Moskitos aus „Mückenfarmen“ sollen Krankheiten stoppen – mit Geld von Bill Gates

„Mückenfarmen“ sollen pro Woche 30 Millionen Moskitos züchten und aussetzen, um übertragbare Krankheiten zu stoppen. Das World Mosquito Program wird von USAID und Bill Gates gefördert.
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Zika wird vor allem durch Moskitos verbreitet.Foto: Gustavo Amador/Archiv/dpa
Von 7. Juni 2023

Das sogenannte World Mosquito Program (WMP) ist erst knapp acht Jahre alt. Dennoch ist es bereits Gegenstand zahlreicher Legenden – und in den Fokus des Interesses prominenter Förderer gerückt. Zu diesen gehören unter anderem Microsoft-Gründer Bill Gates und die US-Entwicklungsagentur USAID. Nun hat der Gründer des Programms, Scott O’Neill, eine der ominösen „Mückenfarmen“, in denen pro Woche 30 Millionen Moskitos gezüchtet werden sollen, vorgestellt.

WMP hat vor allem Zika und Dengue-Fieber im Visier

Auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken machte das Video jüngst die Runde – häufig begleitet von Spekulationen und argwöhnischen Anmerkungen. Bill Gates selbst hatte auf seinem Blog im Vorjahr die Existenz des Programms und der sogenannten Mückenfabriken eingeräumt.

Das „World Mosquito Program“ (WMP) hat seinen Ausgangspunkt in Kolumbien. Das Projekt ist Teil einer globalen, gemeinnützigen Initiative. Diese hat sich eigenen Angaben zufolge der Aufgabe verschrieben, zum Schutz lokaler Gemeinschaften vor durch Mücken übertragenen Krankheiten beizutragen.

Gerade in den vergangenen Jahren ist es in Kolumbien mehrfach zu Ausbrüchen von Krankheiten wie Zika oder dem Dengue-Fieber gekommen. In einigen Fällen haben diese sich auch über die Landesgrenzen ausgebreitet.

Moskitos sollen Fähigkeiten ihrer Artgenossen zur Krankheitsübertragung ausschalten

Der Ansatz des WMP lautet nun wie folgt: In den „Mückenfarmen“ produziert man Moskitos, die mit Bakterien namens Wolbachia versehen sind. Diese kommen natürlich in vielen Insekten vor – allerdings nicht in der Aedes-aegypti-Mücke. Es ist allerdings diese, die für die Übertragung von Krankheiten wie Dengue, Zika und Chikungunya verantwortlich sind.

Das WMP setzt die mit Wolbachia versehenen Populationen frei, damit diese sich in der Natur mit wilden Mücken paaren können. Wolbachia reduziert allerdings die Fähigkeit der wilden Mücken, Krankheitserreger auf Menschen zu übertragen.

Einen ersten Modellversuch zum WMP hat es eigenen Angaben zufolge 2015 im Pariser Vorort Bello gegeben. Die Bilanz dabei sei eine positive gewesen, weshalb man zwei Jahre später in der kolumbianischen Provinz Antioquia ein weiterer Feldversuch vollzogen habe.

Einsatz der Mücken bereits in elf Ländern der Welt

Bill Gates selbst zitiert eine randomisierte kontrollierte Studie in Yogyakarta, Indonesien. Dieser zufolge haben Wolbachia-tragende Mücken die Zahl der Dengue-Fälle in der Stadt um 77 Prozent reduziert. Die Zahl der dadurch bedingten Krankenhausaufenthalte sei sogar um 86 Prozent zurückgegangen. In Medellín seien seit dem ersten Einsatz der Wolbachia-Mücken die Dengue-Fälle um 89 Prozent weniger geworden.

Derzeit kämen mit Wolbachia infizierte Moskitos weltweit in elf Ländern zum Einsatz: Brasilien, Kolumbien, Mexiko, Indonesien, Sri Lanka, Vietnam, Australien, Fidschi, Kiribati, Neukaledonien und Vanuatu.

Die Freisetzung sei nach fast zweijähriger Arbeit in den Labors der Universität von Antioquia und nach intensiver Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung erfolgt. Man habe sich von dem Ansatz eine kosteneffiziente, nachhaltige Alternative zu derzeitigen Dengue-Bekämpfungsansätzen versprochen.

Mit Wolbachia infizierte Moskitos gegen Malaria oder Corona unbrauchbar

Schädliche Auswirkungen auf die Umwelt oder die menschliche Gesundheit durch die Freisetzung mit Wolbachia infizierter Moskitos sind bis dato noch keine nachgewiesen. Auch übertragen die Wolbachia-Mücken selbst keine Krankheiten auf den Menschen.

Gerüchte über eine angebliche gentechnische Veränderung der Moskitos ließen sich bis dato ebenfalls nicht bestätigen. Die Mücken werden nicht genetisch modifiziert, sondern nur mit Wolbachia infiziert.

Grundsätzlich könnte ein ähnliches Programm wie das WMP auch mit Blick auf andere übertragbare Krankheiten zum Einsatz gelangen. Im Fall der Malaria sind jedoch nicht Aedes-aegypti-Mücken, sondern Anopheles-Mücken die Hauptüberträger. Deren Biologie ist dagegen komplexer und die Wirkung von Wolbachia-Infektionen ist in ihrem Fall noch nicht ausreichend erforscht.

Auch im Zusammenhang mit dem Coronavirus wäre ein Programm wie das WMP unbrauchbar. Das Hauptübertragungsmodell für Coronaviren ist die Übertragung von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektionen oder Aerosole. Mücken spielen dabei keine Rolle. Der WMP-Ansatz zielt jedoch darauf ab, die Übertragung von Krankheiten durch Ausschaltung der Übertragungsfähigkeiten der Mücken zu stoppen.



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