Paracetamol: Warum das Schmerzmittel unser Mitgefühl dämpft

Paracetamol macht uns gleichgültiger gegenüber Mitmenschen. Das zeigt eine neue Studie über das meistgekaufte Schmerzmittel.
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Eines von 600 Paracetamol-MedikamentenFoto: Scott Barbour/Getty Images
Epoch Times18. Mai 2016

Eine neue Studie von Forscher an der Ohio State University zeigt, dass mit der Einnahmen des beliebten Schmerzmittels Paracetamol nicht nur Schmerzen reduziert werden, sondern auch die Empathie für körperliche und soziale Schmerzen abnimmt, die andere Menschen erfahren.

Teilnehmer der Studie, die Paracetamol eingenommen hatten, schätzten das Unglück anderer als geringer ein im Vergleich zu den Teilnehmern, die kein Schmerzmittel nahmen.

"Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Ihnen die Schmerzen anderer Menschen als eine nicht so große Sache erscheint, wenn Sie Paracetamol genommen haben", sagte Dominik Mischkowski, Co-Autor der Studie und  Mitglied des National-Institutes-of-Health.

"Acetaminophen (Paracetamol) kann die Empathie reduzieren und auch als Schmerzmittel dienen.“

Mischkowski leitete die die Studie mit Baldwin Way, ein Assistent-Professor für Psychologie und Jennifer Crocker, Professor für Psychologie an der Ohio State University. Ihre Ergebnisse wurden online in der Zeitschrift Social-Cognitive-and-Affective-Neuroscience veröffentlicht.

Paracetamol ist der am häufigsten vorkommende Inhaltsstoff in Medikamenten

Acetaminophen (Paracetamol) – der Hauptbestandteil in dem Schmerzmittel Tylenol – ist der am häufigsten vorkommende Inhaltsstoff in Medikamenten in den Vereinigten Staaten; in mehr als 600 Medikamente wurde es nach Angaben der Handelsgruppe the-Consumer-Healthcare-Products-Association (CHPA), gefunden.

Jede Woche nehmen über 23 Prozent der amerikanischen Erwachsenen (etwa 52 Millionen Menschen) ein Arzneimittel ein, welches Paracetamol enthält, berichtet die CHPA.

In einer früheren Studie fanden Baldwin Way und Kollegen heraus, dass Paracetamol auch positive Emotionen wie Freude abstumpft.

Zusammengenommen deuten die beiden Studien darauf hin, dass es noch eine Menge über eines der beliebtesten over-the-counter Medikamente (über den Ladentisch und ohne Rezept) in den Vereinigten Staaten zu lernen gibt.

"Wir wissen nicht, warum Paracetamol diese Auswirkungen hat, aber es ist Besorgnis erregend", sagte Way, der leitende Autor der Studie.

"Empatie ist wichtig. Wenn Sie eine Streiterei mit Ihrem Ehepartner haben und gerade Paracetamol genommen haben – so schlägt diese Forschung vor – könnten Sie eventuell weniger gut verstehen was Sie getan haben, was die Gefühle ihres Ehepartners verletzt hat."

Paracetamol nimmt Menschen die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen

Den Ablauf der Studie berichtet „die Welt“ wie folgt: Für ihre Studie rekrutierten die Forscher 80 College-Studenten. 40 von ihnen bekamen ein Getränk, das 1000 Milligramm Paracetamol enthielt, eine Dosis, die auch in Deutschland ohne Rezept zu haben ist. Die anderen 40 Studenten bekamen ein Getränk, das keinen Wirkstoff enthielt. Keiner der Probanden wusste, zu welcher Gruppe er gehörte.

Nach einer Stunde baten die Forscher die Studenten acht kurze Geschichten zu lesen, in denen jemand eine schmerzhafte Erfahrung machte: eine Schnittwunde etwa oder den Verlust eines geliebten Menschen. Die Studenten sollten auf einer Skala angeben, wie groß der Schmerz ihrer Ansicht nach sei, den die Person in der jeweiligen Geschichte empfand. So wie die Forscher vermutet hatten, bewerteten diejenigen, die Paracetamol genommen hatten, die Schmerzen als weniger schlimm als jene, die das wirkstofffreie Getränk bekommen hatten.

Als Nächstes überprüften sie das Ergebnis in einem zweiten Versuch. Sie teilten 115 weitere Studenten in zwei Gruppen, von denen wieder eine Paracetamol und die andere einen Placebo bekam. Alle Probanden hörten ein sehr lautes Geräusch. Sie sollten angeben, als wie unangenehm sie es empfanden, und sich dann vorstellen, als wie unangenehm andere es empfinden würden.

Auch hier zeigte sich: Unter dem Einfluss des Schmerzmittels kam den Studenten das Geräusch weniger schlimm vor. Und sie glaubten auch, dass es anderen so gehen würde. Zuletzt ließen die Forscher die Probanden eine Videospielsequenz ansehen, in der eine Person aus einem Team ausgeschlossen wurde. So überprüften sie, ob auch das Empfinden für eine sozial schmerzhafte Erfahrung eines anderen litt, wenn die Probanden das Schmerzmittel eingenommen hatten. Und auch mit dieser Vermutung lagen die Wissenschaftler richtig.

Paracetamol, resümieren die Forscher, habe bisher wenig beachtete psychische Nebenwirkungen. "Es nimmt Menschen die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen." (mh)



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