Rasche Linderung mit Risiko: Ibuprofen unter Beschuss
Ibuprofen kann bei starken Kopfschmerzen oder einem verstauchten Knöchel rasch für Schmerzlinderung sorgen. Dieses frei verkäufliche Medikament kann zwar vorübergehend Unbehagen mindern und in vielen Fällen effektiv helfen. Doch Experten betonen, dass es den tatsächlichen Heilungsprozess nur wenig unterstützt. Zudem weisen sie darauf hin, dass Ibuprofen für bestimmte Personengruppen erhebliche Gesundheitsrisiken birgt, die größer als mögliche Vorteile sind.
1. Menschen mit Leber- und Nierenproblemen
Personen, die unter Leber- oder Nierenerkrankungen leiden, sollten von der Einnahme von Ibuprofen absehen. Dr. Joseph Maroon, Professor für Neurochirurgie am University of Pittsburgh Medical Center, erklärte gegenüber The Epoch Times, dass dieses Medikament diese essenziellen Organe schädigen kann.
Trotz seiner Einstufung als eines der verträglicheren nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs) bezüglich der Leber kann Ibuprofen Hepatotoxizität (Leberschädigung oder toxische Hepatitis) hervorrufen. Diese Ergebnisse stammen aus einer systematischen Analyse von 22 Studien. Die Forscher fanden heraus, dass Leberschäden überwiegend innerhalb der ersten zwölf Tage nach Beginn der Behandlung auftraten. Außerdem waren Frauen stärker betroffen.
Die Leber fungiert als Entgiftungsorgan des Körpers und zersetzt verschiedene Substanzen. Ibuprofen ist für die Leber jedoch schwer zu verarbeiten, so Dr. Maroon. Demnach stellt die übliche Dosierung von 200 bis 400 Milligramm dreimal täglich eine erhebliche Belastung für die Leber dar. Auch wenn Überdosierungen von Ibuprofen selten vorkommen, können sie dennoch Leberschäden verursachen.
Eine Studie der University of California-Davis aus dem Jahr 2020 zeigte, dass selbst moderate Mengen von Ibuprofen gravierendere Auswirkungen auf die Leber haben könnten als bisher angenommen. Untersuchungen an Mäusen ergaben, dass Ibuprofen die Stoffwechselvorgänge beeinflusst, darunter auch die Regulation von Aminosäuren, Hormonen und Vitaminen.
Ibuprofen kann zudem schädlich für die Nieren sein, da es die für die Filtration von Abfallstoffen verantwortlichen Blutgefäße schädigt. Eine übermäßige Einnahme kann zur analgetischen Nephropathie, einer durch Medikamentenmissbrauch verursachten Nierenerkrankung, führen. Neben Menschen mit bestehenden Nieren- oder Lebererkrankungen sollten laut Dr. Maroon vor allem Personen über 45 Jahre auf Ibuprofen verzichten.
2. Asthmatiker
Asthma ist eine Erkrankung, von der nach Angaben der WHO weltweit rund 300 Millionen Menschen betroffen sind. Allein in Deutschland leben etwa 3,5 Millionen Menschen mit einem medikamentös behandelten Asthma. Die Krankheit zeichnet sich durch entzündete Atemwege aus, die übermäßig Schleim produzieren und zu Atembeschwerden führen. Experten empfehlen, dass Asthmatiker den Gebrauch von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs) wie Ibuprofen meiden sollten.
Obwohl Ibuprofen bestimmte Entzündungswege blockiert, kann es den Spiegel an Leukotrienen erhöhen. Dies kann zu Bronchospasmen führen – einer Verengung der Muskulatur, die die Lungenwege auskleidet.
Eine in Taiwan durchgeführte Studie aus dem Jahr 2016 hat einen Zusammenhang zwischen der kurzzeitigen Einnahme von Ibuprofen, Aspirin und Diclofenac und einer Asthmaverschlimmerung festgestellt. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die Befunde die Ärzte zur Neubewertung ihrer Behandlungsstrategien anregen sollten – insbesondere wenn es um die Behandlung von Fieber bei Kindern mit Asthma geht. Dies ist besonders relevant, da Ibuprofen und andere NSAIDs bisweilen asthmatischen Kindern empfohlen oder verschrieben werden.
Eine andere Studie aus Taiwan aus dem Jahr 2019 zeigte, dass Ibuprofen bei Kleinkindern ein höheres Risiko für Asthmaanfälle aufweist als Paracetamol, wenn sie im Jahr zuvor bereits eine Notaufnahme aufgesucht hatten.
3. Menschen mit Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz
Verschiedene Studien haben aufgezeigt, dass Medikamente wie Ibuprofen und andere NSAIDs, darunter Naproxen, potenziell den Blutdruck steigern können.
Laut zwei Meta-Analysen im Fachjournal „Drug Safety“ führt die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAID) – hauptsächlich bei Patienten mit Bluthochdruck – zu einem signifikanten Anstieg des durchschnittlichen Blutdrucks um fünf mmHg. Ein spezifischer Bericht unterstrich, dass Personen, die diese einnehmen, ein um 1,7-fach erhöhtes Risiko aufweisen, blutdrucksenkende Arzneimittel zu benötigen, im Vergleich zu jenen, die solche Medikamente nicht verwenden. Des Weiteren wurde die NSAID-Einnahme mit einem 40-prozentigen Anstiegsrisiko für die Diagnose von Bluthochdruck in Verbindung gebracht.
Ibuprofen scheint die Wirksamkeit von blutdruckregulierenden Medikamenten zu verringern. Ein Artikel im „Journal of Clinical Hypertension“ unterstrich diesen Befund. Demnach hätten viele Patienten mit Leiden wie Osteoarthritis auch Bluthochdruck und benötigten daher eine entsprechende Behandlung. Deshalb können schon geringe Erhöhungen des Blutdrucks bedeutsam sein. Ebenso kann die beeinträchtigte Wirkung blutdrucksenkender Medikamente durch NSAIDs gravierende medizinische und gesundheitspolitische Folgen haben.
Dr. Maroon unterstreicht zudem die Gefahren für Menschen mit kardiologischen Beschwerden: Aufgrund des evidenten Zusammenhangs zwischen erhöhtem Blutdruck und Herzkrankheiten sollten diese Personengruppen Ibuprofen vermeiden. Dies wird durch eine 2016 im „British Medical Journal“ veröffentlichte Studie unterstützt, die einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von NSAIDs und einem gesteigerten Risiko für Herzinsuffizienz feststellte.
4. Schwangere
Es ist allgemein anerkannt, dass schwangere Frauen ab der 20. Schwangerschaftswoche nichtsteroidale Antirheumatika, insbesondere Ibuprofen, meiden sollten. Dies basiert auf Hinweisen der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA, wonach solche Medikamente zu einem reduzierten Fruchtwasserspiegel führen können. Jüngste wissenschaftliche Untersuchungen legen jedoch nahe, dass der Konsum von NSAIDs bereits in den frühen Stadien der Schwangerschaft potenzielle Risiken birgt.
In einer spezifischen Studie wurde festgestellt, dass Ibuprofen unabhängig vom Stadium der Schwangerschaft negative Auswirkungen hat. Es führte zu einer verringerten Zellanzahl, einer reduzierten Zellproliferation und einer geringeren Keimzellzahl. Bemerkenswert ist, dass diese Auswirkungen auch nach einer fünftägigen Pause in der Medikation nicht vollständig zurückgingen. Angesichts dieser Erkenntnisse betonten die Forscher die Notwendigkeit, die gängigen Empfehlungen zum Ibuprofen-Konsum während der Schwangerschaft zu überdenken.
Eine weitere Studie aus dem Jahr 2021 ergab, dass NSAIDs bereits ab der siebten Schwangerschaftswoche Veränderungen in der fetalen Nierenentwicklung hervorrufen können, darunter Zelltod. Zusätzlich zeigen andere wissenschaftliche Arbeiten einen möglichen Zusammenhang zwischen Ibuprofen-Einnahme in der Schwangerschaft und Faktoren wie reduziertem Geburtsgewicht, erhöhtem mütterlichen Blutungsrisiko und gesteigertem Asthmarisiko bei Neugeborenen.
5. Personen mit Schlaganfall-Vorgeschichte
Nervenschmerzen nach einem Schlaganfall sind häufig. Dennoch wird die Einnahme von NSAIDs wie Ibuprofen zur Linderung laut Dr. Maroon nicht empfohlen. Eine systematische Überprüfung von 15 Studien ergab, dass die Nutzung von nichtsteroidalen Antirheumatika das Risiko für einen hämorrhagischen Schlaganfall erheblich erhöht.
Forscher führen das gesteigerte Schlaganfallrisiko auf die Auswirkungen von NSAIDs auf die Vasokonstriktion (Verengung der Blutgefäße) und die Natriumausscheidung zurück, was den Blutdruck verschlechtert.
Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigte, dass Frauen mit Menstruationsschmerzen, die NSAIDs einnehmen, ein höheres Schlaganfallrisiko haben. Die Verwendung von nichtsteroidalen Antirheumatika während der Menstruation ist üblich.
„Besonders bei jungen Frauen steigt das Schlaganfallrisiko weiter an“, schrieben die Autoren der Studie. „Je länger das Medikament eingenommen wird, desto höher ist das Schlaganfallrisiko.“
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Who Should Not Use Ibuprofen“. (redaktionelle Bearbeitung il)
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