„Keine Corona-Impfpflicht für Kinder“ – Petition erreicht über 620.000 Unterschriften

100.000 Unterschriften binnen 48 Stunden, nach einer Woche sind es schon über 600.000. Johannes Augustin, der die an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gerichtete Petition „Keine Corona-Impfpflicht für Kinder“ gestartet hat, hat den Nerv der Zeit getroffen.
Eine Arztpraxis in Wedel will künftig nur noch nach STIKO-Empfehlung geimpfte Kinder behandeln. Foto: iStock
Impfung eines Kindes.Foto: iStock
Von 17. Mai 2021

Seit einer Woche läuft die Petition von Johannes Augustin, in dem er sich gegen eine Corona-Impfpflicht für Kinder ausspricht. Inzwischen haben 621.671 Menschen die Petition an Bundesgesundheitsminister Spahn und die Gesundheitsminister der Länder online unterschrieben.

Immer noch wird ohne belastbare Daten die Befürchtung und Behauptung geäußert, dass Kinder die Treiber der SARS-CoV-2-Pandemie sind und Schulen besondere Verbreitungsherde darstellen, argumentiert Augustin in seiner Petition. In diesem Zusammenhang wird nun eine Corona-Impfung für Kinder ins Gespräch gebracht und darauf gedrängt, entsprechende Impfstoffe herzustellen und rasch zuzulassen.

Dabei sind jegliche Langzeitfolgen solch fragwürdiger genbasierter Impfungen mangels entsprechender Studien völlig unbekannt“, kritisiert Augustin.

Sie stellen daher einen „weiteren unverhältnismäßigen und risikoreichen Eingriff in die Gesundheit, Rechte und Würde unserer Kinder dar“.

Wie bei der gegenwärtigen „über Nacht eingeführten Testpflicht für Schulkinder“ besteht die Gefahr, dass in Zukunft die Inanspruchnahme des Rechts auf Bildung und an sozialer Teilhabe an das Vorhandensein einer Corona-Impfung geknüpft wird und es somit zu einer zumindest indirekten Impfpflicht und weiteren Spaltung der Gesellschaft kommt, schreibt der Petent weiter.

„Aufgrund der medizinischen und ethischen Fragwürdigkeit einer Corona-Impfung für Kinder fordern wir, dass diese nur auf freiwilliger Basis durchgeführt werden kann, und dass es zu keiner wie auch immer gearteten Impfpflicht für Kinder von Seiten der Politik kommt“, so die Forderung der Petition.

Recht auf Bildung nur mit COVID-19-Impfung

Die in der Petition geäußerte Befürchtung, dass das Recht auf Bildung an das Vorhandensein einer Corona-Impfung geknüpft werden könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Im Beschluss des 124. online abgehaltenen Deutschen Ärztetages, der am 4. und 5. Mai stattfand, heißt es:

Der 124. Deutsche Ärztetag 2021 fordert die Bundesregierung auf, unverzüglich eine COVID-19-Impfstrategie für Kinder und Jugendliche zu entwickeln und vor Einsetzen des Winters 2021/2022 umzusetzen.“

Das Recht auf Bildung mit Kita- und Schulbesuch könne im Winter 2021/2022 nur mit einer rechtzeitigen COVID-19-Impfung gesichert werden.

Ohne rechtzeitige Impfung, insbesondere auch für jüngere Kinder, führe ein erneuter Lockdown für diese Altersgruppe zu weiteren gravierenden negativen Folgen für die kindliche psychische Entwicklung. „Die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe erlangen Familien mit Kindern nur mit geimpften Kindern zurück“, so der Ärztetag.

In dem Beschluss heißt es, dass 14 Prozent der Bevölkerung jünger als 16 Jahre seien und nicht mit den derzeit verfügbaren COVID-19-Impfstoffen geimpft werden können. Um eine Herdenimmunität gegen die SARS-CoV-2-Pandemie zu erreichen, müsse diese Lücke unbedingt geschlossen werden.

Die Mediziner weisen darauf hin, dass auch für Kinder und Jugendliche „deutliche gesundheitliche Risiken infolge einer SARS-CoV-2-Erkrankung“ bestünden. Deshalb muss die Immunität auch für diese Gruppe durch eine Impfung und nicht durch eine Durchseuchung erzielt werden, so ihr Fazit.

Widerstand unter Hashtag #nichtmeinaerztetag

Nicht alle Ärzte stehen hinter der Forderung des Deutschen Ärztetags. Unter dem Hashtag #nichtmeinaerztetag sprachen sich viele von ihnen öffentlich gegen eine solche Impfstrategie aus.

Eine davon ist Claudia Wiesian, approbierte Apothekerin und Heilpraktikerin. Sie sagt: „Mein lieber Ärztetag, ich frage mich, auf Basis welcher evidenzbasierter Daten Sie diese Entscheidung getroffen haben.“

Zum einen seien alle COVID-Impfstoffe aktuell nur bedingt zugelassen, sodass Daten fehlen, die die Sicherheit und Wirksamkeit schlussendlich belegen.

Zum anderen soll eine Gruppe in der Gesellschaft geimpft werden, die keine Risikogruppe darstellt und nicht selbst entscheiden kann. Dabei würden Studien bestätigen, dass Kinder keine Treiber der Pandemie seien. Wiesian fordert den Ärztetag auf, ihr die fehlenden Daten bereitzustellen.

Dr. Ronald Weikl bezieht ebenfalls in seinem Video Stellung zu dem Beschluss des Deutschen Ärztetages. Dieser Beschluss „sollte uns alle aufwachen lassen“, betont der niedergelassene Frauenarzt und Praktische Arzt mit dem Schwerpunkt Naturheilverfahren. Weikl ist gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des Vereins Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie, der sich vor einem Jahr rund um Professor Sucharit Bhakdi gebildet hat.

Als Arzt, sechsfacher Vater und zweifacher Großvater ist er über den Beschluss des Deutschen Ärztetages „fassungslos“. Mit einer derartigen Formulierung werde ein enormer Druck auf die Eltern ausgeübt, ihre Kinder impfen zu lassen. „Schon jetzt ködert man Jugendliche und junge Erwachsene mit süßen Verlockungen“ wie Wegfall der lästigen Corona-Tests beim Einkaufen und Reisen in andere Länder, sagt der Mediziner.

Vier COVID-19-Todesfälle auf 14 Millionen Kinder und Jugendliche

Weikl führt unter Hinweis auf die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie vom 21. April 2021 an, dass bei rund 14 Millionen Kindern und Jugendlichen der Altersgruppe 0 bis 19 in Deutschland während der Pandemie lediglich vier Menschen an COVID-19 verstorben sind. „Die jährliche Rate der COVID-19-Todesfälle liegt damit weiter unterhalb 0,001 Promille beziehungsweise unterhalb einem Todesfall pro einer Million Menschen.“

Natürlich sei jeder Todesfall ein Fall zu viel und bedeute ein tragisches Schicksal für die Kinder und ihre Familien, aber man müsse die Gefahr in Relation sehen. So sei das Risiko des Ertrinkens sechsmal höher, schildert Weikl und nimmt dabei Bezug auf 25 Kinder, die im Jahr 2019 ertrunken sind. 55 Kinder verloren bei Unfällen im selben Jahr ihr Leben.

„Die Mehrheit der Kinder hat bei einer SARS-CoV-2-Infektion nur leichte oder gar keine Symptome“, so Weikl. Kinder seien durch zelluläre Immunität geschützt. Ein hoher Prozentsatz von etwa 80 Prozent aller Menschen – bei Kindern und Jugendlichen ist dieser Wert höher – hat T-Helfer- und T-Killerzellen. Diese würden die SARS-CoV-2-Zellen erkennen und unschädlich machen. Diese zelluläre Immunität ist durch einen früheren Kontakt, auch mit harmlosen Erkältungscoronaviren, zurückzuführen.

Die Impfung mit Gruppen mit geringem Risiko ist daher nicht erforderlich“, so Weikl in seiner Videobotschaft.

Stimmen der Petition

Ebenso wie Weikl sprechen sich auch die über 620.000 Menschen gegen eine COVID-19-Impfung von Kindern aus, die die eingangs erwähnte Petition unterschrieben haben. Ein Vater argumentiert, dass „die Würde des Menschen unantastbar ist und niemand mein Kind oder mich zwingen wird, Laborratten für Impfexperimente zu spielen“.

Carolin L. unterschrieb die Petition, „weil ich und meine Kinder keine Angst vor Corona haben. Mir machen gerade ganz andere Dinge Angst – ich möchte nicht in einem Land leben, in dem man über seinen eigenen Körper nicht mehr bestimmen kann und nicht mal seine Meinung sagen darf.“

Zwei andere schrieben:

Kommentare zur Petition. Foto: Screenshot/change.org

Eine Mutter fasst die Bedenken vieler Eltern in ihrem Kommentar unter der Petition „Keine Corona-Impfpflicht für Kinder“ mit den Worten zusammen: „Wie soll ich meinen Kindern je in die Augen schauen, falls sich später herausstellt, dass diese Impfung schädlich ist und ich eingewilligt habe, weil ich unter Druck gesetzt wurde und zu schwach war mich zu wehren?“

Keine Impfexperimente

Auch die Ärzte für individuelle Impfentscheidung fordern: „Keine massenhaften COVID-19-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen! Keine Impfexperimente!“ Der Verein hatte sich bereits vor Einführung der Masernimpfpflicht lautstark für eine individuelle Impfentscheidung engagiert. In seiner Petition hatten Vertreter des Vereins insgesamt 143.294 Unterschriften persönlich beim Bundesgesundheitsministerium eingereicht.

Obwohl der damalige Regierungssprecher eine Beteiligung der Ärzte in einer Anhörung vor dem Bundestag in Aussicht gestellt hatte, wurden sämtliche Argumente der Ärzte, die gegen einen Masern-Impfzwang sprachen, bei der Entscheidungsfindung nicht berücksichtigt. Somit bleibt offen, wie viel Aufmerksamkeit die Petition gegen die Corona-Impfpflicht für Kinder bei den Politikern bewirkt.




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