Spiral-Zeichnung entlarvt Parkinson- und Huntington-Krankheit

Grafimetrie erlaubt genaue Messung von Tremor und Hyperkinese
Titelbild
Bespiel für eine Spiralzeichnung eines Tremorpatienten mit stark ausgeprägtem Zittern.
Epoch Times4. November 2010

Bestechend einfach ist die Messmethode, die Neurologen der Ruhr-Universität entwickelt haben, um das Fortschreiten von Parkinson- und Huntington-Krankheit genau zu verfolgen: Die Patienten zeichnen regelmäßig – zu Hause oder in einer Arztpraxis – eine Spirale auf Papier, die dann per Fax in die RUB-Klinik geschickt und dort binnen Minuten per Computer standardisiert ausgewertet wird. In zwei großen Telemedizinstudien wird die Methodik jetzt angewandt. 2.000 Parkinson-Patienten aus neun europäischen Ländern und 360 Risiko-Personen für die Huntington-Krankheit aus Europa und Amerika nehmen daran teil. Ziel ist es, den Therapieeffekt eines Parkinsonmedikaments zu evaluieren bzw. festzustellen, wann bei Huntington-Patienten erste Krankheitszeichen auftreten und wie der frühe Verlauf aussieht. „Im Umfeld der beiden Studien und weiterer kleinerer Projekte erwarten wir in den nächsten zwei Jahren 40.000 Spiral-Zeichnungen“, so PD Dr. Peter H. Kraus, der die Arbeitsgruppe in der RUB-Neurologie im St. Josef-Hospital leitet.

Wirksamkeit von Medikamenten gegen Parkinson

Das unwillkürliche Zittern der Hände ist eines der Hauptsymptome der Parkinson-Krankheit. Eine Verbesserung oder Verschlechterung der Symptomatik schlägt sich direkt in der Spiralzeichnung nieder – eine einfache Messmethode, die die RUB-Mediziner erstmals standardisiert haben, so dass sie objektive Aussagen über den Krankheitsverlauf ermöglicht. Am Ende der Studie werden alle Original-Formulare mit den Zeichnungen wieder nach Bochum gesandt, wo sie für eine Präzisions-Auswertung eingescannt werden und die Amplitude des Zitterns per Computer analysiert wird.

Frühverlauf der Huntington-Krankheit

Hauptfrage der zweiten Studie ist, wann genau bei Huntington-Patienten erste Auffälligkeiten beim Zeichnen auftreten und wie der frühe Verlauf der Krankheit aussieht. Die Huntington-Krankheit ist eine unheilbare, dominant vererbte Erkrankung, d.h. eine Person, die das entsprechende Gen trägt, wird auf jeden Fall im Laufe ihres Lebens daran erkranken. Das Hauptsymptom sind unwillkürliche Bewegungen, so genannte Hyperkinesen, die sich auf die Zeichenfähigkeit auswirken. In der Studie, die über drei Jahre läuft, werden 360 Risiko-Personen für die Huntington-Erkrankung mit einer Reihe von Tests (Rating-Skalen und instrumentelle Motorik-Tests) untersucht. „Die Grafimetrie wird hier nicht nur – wie die anderen Tests – bei jährlichen Untersuchungen in den klinischen Zentren in Leiden, Paris, London und Vancouver durchgeführt, sondern darüber hinaus monatlich bei den Versuchspersonen zu Hause“, erläutert Dr. Kraus. Insgesamt 12.600 Testbögen werden für die Studie analysiert.

Den Patienten in seinem Alltag erfassen

„Im Gegensatz zu den meisten herkömmlichen Verfahren, bei denen Patienten in spezialisierte Zentren kommen, um in gewissen Abständen in einer Laborsituation einen Test zu machen, liefert die Grafimetrie engmaschig viele Werte vom Patienten zu Hause“, erklärt Dr. Kraus die Vorteile des Verfahrens. „Es ist möglich, den Patienten in seinem Alltag zu erfassen.“ Aufgrund ihres Umfangs könnten die so gewonnenen Daten durchaus mit der Datenqualität des Labors mithalten. Die Anwendung vor Ort ist einfach und erfordert keine teure und aufwendige Ausrüstung. (sfr/RUB)



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