„Candida auris“ in verschiedenen Teilen der Erde auf dem Vormarsch

Die amerikanische Gesundheitsbehörde meldet einen Anstieg der Fallzahlen bei der Verbreitung des Erregers „Candida auris“. 40 Fälle wurden seit 2015 in Deutschland registriert.
Der Hefepilz Candida auris in einer Petrischale. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist besorgt über 19 kranheitserregende Pilze, die nach Expertenansicht die öffentliche Gesundheit bedrohen.
Der Hefepilz „Candida auris“ in einer Petrischale.Foto: Nicolas Armer/dpa
Von 23. März 2023

Der Hefepilz „Candida auris“ ist wieder auf dem Vormarsch. Das berichtet unter anderem das Magazin „Focus“ auf seiner Internetseite. Aktuelle Daten aus den USA belegten, dass die Zahl der Infektionen dort rapide ansteige.

Der Pilz überträgt sich von Mensch zu Mensch. Er gilt als besonders hartnäckig, da er gegen einige Antimykotika und Desinfektionsmittel resistent ist. „Candida auris“ tritt vor allem auf Intensivstationen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen auf. Wenn der Pilz – beispielsweise über Katheter oder Beatmungsschläuche – in den Körper von vorerkrankten oder immungeschwächten Menschen gelangt, kann er gefährlich werden. Gesunde Menschen müssen sich hingegen nicht sorgen. Ihnen setzt der Pilz gewöhnlich nicht zu, selbst wenn er sie besiedelt.

Bisher keine Todesopfer in Deutschland

„Candida auris“ ist nun „überraschend“ in verschiedenen Teilen der Erde aufgetaucht. „Das sind schon erhebliche Fallzahlen, dabei ist der Pilz noch nicht mal in allen Bundesstaaten verbreitet“, kommentierte Oliver Kurzai von der Universität Würzburg die Entwicklung in den USA. „Das ist besorgniserregend“, fügte der Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen hinzu. Nach Angaben der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) wurden 2021 landesweit 1.471 Fälle registriert. Im Jahr zuvor waren es 756. Von einem Ausbruch berichtete die CDC auch 2016.

In Deutschland gab es laut Kurzai seit 2015 rund 40 klinische Fälle. Doch auch hierzulande steige die Zahl an – auf etwa zehn bis 15 Fälle pro Jahr. Gestorben sei aber keiner der Patienten. Einen Anstieg beobachte man „überall in Europa und auch auf anderen Kontinenten“, führte der Mikrobiologe weiter aus. Brasilien, Indien, Südafrika oder die Arabische Halbinsel nannte er als Beispiele.

Ausbruch an der Charité schnell unter Kontrolle

Kurzai berichtete von einem Ausbruch an der Berliner Charité im Jahr 2021, der allerdings glimpflich endete: Auf der Intensivstation hatten Ärzte eine 65-jährige Patientin isoliert, die neben Corona auch mit dem resistenten Bakterium „Klebsiella pneumoniae“ infiziert war. Analysen ergaben elf Tage später, dass die Frau zudem „Candidas auris“ in sich trug. Er habe bei der Patientin aber keine Symptome ausgelöst.

Kurz darauf erlitt ein 60 Jahre alter Mann auf derselben Station eine Sepsis. Untersuchungen deuteten darauf hin, dass sich der Patient mit demselben Spatel zum Intubieren angesteckt hatte, der eine Woche zuvor auch bei der Frau zum Einsatz gekommen war. Zwar war das Gerät mit Chlordioxid desinfiziert worden, doch hielten die Erreger stand und sprangen auf den 60-Jährigen über. Seither nutzt das Personal auf der Station ausschließlich Einweg-Spatel.

Kurzai und andere Experten empfehlen für Deutschland eine Meldepflicht beim Nachweis des Pilzes. So könne man die Entwicklung besser beobachten. Weitere Maßnahmen könnten Screenings in Kliniken, Hygieneregeln und spezielle Desinfektionsstrategien sein.

Erstmals 2009 im Ohr einer Patientin entdeckt

Erstmals fanden Ärzte „Candida auris“ 2009 im Ohr einer 70 Jahre alten Japanerin in einem Krankenhaus in Tokio. Daher stammt auch die lateinische Bezeichnung „auris“ (Ohr). Spätere Analysen aufbewahrter Proben fanden den bislang frühesten Erregernachweis in der 1996 entnommenen Blutprobe eines Kindes in Südkorea.

Experten rätseln indes, warum verschiedene Stämme des Pilzes relativ zeitgleich in Südamerika, Südafrika, Südasien und Japan auftauchten. Auch dass ein Pilz, der ursprünglich aus der Umwelt stammt, plötzlich auf den Menschen überspringen konnte, sorgte in der Fachwelt für Verblüffung.

Das sei absolut ungewöhnlich, betont Bernhard Hube vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena. „Nur 0,01 Prozent der insgesamt fünf Millionen Pilzarten können beim Menschen Krankheiten verursachen.“ Auch dass der Pilz leicht zwischen Menschen übertragbar sei, sei „eine Ausnahme bei Pilzen, die lebensgefährliche Infektionen auslösen könnten“, erläutert der Experte.

Zäher Erreger

„ ,Candida auris‘ ist ein weltweit verbreiteter pathogener Hefepilz, der eine invasive Kandidose im Blut, Herz, Zentralen Nervensystem, Augen, Knochen und inneren Organen verursachen kann“, schreibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf ihrer Internetseite. Dem Erreger sei „oberste Priorität“ einzuräumen, heißt es in einer Untersuchung vom Oktober 2022. Die Sterberate liege zwischen 29 und 53 Prozent.

Der Erreger wird durch Schmierinfektionen übertragen. Durch die Luft verbreitet er sich nicht – im Gegensatz zum Coronavirus. Der Pilz gilt als zäh: Mindestens zwei Wochen und bis zu sieben Monate kann er auf Oberflächen überdauern. Normale Reinigungsmittel schaden ihm nicht. Vier Stunden Kontakt mit einer kontaminierten Oberfläche oder einem Träger des Erregers genügen für eine Ansteckung.



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