Unsere Organe haben ihre eigene innere Uhr

Bisher dachte man, dass eine zentrale innere Uhr (die Funktionen) unseres Körpers steuert. Jetzt haben Wissenschaftler weitere innere Uhren entdeckt, die eigenständig die jeweiligen Organe regeln.
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(JLW/The Epoch Times Deutschland)
Von 4. Januar 2016

Die Lehre von den Meridianen, über die ein Energiefluss die Organe versorgt: Nach Auffassung der traditionellen chinesischen Medizin wird jedes Organ zu einer bestimmten Tageszeit verstärkt aktiv. Nach Jahrzehnten von moderner medizinischer Forschung kommt die Wissenschaft zu einem ähnlichen Ergebnis.

Jeder kennt das Gefühl, „aus dem Takt“ gekommen zu sein – man möchte sein Bestes geben,  kommt nicht so richtig voran – und weiß oft gar nicht so recht, woran es liegt. Wissenschaftler der Harvard-Universität haben nun ein wenig phantastisch klingende Ergebnisse hervorgebracht: Wer weiß, vielleicht liegt es ja wirklich daran, dass sich einfach gerade unsere Leber schlafen gelegt hat, anstatt die Energie für unser Gehirn zu produzieren?

Labor-„Mäuse“-jagd auf die Bedeutung der inneren Uhr der Leber

Der Trick, dessen sich die Wissenschaftler dabei bedient haben, ist gar nicht so weit hergeholt: Seit 2002 spricht die westliche Medizin von den selbständigen inneren Uhren in den verschiedenen Organen, es hat aber noch niemand zeigen können, was für eine Auswirkung die innere Uhr eines Organs auf den Körper hat. Um dieser Frage nachzugehen, haben die Forscher  eine Maus herangezüchtet, die ein bestimmtes Protein nicht mehr herstellen konnte – genau das Protein für die innere Uhr der Leber. Das Resultat: Die Leber konnte bei dieser Maus nicht mehr die Energie (in Form von Traubenzucker) für das Gehirn und den restlichen Körper ausschütten, die Mäuse hatten immer zu wenig Zucker zur Verfügung.

Was bei den Experimenten überraschte: Eine gewisse Gruppe von Mäusen zeigte mit Ausfall der inneren Uhr in der Leber Symptome der Zuckerkrankheit: Nach einer Mahlzeit blieb der Zucker unangetastet (im Blutkreislauf), die Leber konnte den Zucker nicht mehr aus dem Blut holen und weiterverarbeiten. Diese Forschungsergebnisse wurden erst Ende September in einem Fachjournal veröffentlicht, sie könnten als neuer Erklärungsansatz für das Entstehen der Zuckerkrankheit (Diabetes Typ II) neben den bisher bekannten genetischen sowie psychologischen Faktoren dienen.

„Es gibt noch mehr als eine innere Uhr“

Wie wir alle wissen, hat unser Körper einen Tagesrhythmus. Interessanterweise haben im Jahr 2002 Wissenschaftler herausgefunden, dass die Organe in unserem Körper so sind wie zahlreiche unabhängige Entitäten mit ihren eigenen inneren Uhren. Zuvor glaubten die Wissenschaftler, dass der Tagesrhythmus des menschlichen Körpers allein von der Hauptuhr im Gehirn gesteuert wird.

Die renommierte Fachzeitschrift Nature veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom Mai 2002 (Ausgabe 417, 78-83 (2002) einen Artikel, in dem Wissenschaftler der Universität Harvard über eine interessante Entdeckung berichteten. Bei der Untersuchung von Herz- und Lebergewebe von Mäusen hatten sie entdeckt, dass die physiologischen Aktivitäten des Körpers von eigenständigen inneren Uhren in den Organen geregelt werden.

Jeder Glockenschlag der inneren Uhren steuert die verschiedenen Aktivitäten in den Zellen, für jeden Aufgabenbereich müssen spezielle Proteine in den Zellen hergestellt, reguliert und schließlich wieder abgebaut werden. Die einzelnen inneren Uhren scheinen alle nach ihrem eigenen Rhythmus zu gehen.

Beispielsweise benutzen die inneren Uhren in der Leber und im Herz gänzlich verschiedene Gene um ähnliche Funktionen zu steuern.
Charles Weitz ist Professor für Neurobiologie an der medizinischen Fakultät in Harvard. In seinem Artikel erklärt er: „Verschiedene Gewebe müssen ihre eigenen Arbeitszyklen haben. Das macht es für die Organe möglich, ihre Arbeit an ihre eigenen Verhältnisse anzupassen, was für den Körper sinnvoll ist“.

Die Organe haben ihr eigenes Leben

Diese Entdeckung zeigt, dass die Organe ihre eigenen, verhältnismäßig unabhängigen Stoffwechselaktivitäten haben. In der traditionellen chinesischen Wissenschaft werden die Organe seit alters her als unabhängige Entitäten gesehen, die ihre unabhängigen Leben haben. In der taoistischen Schule beispielsweise glaubt man, dass unser menschlicher Körper so komplex ist wie das Universum, in dem unzählige Lebewesen leben.

Auch die Traditionelle Chinesische Medizin behandelt jedes Organ als ein unabhängiges System mit seinen verschiedenen Eigenschaften. Sie haben ihre eigenen Lebensaktivitäten, während sie mit den anderen Organen des Körpers zusammen wirken.

Die Lehre der Fünf Elemente bildet den Kern der chinesischen Medizin. Sie ordnet jedem Organ charakteristische Eigenschaften zu – die Niere gehört zum Element Wasser, die Leber zum Holz, die Lungen zum Metall, die Bauchspeicheldrüse gehört zum Element Erde, um einige Beispiele zu nennen. Verschiedene Organe arbeiten miteinander zusammen nach dem Prinzip von gegenseitiger Förderung und ge-genseitiger Hemmung nach den Fünf Elementen.

Von der traditionellen chinesischen Wissenschaft aus gesehen haben alle Dinge, die in der Welt existieren, ihre eigenen Seelen. Daher würde man beim Ernten von Teeblättern nicht nur auf die Tages- und die Jahreszeit achten, sondern zusätzlich hohe Anforderungen an die Tugend der Arbeiter, die die Kräuter und die Teeblätter pflücken, stellen.

Bei den Verordnungen in der chinesischen Medizin spielt eine Vielzahl von Komponenten eine Rolle, es wird auch genau auf die Reihenfolge geachtet, mit der eine Rezeptur zubereitet wird, die Verordnungen richteten sich sogar nach dem „Kaiser“, den „Beamten“, den „Assistenten“ und dem „Botschafter“. Obwohl diese traditionelle Medizin einen grundlegend verschiedenen Ansatz hat, sind ihre Erkenntnisse mit der modernen Medizin vereinbar.



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