Scham sitzt im Gehirn bei Mitgefühl
Wenn man sich für andere schämt, sind vergleichbare Gehirnareale aktiv, wie wenn man den Schmerz anderer nachempfindet. Das ist das Resultat einer aktuellen Studie zu den neuronalen Grundlagen des Fremdschämens, die Wissenschaftler der Philipps-Universität veröffentlichten. Die Autoren um Dr. Sören Krach und Frieder Paulus berichten darin über Ergebnisse, die sie mittels Verhaltensexperimenten und funktionaler Magnet-Resonanzbildgebung (fMRT) erzielt haben.
Unterhaltungssendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Stromberg“ erfreuen sich großer Beliebtheit – sie liefern Fremdscham dank peinlicher Situationen frei Haus, auch ohne dass die Betroffenen selbst etwas davon mitbekommen. „In sozialen Interaktionen ist es von so großer Bedeutung, das Gesicht nicht zu verlieren, dass man sich schämt, wenn man sich im Geiste in die Lage eines anderen versetzt, die von außen betrachtet peinlich erscheint“, schreiben die Autoren der aktuellen Studie.
Zahlreiche fMRT-Untersuchungen haben gezeigt, in welchen Hirnregionen Mitleid verarbeitet wird, das man bei der Beobachtung körperlicher Verletzungen anderer empfindet: nämlich in der anterioren Insula und dem anterioren cingulären Cortex. Für das Phänomen stellvertretender Scham gibt es hingegen bislang noch keine vergleichbaren Studien, die empathisches Verhalten mit neuronaler Aktivität in Beziehung setzen.
Um diese Lücke zu schließen, führten die Wissenschaftler zwei Studien durch. In einer Fragebogenstudie konfrontierten sie mehr als 600 Freiwillige mit kurz beschriebenen, peinlichen Szenen und registrierten die Reaktionen. Das Ergebnis: Das Gefühl der Scham stellt sich relativ unabhängig davon ein, ob sich die beobachtete Person ihrerseits blamiert fühlt oder nicht.
In einer zweiten Untersuchung identifizierten die Studienautoren mittels fMRT, welche Gehirnareale aktiv sind, wenn man andere dabei beobachtet, wie sie absichtlich oder unabsichtlich in der Öffentlichkeit soziale Normen verletzen. Die Forscher maßen die Gehirntätigkeit von 32 Probanden, während diese Darstellungen peinlicher Situationen betrachteten. „Hierbei fanden wir robuste Aktivierungen der anterioren Insula und im anterioren cingulären Cortex, dem Hirnstamm und dem Kleinhirn“, erklärt Seniorautor Krach – „einem Netzwerk, das auch involviert ist, wenn man Mitgefühl bei körperlichen Schmerzen empfindet.“ Wie erwartet, zeigte sich eine starke neuronale Aktivität selbst dann, wenn sich die beobachtete Person der Peinlichkeit ihrer Lage nicht bewusst war. (sfr / idw)
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