Image und Schadenspotenzial von Alkohol In Deutschland

Wer viel Alkohol trinkt, will auch weitertrinken. Dies gilt für jeden Einzelnen und gilt auch für die ganze Nation.
Titelbild
Jugendliche sind besonders gefährdet, denn Alkohol ist billig überall zu haben.Foto: AP Photo/ Winfried Rothermel
Epoch Times28. April 2011

Die unbestritten durch Alkohol verursachten Schäden sind in Deutschland extrem. Forschungsergebnisse und Statistiken lassen keine Zweifel an der Dimension der Problematik. Jeder Fünfte zwischen 18 und 64 Jahren hat ein Alkoholproblem (Epidemiologischer Suchtsurvey 2009), die zweithäufigste Hauptdiagnose der Krankenhausdiagnosestatistik ist bei Männern „Psychische Verhaltensstörungen durch Alkohol“ (Statistisches Bundesamt 2009). In krassem Gegensatz dazu steht das Image des Alkohols. Er gilt je nach Bedarf als Muntermacher, Kontaktstifter, Problemlöser oder auch als Schlaftrunk. Fest steht besonders für junge Leute, wer Alkohol trinkt, ist cool. Schließlich werden ihm sogar gesundheitsdienliche Kräfte angedichtet.

Wie kommt es dazu, dass ein Produkt, das derart negative Wirkungen zeigt, sowohl auf den Einzelnen als auch auf die Gesellschaft, derart unterschätzt wird? Wie kommt es dazu, dass in Deutschland alljährlich so viele Menschen durch Alkohol sterben, dass eine Stadt der Größenordnung Brandenburgs ausgelöscht wird, ohne dass es einen Aufschrei in Politik und Gesellschaft gibt?

Kulturstandort Deutschland

Einen Anteil an der allseitigen Akzeptanz des Alkoholkonsums hat ohne Zweifel die lange Tradition von Bier, Wein und Spirituosen. Deutschland ist zudem ein Land, in dem alle drei Getränkearten produziert, ex- und importiert und je nach Region in unterschiedlichem Maße konsumiert werden. Für jeden Geschmack ist etwas im Angebot.

Darüber hinaus gibt es in Deutschland im Vergleich zum europäischen Ausland eine besonders hohe Anzahl von Alkoholkonsumenten (97,1 Prozent der 18 bis 64-Jährigen) und eine geringe Abstinenzrate (2,9 Prozent der 18 bis 64-Jährigen). Dies bedeutet, dass sehr viele Eltern ihren Kindern den täglichen Alkoholkonsum vorleben und dass sich auch Erwachsene gegenseitig ständig versichern, dass Alkoholkonsum überall und immer dazugehört und man selbst auch nur dazugehört, wenn man mittrinkt. Dies hat zur Folge, dass sich die breite Akzeptanz des Alkoholkonsums ständig weiter fortsetzt. Wer viel Alkohol trinkt, will auch weitertrinken. Dies gilt für jeden Einzelnen und gilt auch für die ganze Nation.

Konsumverhalten und Risiko

Das Produkt Alkohol selbst, als psychoaktiv wirkende Substanz, hat Einfluss auf den Konsum und auf riskantes Verhalten. Nach ein, zwei Gläsern fällt die Schranke zur Selbstkontrolle und aus den zwei „Gläschen“ werden leicht vier, fünf oder mehr. In diesem Stadium überschätzen viele Menschen ihre Fähigkeiten und gehen Risiken ein, die sie nüchtern meiden würden.

Fast jeder kennt in seinem Bekannten- oder Kollegenkreis oder in seiner Familie jemanden, der ein Alkoholproblem hat. Dennoch wird weiterhin so viel und häufig getrunken wie seit Jahren und immer weiter wird das Bild vom ungefährlichen Lifestyle-Produkt Alkohol verbreitet.

Durch

  • die verharmlosende Imagewerbung,
  • die fehlenden Warnhinweise auf Produkten und Verpackung,
  • das hohe Ausmaß an Produktplatzierung in Filmen und TV und
  • die Verbindung von Sport und Alkohol durch Werbung und Sponsoring.

Den Höchstausgaben von über einer Milliarde Euro für Alkoholwerbung sowie für Sport- und Eventsponsoring stehen weder entsprechende finanzielle Ressourcen für Prävention, noch eine konsistente Präventionsstrategie in Bund, Ländern und Kommunen gegenüber. Die Folge: Bestimmungen des Jugendschutzes sowie Alkoholkontrollen im Straßenverkehr werden nicht ernst genommen, da sie zu selten stattfinden. Fehlverhalten wird nicht ausreichend geahndet.

Präventionsprojekte, die sich im Modell als wirksam erwiesen haben, können nicht flächendeckend durchgeführt werden. Die Kontrolle von Alkoholwerbung liegt allein in den Händen derjenigen, die an ihr verdienen: Alkoholhersteller sowie Werbe- und Medienbranche.

Die für ein europäisches Land vergleichsweise niedrigen Preise für Alkoholika ermöglichen es in Deutschland jedem, sich für ein Minimum an Geld maximal zu betrinken. Die Verfügbarkeit rund um die Uhr durch Kioske oder Tankstellen führt dazu, dass der Nachschub jederzeit fließt.

In dieser extrem gefährlichen Situation fordert die DHS vollen Einsatz, um das Trinkniveau in Deutschland auf ein halbwegs risikoarmes Niveau zu senken.

  • Übermäßiger Alkoholkonsum darf nicht mehr allein bei Jugendlichen kritisiert werden. Zahlenmäßige sind die Erwachsenen das größte Problem. Sie verursachen z. B. die bei Weitem höchste Anzahl an akuten Alkoholvergiftungen, die zu einem Krankenhausaufenthalt führen, nämlich fast 80 Prozent. Bei den 45 bis 40-Jährigen stieg die Zahl der Betroffenen in 9 Jahren um ca.133 Prozent, bei den 50 bis 55-Jährigen sogar um ca. 184 Prozent. Prävention muss daher auch Erwachsene mit einbeziehen.
  • Präventionspolitik muss auf Maßnahmen gründen, die tatsächlich wirken. Da die Problematik andauernd und tief verwurzelt ist, müssen auch die Maßnahmen andauernd und tiefgehend sein. Als wirkungsvoll hat sich eine Kombination von Verhaltens- und Verhältnisprävention erwiesen, insbesondere Preiserhöhungen für alkoholische Getränke sowie ein Stopp des abendlichen und nächtlichen Verkaufs.
  • In Alkoholprävention muss mindestens genauso viel investiert werden wie in Werbung und Marketing. Daher müssen diejenigen, die am Alkoholkonsum verdienen, an einer fachlich fundierten Schadensprävention durch unabhängige Instanzen finanziell beteiligt werden. Allerdings nicht wie bisher als freiwillige Leistung, sondern auf gesetzlicher Grundlage, damit Planungssicherheit in der Prävention garantiert ist.
  • Diese finanzielle Beteiligung ist am besten gewährleistet durch eine zweckgebundene Abgabe für Prävention und Therapie auf jede Flasche Bier, Wein, Schaumwein oder Schnaps, wie es in der Schweiz schon praktiziert wird. Der Einstieg in eine gesundheitspolitisch ausgerichtete Abgabenpolitik ist ganz einfach. Die DHS fordert eine einheitliche Abgabe pro Liter reinen Alkohols der jeweiligen Getränke, einschließlich Wein, auf Basis des derzeit bestehenden Steuersatzes für Spirituosen. Dies würde für eine Flasche Bier (0,3 l) 21 Cent bedeuten, für eine Flasche Wein (0,75 l) 97 Cent und für Spirituosen, z.B. Wodka (0,75 l) 3,90 Euro. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass jeder Alkohol, gleichgültig, ob in Form von Schnaps, Wein oder Bier schädlich ist. (sfr / DSH)

 

Weitere Informationen: Deutsche Suchthilfe

 



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