Salz als Sündenbock bei Bluthochdruck: Das wahre Problem könnte woanders liegen

Salz ist mehr als nur ein Gewürz auf unserem Esstisch. Medizinexperten behaupten, Salz sei durch ausgewählte Studien zu Unrecht verteufelt worden. Doch wie wirkt es sich wirklich auf unsere Gesundheit aus?
Titelbild
Oft wird vor zu viel Salzkonsum gewarnt. Ein Forscher belegt jedoch, dass eher der Salzmangel für den Körper ein Problem darstellt.Foto: iStock
Von 31. August 2023

Die Prise Salz auf dem Steak ist vielleicht doch nicht so schädlich wie angenommen. Jahrelang wurde zur Reduzierung des Salzkonsums aufgerufen, um das Herz zu schützen. Neue Forschungen deuten jedoch darauf hin, dass das „weiße Gold“ – solange es nicht übermäßig konsumiert wird – für eine gute Gesundheit unerlässlich ist.

Einige Medizinexperten behaupten, Salz sei durch ausgewählte Studien zu Unrecht verteufelt worden. Eine Beschränkung könnte den meisten sogar mehr schaden als nützen.

Wichtige Funktionen von Salz im Körper

Salz – genauer gesagt Natriumchlorid – spielt bei der Ernährung eine wichtige Rolle. Neben anderen Funktionen erleichtert es vor allem die Aufnahme von Mineralien, Glukose, Vitamin C, B5 und B7. Außerdem bewirkt das Salz den Transport von Verdauungssäften und Gallenflüssigkeit, um die Nahrung im Dünndarm weiter aufzuspalten. Gallensäure bindet Fette, die Vitamine A, D, E, K. Natrium transportiert ebenfalls Hormone, Toxine und Nährstoffe durch den Körper.

Ein Beispiel dafür ist Kreatin. Sinkt der Natriumspiegel zu stark, wird der Transport von Kreatin beeinträchtigt. Das geht aus einer wissenschaftlichen Übersicht im „Journal of the International Society of Sports Nutrition“ hervor.

Athleten nutzen Kreatin oft, um Kraft und Muskelmasse aufzubauen. Studien zeigen aber auch, dass es bei Frauen Depressionen lindern kann. Kreatin liefert zudem Energie. Es fördert die Magensäureproduktion, hält die Haut gesund und unterstützt die Wundheilung. Es hilft auch bei der Lichtverarbeitung im Auge und gibt Spermien Energie zur Befruchtung.

Weniger Salz, weniger Energie

Ein Gefühl von Schwäche und Lethargie sind die häufigsten Symptome eines unzureichenden Salzkonsums. Das erklärte Dr. Melina Roberts, eine lizenzierte Naturheilärztin, gegenüber der Epoch Times. „Ich hatte einen Patienten, der ständig sehr müde war. Er fiel auch häufig ohne erkennbaren Grund in Ohnmacht. Er konnte kaum irgendetwas tun.“

Nach gründlichen Untersuchungen und der Überprüfung der Ernährung des Patienten kam Dr. Roberts zu dem Schluss, dass mehr Salz benötigt wurde. Nachdem der Patient seinen Salzkonsum erhöht hatte, führte dies zu einer deutlichen Verbesserung seines Energielevels.

Warum ein geringer Salzkonsum zu Müdigkeit führt, ist komplex. Einige Forscher vermuten einen Zusammenhang mit einem Elektrolytungleichgewicht. Elektrolyte wie Natrium und Kalium sind für die innere Ordnung des Körpers entscheidend. Wenn der Salzkonsum zu gering ist, kann es zu einem Ungleichgewicht kommen. Das könnte die Muskelkontraktion beeinträchtigen und Nervensignale verzögern. Das Resultat sind Schwäche und Müdigkeit.

Mäßig hoher Salzkonsum kann neurologische Degeneration verlangsamen

Eine Studie mit Mäusen aus dem Jahr 2021 fand heraus, dass eine salzreiche Ernährung die Demyelinisierung unterdrückte. Demyelinisierung ist ein Symptom von Krankheiten wie Multipler Sklerose. Myelin schützt die Nerven im Gehirn und Rückenmark. Wenn es abgebaut wird, verlangsamen sich Nervensignale und es entstehen neurologische Probleme.

Hohe Salzspiegel verlangsamten den Krankheitsverlauf. Sie stärkten die Blut-Hirn-Schranke und verhinderten, dass autoreaktive T-Zellen ins zentrale Nervensystem eindringen. Frühere Studien hatten hohe Salzdiäten mit einer Verschlimmerung von Multipler Sklerose in Verbindung gebracht. Doch die Forscher merken an, dass diese älteren Studien ein anderes MS-Modell nutzten. Dieses unterschied sich deutlich von echter Multipler Sklerose, besonders im Hinblick auf den Krankheitsbeginn.

In der Mäusestudie schützte die hohe Salzaufnahme auch vor der spontanen Entwicklung von autoimmuner Enzephalomyelitis (Entzündung des Gehirns oder des Rückenmarks). Angesichts dieser Ergebnisse empfehlen die Forscher eine mäßig erhöhte Salzaufnahme. Dies könnte der Autoimmunität des zentralen Nervensystems zugutekommen.

Salz und Bluthochdruck: Wird der Zusammenhang überbewertet?

James DiNicolantonio, ein Herz-Kreislauf-Forscher und Doktor der Pharmazie, findet, dass das allgemeine Verständnis über Salz fehlgeleitet ist. Gegenüber der Epoch Times erklärt er, dass viele Studien mit verarbeiteten Lebensmitteln in Zusammenhang stehen, die Salz mit hohem Blutdruck in Verbindung bringen. „Ist es also das Salz? Oder sind es die verarbeiteten Lebensmittel und das Salz, das zufällig dazukommt?“, stellt sich der Forscher die Frage.

Im Gegenzug weist der Forscher speziell auf eine Studie aus dem Jahr 2021 hin, in der Bluthochdruck mit ultraverarbeiteten Lebensmitteln in Verbindung steht. Diese weisen einen hohen Anteil an raffiniertem Getreide, synthetischen Süßstoffen, künstlichen Aromen und industriellen Samenölen auf.

Im Vergleich dazu ist Bluthochdruck in zahlreichen Bevölkerungsstudien mit geringem Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln – aber hohem Salzkonsum – ein seltenes Phänomen. Ein Beispiel: Bei Nepalesen, die täglich 4.600 Milligramm Natrium zu sich nehmen, weisen laut einer Studie nur 1,4 Prozent der Frauen Bluthochdruck auf. Ähnlich niedrige Raten gibt es bei den Kuna-Indianern in Panama bei 3.450 Milligramm Natrium täglich.

Amerikaner konsumieren laut der US-Arzneimittelbehörde täglich 3.400 Milligramm. Dies entspricht dem Konsum der Kuna-Indianer. Dennoch leiden laut der American Heart Association fast die Hälfte aller amerikanischen Erwachsenen an hohem Blutdruck. In Deutschland sieht es ähnlich aus. Laut Robert Koch-Institut hat in Deutschland jeder dritte Erwachsene Bluthochdruck.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt weniger als 2.000 Milligramm Natrium pro Tag, was etwa 5 Gramm Kochsalz oder 1 Teelöffel entspricht.

Weitere Studien zeigten, dass salzarme Ernährung das Sterblichkeits- und Herzkrankheitsrisiko erhöhen. Laut dem Pharmazie-Doktor DiNicolantonio könne der Körper bei zu geringer Salzaufnahme auch nicht mehr Salz produzieren. Zu viel Salz werde dagegen einfach über den Urin ausgeschieden.

Gesündere Alternativen als herkömmliches Tafelsalz

Chris Masterjohn, ein promovierter Ernährungswissenschaftler, betont gegenüber der Epoch Times, dass die Qualität von Salz variiert. „Konventionelles Handelssalz fehlt es an vielen wichtigen Spurenelementen. Es enthält zudem Rieselhilfen, die viele gesundheitsbewusste Menschen meiden möchten. Allerdings ist auch Jod zugesetzt.“

Naturbelassene Meersalze würden mehr Spurenelemente enthalten und seien deshalb bessere Alternativen. Der Nachteil dieser Salze sei jedoch der fehlende Jodgehalt. Demnach würden Menschen, die Meeresfrüchte meiden, einen Jodmangel riskieren.

„Menschen, die verarbeitete Lebensmittel weglassen, könnten ein ernsthaftes Risiko für Natriummangel eingehen, wenn sie ihrem Essen kein Salz hinzufügen“, ergänzte Masterjohn. Er wies darauf hin, dass Sportler, Menschen in warmen Klimazonen, Kaffeetrinker und Personen, die Diuretika einnehmen, einen erhöhten Natriumbedarf haben.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Salt: Widely Misunderstood, Has Surprising Benefits“ (redaktionelle Bearbeitung il).



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion