Neue Corona-Variante „Arcturus“ weltweit auf dem Vormarsch

WHO: Bisher gibt es keine Berichte über steigende Krankenhauseinweisungen oder Todeszahlen. Virologe: Booster-Impfung hilft möglicherweise nicht. „Hindustan Times“: Kein Grund zur Panik.
Menschen gehen dichtgedrängt auf einem Wochenmarkt im indischen Mumbai einkaufen. Die Weltbevölkerung wächst - aber immer langsamer.
Die Corona-Variante „Arcturus“ wurde im Februar 2023 erstmals in Indien nachgewiesen.Foto: Ashish Vaishnav/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa
Von 6. April 2023


„Arcturus“ heißt eine neue Corona-Variante, die in Indien aufgetaucht ist. Nach Angaben des Magazins „Focus“ sorgt sie dort für steigende Infektionszahlen und ist „weltweit auf dem Vormarsch“. Auch in Deutschland sei die Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung „XBB.1.16“ bereits nachgewiesen.

Insgesamt sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 21 Länder betroffen. Die WHO setzte die Variante deshalb am 22. März auf die Liste der zu beobachtenden Varianten („variants under monitoring“). Bislang gebe es jedoch keine Berichte über einen Anstieg von Krankenhauseinweisungen, Einweisungen auf Intensivstationen oder zu Todesfällen aufgrund von XBB.1.16. Derzeit existierten auch keine gemeldeten Laborstudien zu Markern der Krankheitsschwere, heißt es auf Seite fünf des WHO-Wochenreports.

Bisher offiziell sieben Fälle in Deutschland

Laut „Focus“ konnten in Deutschland offiziell bisher erst sieben Fälle zugeordnet werden. Es werde aber vermutet, dass die tatsächliche Zahl höher sei, da nur wenige Proben auf Varianten getestet würden. Das Robert Koch-Institut geht daher von einem Anstieg aller XBB.1-Linien in den kommenden Wochen aus. Im aktuellen Wochenbericht machen sie 67 Prozent der Infektionen aus. Die einst vorherrschenden Varianten BA.5 (16 Prozent) und BA.2 (14 Prozent) gingen laut RKI-Wochenbericht dagegen weiter zurück.

Ob eine erneute Booster-Impfung sinnvoll ist, sei derzeit nicht abzuschätzen, zitiert „Focus“ den Virologen Martin Stürmer. „Ich wäre hier aber eher zurückhaltend. Arcturus hat durchaus Potenzial, unser Immunsystem zu unterwandern, dann würde eine Boosterung mit den aktuellen Impfstoffen vermutlich aber auch nicht viel helfen, da diese ja mit für die aktuell vorherrschende Grundimmunität in der Bevölkerung verantwortlich sind“, führt Stürmer aus. Daher sei es wichtig, den Status dieser Grundimmunität weiter zu überwachen und Zielgruppen und Abstände für eine mögliche weitere Boosterung zu definieren. Dies dann gegebenenfalls mit erneut angepassten Impfstoffen, erläutert der Virologe.

Nach Ansicht von „Focus“ ist die Pandemie noch nicht vorbei. Damit widerspricht das Magazin der Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der die Pandemie in Deutschland in dieser Woche für beendet erklärt hatte: „Wir haben in Deutschland die Pandemie erfolgreich bewältigt und auch mit einer guten Bilanz“, zitierte ihn der „Spiegel“ am 5. April.

Indische Presse: Meist leichte Verläufe

Die indische Presse schreibt im Zusammenhang mit Arcturus von meist leichten Verläufen und keiner erhöhten Hospitalisierungsrate. „Es besteht kein Grund zur Panik“, zitiert beispielsweise die „Hindustan Times“ einen Arzt. Dies vermeldet auch die „Times of India“. Demnach gebe es auch keine ansteigende Todesrate in Zusammenhang mit der Variante. In einer anderen Ausgabe zitiert die Tageszeitung Prof. Andrew Pollard, den Direktor der Oxford Vaccine Group an der University of Oxford. Er sagte, dass sich die neue Untervariante so angepasst habe, dass sie sogar bei Geimpften Infektionen verursachen könne. Der Virologe Dr. T. Jacob John hält XBB.1.16 zwar für die „ansteckendste aller bisher bekannte Untervarianten“, trotz des Anstiegs an Erkrankungen werde sie aber nicht zu einer neuen Welle führen.

Grotesker Planet und Pharmakonzern

Der Name der Variante, Arcturus, hat mehrere Bedeutungen. Unter anderem beschreibt er den Hauptstern im Sternbild Bärenhüter. In der Literatur findet sich der Name ebenfalls wieder. So schildert der britische Schriftsteller David Lindsay (1876-1945) in seinem 1920 erschienenen Roman „A Voyage to Arcturus“ eine mystische Alptraumfahrt zu einem grotesken Planeten.

Zudem gibt es einen amerikanischen Pharmakonzern namens Arcturus Therapeutics. Nach eigener Aussage ist es ein seit der Gründung 2013 weltweit tätiges Unternehmen für klinische Botenstoff-RNA-Medikamente und -Impfstoffe. Es konzentriert sich auf die Entdeckung, Entwicklung und Vermarktung von Therapeutika für seltene Krankheiten und Impfstoffe. Im Januar 2018 verkündete die Unternehmensführung eine Kooperation mit dem Konzern CureVac zwecks Entwicklung neuartiger lipidformulierter mRNA-Wirkstoffe. CureVac unterhält diverse Partnerschaften, unter anderem auch zur Bill & Melinda Gates Stiftung. Kooperationen mit verschiedenen Pharmaunternehmen ging Arcturus Therapeutics ebenfalls ein. Dazu gehört etwa der Impfstoffhersteller Johnson & Johnson.



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