Pflege von Alzheimer-Patienten: Wie Positivität und Humor die Belastbarkeit beeinflussen

Einen an Alzheimer erkrankten Angehörigen zu pflegen ist eine große Herausforderung. Eine Studie zeigt, durch welche Grundpfeiler die Belastbarkeit der Pflegenden über Jahre erhalten und sogar gesteigert werden kann.
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Humor hilft auch bei der Pflege von Alzheimer-Erkrankten.Foto: iStock
Von 5. August 2019

Immer mehr Menschen leiden unter Alzheimer und die Prognosen sehen nicht gut aus: Bis 2050 soll sich die Anzahl an Alzheimer-Patienten verdreifachen. Statistisch gesehen bedeutet diese Entwicklung, dass in der Zukunft fast jeder mit der Krankheit in Berührung kommen würde. Entweder durch Selbsterkrankung oder durch die Pflege eines Angehörigen.

In den USA werden zurzeit mehr als 80 Prozent der Patienten mit Alzheimer zu Hause von ihren Angehörigen versorgt.

Warren Donnellan, Psychologe an der Universität von Liverpool bewundert die pflegenden Angehörigen. „Als Psychologe bin ich von der verborgenen Stärke, die Menschen in sich tragen, die Patienten pflegen, fasziniert“. Diese Stärke benennen Forscher mit „Resilience“– zu deutsch „Belastbarkeit“. Diese Belastbarkeit wird in der Psychologie definiert als „der Prozess von Verhandeln, Zurechtfinden und Anpassen an Auslöser von Stress oder Traumata“.

In Forschungen aus dem Jahr 2014 untersuchten Donnellan und seine Kollegen 20 Ehepaare, wobei einer der Partner Alzheimer-Patient war und der andere Partner diesen zu Hause pflegte. Dabei wurde untersucht, ob der Partner während der Pflege die zuvor erklärte Belastbarkeit entwickelte, und was die Grundpfeiler dieser seelischen Widerstandsfähigkeit darstellte.

Pflegende Angehörige, die starke Belastbarkeit entwickeln konnten, waren langfristig vor depressiven Symptomen geschützt und in der Lage, ihre Partner auch über lange Zeiträume zu Hause zu pflegen. Die Gruppe von Pflegenden, die diese Belastbarkeit nicht entwickeln konnte, zeigte Anzeichen von Depressionen sowie niedrigeres Wohlbefinden. Sie wiesen ihre an Alzheimer leidenden Angehörigen auch vergleichsweise früher in Pflegeheime ein.

Stärke und Mut

Frau W. ist 69 Jahre alt und pflegte ihren Ehemann zum Untersuchungszeitpunkt seit vier Jahren. Sie beschreibt ihre Rolle zwar als „Vertrag, den man nie man normalerweise nicht unterschreiben würde“, gibt aber ihr Bestes, um ihrem Mann ein trotz Alzheimer-Diagnose ein weitgehend unabhängiges Leben zu ermöglichen.

„Er ging früher jeden Montag und Freitag zum Fußballspielen mit Freunden und das macht er nach wie vor. Ich habe seinen Freunden gleich am Beginn seiner Diagnose erzählt, dass er Alzheimer hat“, sagt sie.

Eine andere Probandin, Frau C., zeigt kaum Anzeichen von Anstrengung – trotz den neun Jahren, in denen sie ihren an Alzheimer erkrankten Mann zu Hause versorgt. Sie sagt:

Ich habe immer versucht positiv zu bleiben und habe immer gesagt: ‚Sie (die Ärzte) haben den Symptomen nur einen Namen gegeben. Du bist immer noch die gleiche Person wie gestern’“.

Die Teilnehmer der Studie wurden im Laufe der Zeit zweimal befragt, 2011 und 2014. Die Untersuchungen zeigten, dass die als „belastbar“ eingestuften Pflegenden ihre Belastbarkeit über die Jahre steigern konnten. Und das trotz der stetigen Verschlechterung der Alzheimer-Erkrankung ihres Angehörigen.

Positive Gedanken und Humor

Die Forschungen zeigen, dass vor allem positive Gedanken und Humor die Grundpfeiler von Belastbarkeit darstellen. Herr. G., der seine an Alzheimer erkrankte Frau pflegt, erzählt aus seinem Alltag: „Ich lache und singe und dann lacht sie auch… Mein Nachbar sagt, es klingt gut, obwohl wir getrennte Häuser haben.“

Weiterhin erwies sich soziale Unterstützung ebenfalls als ein wichtiger Faktor, vor allem von Freunden und Menschen mit gleichen Erfahrungen. Eine weitere Teilnehmerin der Studie, Frau L., sagt:

Wir sind wie eine Familie… wir tauschen uns über traurige und glückliche Geschichten aus… Ich glaube, das ist ein Grund, warum ich so stabil bin. Ich spreche mit vielen Menschen, die im gleichen Boot sitzen wie ich.“

Pflegende Personen die sich zusätzlich noch in ehrenamtlicher Arbeit engagieren, zeigten sich in den Untersuchungen ebenfalls als gut belastbar. Frau W. sagt:

Ich mache ehrenamtliche Arbeit, wobei ich mit anderen Pflegern spreche… Ich weiß, das hört sich blöd an, aber es ist eine Abwechslung vom Alltag, und gleichzeitig helfe ich anderen.“

Die Unterstützung von Familienangehörigen wurde auch von vielen, in der Studie als „belastbar“ beschriebenen Menschen, als positiver Faktor beschrieben. Allerdings nur, wenn diese Unterstützung nicht als einschränkend oder einmischend empfunden wurde.

Diese Untersuchungen zeigen, dass – obwohl es nicht einfach ist, einen Partner mit Alzheimer zu pflegen – acht der zwanzig untersuchten pflegenden Personen positiv und sehr belastbar bleiben konnten.

Zurzeit sind die meisten Alzheimer Kliniken noch Problem-fokussiert und versuchen die Belastungen der pflegenden Angehörigen zu lindern. Die Studienergebnisse lassen aber vermuten, dass ein Betonen von positiven und erfüllenden Aspekten der Pflegearbeit das Leben sowohl von Pflegenden als auch Gepflegten wesentlich verbessern kann.



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