Pilze, Bakterien, Urin und Chlor: Gesundheitsfalle Schwimmbad?
Einen heißen Sommertag im öffentlichen Schwimmbad oder im Plantschbecken zuhause zu verbringen ist für Jung und Alt eine willkommene Abkühlung. Allerdings hat diese Abkühlung auch weniger willkommenen Nebeneffekte: Pilze, Bakterien, Urin und Chlor.
Die schlimmsten Keimquellen
Dirk Bockmühl, Professor für Hygiene und Mikrobiologie and der Universität Rhein-Waal erklärt, dass vor allem Pseudomonaden ein Problem in heimischen Pools darstellen.
Dabei handle es sich um Keime, die in stehenden Gewässern vorkommen und Infektionen der Harn-und Atemwege und der Haut, sowie Herzerkrankungen auslösen können.
„Menschen mit einem schwachen Immunsystem können in einem unsauberen Pool damit ein Problem haben“, stellt Professor Bockmühl fest.
Eine bedenkliche Quelle für Keime stellen auch Badespielzeuge dar. Sie sind schwer zu reinigen, wodurch sich viele Bakterien und Pilze ansammeln.
Im Jahr 2018 veröffentlichten Wissenschaftler der ETH Zürich und der Universität von Illionois in dem Fachjournal Nature Biofilms and Microbiomes eine Studie, wobei bei 80% der untersuchten Wasserspielzeuge krankheitserregende Bakterien nachgewiesen werden konnten. Diese können vor allem bei Kindern zu Augen-und Ohrenreizungen sowie Magen-Darm-Problemen führen.
Weitere häufig nachgewiesene Keime in Schwimmbädern sind Kryptosporidien, die meist durch menschliche oder tierische Fäkalienreste ins Badewasser gelangen können.
Michele Hlavsa von der US-Gesundheitsbehörde CDC (Center for Disease Control and Prevention) warnt:
„Baden Sie ihre Kinder nicht und lassen Sie ihre Kinder nicht schwimmen gehen, wenn sie Durchfall haben. Dies gilt für einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen, wenn Kryptosporidien die Ursache für Durchfälle sind.“
Weiters empfiehlt sie Wasser im Schwimmbad nicht zu schlucken:
„Ein Schluck mit Wasser mit diesem Krankheitserreger kann bei gesunden Kindern und Erwachsenen zu wochenlangen wässrigen Durchfall, Magenkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen führen.“
Besonders Säuglinge, ältere Menschen oder Schwangere sollten beim Baden in Schwimmingpools oder Planschbecken besonders vorsichtig sein. Eine weitere Risikogruppe sind auch Patienten, die Immunsuppresiva einnehmen.
Allerdings müssen auch die zuvor genannten Risikogruppen laut Professor Bockmühl nicht vollständig aufs Baden verzichten. Mit guter Hygiene können die Probleme großteils gelöst werden.
Hygienemaßnahmen
Professor Bockmühl empfiehlt die Hygiene in Schwimmbädern durch die Verwendung von Filtern und chemischen Maßnahmen auf Chlorbasis aufrechtzuerhalten. Für Kinderplanschbecken rät er aber klar von derartigen Maßnahmen ab.
„Da bin ich für eine pragmatischere Lösung, die ich auch bei meinen eigenen Kindern anwende“, erklärt Bockmühl. „Ich tausche das Wasser jeden Tag und verwende es zum Blumengießen“, verrät er.
Für das Problem des Badespielzeugs weiß Bockmühl jedoch keine Lösung. Es müsste seiner Meinung nach dafür gesorgt werden, dass der Innenraum der Badetiere komplett getrocknet würde.
Dies sei aber formbedingt meist unmöglich. Auch der Griff zu Desinfektionsmittel mache aus seiner Sicht für Wasserspielzeuge keinen Sinn.
Zum Thema Desinfektionsmittel im öffentlichen Schwimmbad sagt Alexander Kämpfe, Fachgebietsleiter für chemische Analytik vom Umweltbundesamt: „Chlor ist im Schwimmbad unser Freund.“
Dadurch wird ausreichende Hygiene für die Besucher sichergestellt. Allerdings reichen chemische Wasserzusätze allein nicht aus. Wichtig ist auch ein ausreichender Austausch mit frischem Wasser.
Dazu erklärt er: „Für öffentliche Schwimmbäder empfehlen wir für jeden Badegast den Zusatz von 30 Liter Frischwasser.“ Auch bei privaten Pools sollte auf ausreichend Frischwasser geachtet werden.
Zudem trägt auch Duschen vor dem Schwimmen zur Erhaltung einer guten Wasserqualität beitragen. Allerdings haben Umfragen gezeigt, dass nur 50% der Erwachsenen vor dem Schwimmen duschen.
Es wird empfohlen vor dem Bad mit Teststreifen zu untersuchen, ob pH-Wert, Brom-Wert und Chlorgehalt des Wassers in einem angemessenen Bereich liegen.
Urin im Wasser
Eine Umfrage mit 3000 Teilnehmern hat gezeigt, dass zumindest 27% der Erwachsenen schon einmal in ein Schwimmbad uriniert haben.
„Wobei dieser Prozentsatz wahrscheinlich wesentlich untertrieben ist“, wie Chris Wiant, Chef des Councils für Wasserqualität in den USA vermutet.
Experten gehen davon aus dass jeder Pool 30- 80 Milliliter Urin pro badender Person aufweist. Das wären für 100 Leute in einem Pool bereits 8 Liter Urin.
Während Urin im Badewasser zwar eine unangenehme Vorstellung ist, ist er keine Keimquelle. Urin ist nämlich grundsätzlich steril.
Allerdings kommt es durch die Reaktion von Urin und dem zugesetzten Chlor zur Erzeugung von Reizstoffen, welche die Hauptursache von roten Augen beim Schwimmen darstellen.
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