Entsteht Schönheit erst im Gehirn des Betrachters?

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Foto: Free Bai / The Epoch Times
Von 20. März 2010

Gibt es eine objetive biologische Grundlage für das Erleben von Schönheit? Oder ist Schönheit vielmehr eine rein subjektive Erfahrung? Mit dieser Frage haben sich nun die Forscher Di Dio, Macaluso und Rizzolanti auseinandergesetzt und veröffentlichten ihre Resultate in der Fachzeitschrift „Plosone“.

Es ist eine ewige Frage, die die Menschen in allen Kulturen beschäftigt hat – was es denn eigentlich ist, schön zu sein. Auch vergangene Hochkulturen wie die Ägypter und die Griechen betrieben bereits vor Jahrtausenden sehr aufwendiges Haarstyling (etwa mit Hilfe von Seife-ähnlichen Produkten), doch erscheint dieser Stil für den heutigen Betrachter meist nicht mehr schön. Ist es möglich, dass all das, was mancher Mensch durch Styling oder sogar durch plastische Chirurgie aufwendet, durch einen einfachen „Umschwung“ im Modetrend zu „unästhetisch“ umschwenken kann?

Darstellung von Schönheitsempfindung durch Kernspinaufnahmen

Für ihre Forschungen verwendeten die Wissenschaftler fMRI-Untersuchungen, bei denen durch Kernspintomographie die Gehirnaktivität in den einzelnen Gehirnarealen gut dargestellt werden kann. Sie wollten das Schönheitsempfinden an sich näher untersuchen und in „objektive“ und „subjektive“ Schönheitskriterien aufschlüsseln. Als Anschauungsobjekte wählten sie Bilder von Skulpturen aus der Epoche der Klassik und der Renaissance aus. Als Betrachter wurden in einer Gruppe Personen mit Erfahrung in der Kunstkritik ausgesucht, während in einer zweiten Gruppe Personen ohne Erfahrung mit Kunstkritik gewählt wurden.

Die „objektive“ Perspektive wurde durch die Gegenüberstellung von Bildern der Skulpturen aus der Epoche der Klassik und der Renaissance untersucht, die kanonische Proportionen zeigten. Die gleichen Bilder wurden durch Bildbearbeitungssoftware verzerrt, sodass sie nicht mehr die richtigen Proportionen aufwiesen. Diese Untersuchung zeigte, dass der „goldene Schnitt“ in den originalen Werken bestimmte Gruppen von Neuronen in der Großhirnrinde wie auch in der Inselrinde aktivierte. Insbesondere die Inselrinde ist für ihre Rolle in der Bewertung von Gefühlen bekannt. Diese Reaktion war besonders hervortretend, wenn die Beobachter aufgefordert waren, die Werke nur auf sich wirken zu lassen und nicht weiter zu analysieren. Hier waren im Gehirn die stärksten Reaktionen auf die Bilder in den fMRI-Aufnahmen zu sehen.

Individuelle Erfahrungen formen einen Teil der Schönheitsempfindung

Die „subjektive“ Perspektive wurde untersucht, indem die Studienprobanden eine zufällige Auswahl an Bildern selbst über die Schönheit der Bilder entschieden und sie so in zwei Kategorien von unästhetisch und ästhetisch sortierten. Die Bilder, die subjektiv in die Kategorie der ästhetischen Bilder sortiert wurden, zeigten in den fMRI-Aufnahmen eine Aktivierung der Mandelkern-Gehirnregion. Diese Gehirnstruktur spielt eine Rolle bei neu auftauchenden Sinnenreizen, die emotionalen Wert tragen.

Diese Resultate zeigen, dass das Schönheitsempfinden in den Versuchspersonen mit Erfahrung in der Kunstkritik von zwei konkurrierenden Prozessen gesteuert ist: Zum einen hat die gemeinsame Aktivierung von Neuronengruppen in der Inselrinde eine Schlüsselposition bei der Schönheitsempfindung in Abhängigkeit von „objektiven“ Schönheitskritierien. Die zweite Art der Schönheitsempfindung basiert hingegen auf die Aktivierung von einem anderen Gehirnareal, dem Mandelkern. Diese Empfindungsart hängt mit den eigenen emotionalen Erfahrungen zusammen und verkörpert das „subjektive“ Schönheitsempfinden. Die Wissenschaftler schlossen, dass sowohl die objektiven als auch die subjektiven Faktoren eine wichtige Rolle spielen bei der Beurteilung der Schönheitsempfindung bei einem Kunstwerk, wobei die subjektiven Faktoren von den eigenen emotionalen Erfahrungen abhängen.

Diätprodukte, Tatoos und Piercings, wie auch das Schönheitsideal für die Models in der Modeschau sind zwei weitere Felder, die stark von den aktuellen „Schönheitskriterien“ in der Bevölkerung abhängen. Von diesen wissenschaftlichen Resultaten ausgehend liegt die Folgerung nahe, dass das Schönheitsempfinden bei diesen Feldern ebenfalls sehr empfindlich auf eine Änderung im Schönheitstrend reagieren – wodurch Diätprodukte, Tatoos und Piercings in gewisser Zeit nicht nur nutzlos, sondern als kontraproduktiv und „unschön“ erscheinen werden.

Erschienen in The Epoch Times Nr. 11/2010

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