrierend) wachsende Plattenepithelkarzinome und auch Basalzellkarzinome der Haut müssen operiert werden. Oberflächliche Basalzellkarzinome können mit anderen Therapien behandelt werden. Die anfänglichen Plattenepithelkarzinome („aktinische Keratosen“) können in den allermeisten Fällen ohne operative Therapieverfahren versorgt werden. Zu den neuen Maßnahmen für oberflächliche Hauttumoren gehören Diclofenac in Hyaluronsäure, der Immunmodulator Imiquimod sowie die sog. photodynamische Therapie (PDT). Alle drei neuen Verfahren zeichnen sich durch gute kosmetische Ergebnisse der Behandlung aus. Entzündliche Phänomene im Behandlungsbereich deuten auf eine gute Wirkung hin. Bei der photodynamischen Therapie wird zunächst ein Lichtsensibilisator auf die erkrankte Haut aufgetragen, um dann nach einer Einwirkzeit von drei bis fünf Stunden mittels bestimmter sichtbarer Lichtquellen (z.B. Rotlicht) selektiv die Tumorzellen zu zerstören. Dieses Therapieverfahren wird allerdings nicht von gesetzlichen Krankenkassen erstattet.

Krebs bei Immunschwäche

Durch das geschwächte Immunsystem manifestieren sich bei den betroffenen  HIV-infizierten Patienten oft Tumoren an Haut und Schleimhaut, die in der gesunden Bevölkerung vergleichsweise selten auftreten. Dazu gehören z.B. Kaposi-Sarkome, bestimmte Analkarzinome oder Non-Hodgin-Lymphome.



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