Menstruationsstörungen nach Corona-Impfung „plausibel und sollte untersucht werden“

Bislang gibt es keine Hinweise auf Unfruchtbarkeit nach Corona-Impfungen, ein Zusammenhang zwischen Impfung und Menstruationsstörungen sei aber plausibel und sollte untersucht werden. Zu letzterem Ergebnis kommt Reproduktionsmedizinerin Dr. Male im „British Medical Journal“. Weniger Kinder sind trotzdem zu erwarten.
Von 22. September 2021

Menstruationsstörungen nach Corona-Impfungen sind bisher nicht als häufige Nebenwirkungen der Impfstoffe ausgewiesen. Dennoch mehren sich die Fälle. – Und „ein Zusammenhang zwischen Menstruationsveränderungen nach einer Covid-19-Impfung [ist] plausibel“, schreibt Dr. Victoria H. Male vom Institut für Reproduktions- und Entwicklungsbiologie am Imperial College London. In ihrem Leitartikel im „Britisch Medical Journal“ fordert die Reproduktionsmedizinerin daher, dass es „untersucht werden sollte“.

Datenlage erschwert eindeutige Schlussfolgerungen

Bis zum 2. September wurden in Großbritannien rund 30.000 Meldungen über Veränderungen der Periode oder unerwarteten vaginalen Blutungen nach Corona-Impfungen an die Arzneimittelbehörde Medicines and Healthcare products Regulatory Agency (MHRA) gemeldet. In den meisten Fällen normalisierte sich die Periode der Betroffenen im folgenden Zyklus.

Insgesamt stellt die MHRA, in ihrer Rolle vergleichbar mit dem deutschen Paul-Ehrlich-Institut, fest, dass die Überwachungsdaten keinen Zusammenhang zwischen Menstruationsveränderungen und Covid-19-Impfstoffen belegen. Die Zahl der Meldungen sei gering, sowohl im Verhältnis zur Zahl der Geimpften als auch zur Prävalenz von Menstruationsstörungen im Allgemeinen.

Dr. Male sieht diese Aussage kritisch, denn die Art und Weise, wie die Daten erhoben werden, erschwere eindeutige Schlussfolgerungen. Daher seien Ansätze erforderlich, die besser geeignet sind, die Häufigkeit von Menstruationsveränderungen in geimpften und ungeimpften Bevölkerungsgruppen zu vergleichen.

Infektion, Immunreaktion oder Impfung?

Berichte über Menstruationsveränderungen nach einer Covid-19-Impfung liegen sowohl für mRNA- als auch für Adenovirus-Impfstoffe vor. Das deutet laut Dr. Male darauf hin, dass, wenn es einen Zusammenhang gibt, dieser wahrscheinlich auf die Immunreaktion auf die Impfung und nicht auf eine bestimmte Impfstoffkomponente zurückzuführen ist.

In der Tat könne der Menstruationszyklus durch die Immunreaktion des Körpers auf das Virus selbst beeinträchtigt werden, so Dr. Male weiter. In einer Studie wurde bei etwa einem Viertel der mit SARS-CoV-2 infizierten Frauen eine Störung der Menstruation festgestellt.

Sollte sich ein Zusammenhang zwischen Impfung und Menstruationsveränderungen bestätigen, könnten sich Personen, die sich impfen lassen wollen, im Voraus auf einen möglicherweise veränderten Zyklus einstellen, erklärt sie. Unter Umständen wäre in diesem Zusammenhang auch eine erneute Aktualisierung der Medikamenteninformationen denkbar.

In der Zwischenzeit empfiehlt Dr. Male anderen Ärzten, ihre Patientinnen zu ermutigen, jegliche Veränderungen der Periode oder unerwartete vaginale Blutungen nach der Impfung zu melden. Und alle, die über eine Veränderung der Periode berichten, die über mehrere Zyklen anhält, oder über neue vaginale Blutungen nach der Menopause, sollten nach den üblichen klinischen Richtlinien für diese Erkrankungen behandelt werden.

Keine Unfruchtbarkeit, trotzdem weniger Kinder

Der Großteil der gemeldeten Menstruationsstörungen sei nur von kurzer Dauer, aber die Erforschung dieser möglichen unerwünschten Reaktion bleibt für den Erfolg des Impfprogramms entscheidend, schließt Dr. Male. „Eine wichtige Lehre ist, dass die Auswirkungen medizinischer Eingriffe auf die Menstruation in der zukünftigen Forschung nicht zu kurz kommen sollten.“

Bislang gebe es zudem keine Hinweise darauf, dass die Covid-19-Impfung die Fruchtbarkeit beeinträchtige. Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass „viele Frauen“ ihre Pläne zum Kinderkriegen aufgrund der Pandemie verschieben oder verwerfen.

Demnach hätte ein Drittel derjenigen, die vor der Pandemie über eine Schwangerschaft nachgedacht haben, noch nicht versucht, schwanger zu werden, beziehungsweise ziehen eine (weitere) Schwangerschaft nicht mehr in Erwägung.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass der anfängliche COVID-19-Ausbruch Frauen dazu veranlasst hat, zweimal über die Erweiterung ihrer Familie nachzudenken. In einigen Fällen reduzierten sie die Anzahl der Kinder, die sie letztendlich zu bekommen beabsichtigen“, fasst Prof. Dr. Linda G. Kahn, Epidemiologin von der New York University, ihre im Fachjournal „JAMA Network Open“ veröffentlichte Studie zusammen.

(Mit Material des Britisch Medical Journal und der New York Universität)



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