Sensorfolie stoppt Gammelfleisch

Qualitätskontrolle ist bei verpacktem Fisch oder Fleisch kaum möglich. Eine neu entwickelte Sensorfolie kann zwischen frischer und bereits ungenießbarer Ware unterscheiden und bei verdorbener Speise durch einen Farbwechsel warnen.
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Die Sensorfolie wechselt ihre Farbe von gelb zu blau. Ein untrügliches Zeichen, dass der Fisch ungenießbar ist.Foto: Fraunhofer EMFT
Epoch Times23. Mai 2011

Ob der eingeschweißte Hähnchenschenkel wirklich noch frisch und genießbar ist? Ansehen kann man es ihm nicht. Auch das Mindesthaltbarkeitsdatum stellt keine Garantie da. Gammelfleischskandale haben den Verbraucher zusätzlich verunsichert, und auch der Kunde selbst verkürzt möglicherweise durch falsche Lagerung die Haltbarkeit. Eine Sensorfolie der Fraunhofer-Einrichtung für Modulare Festkörper-Technologien EMFT in München kann hier unverzüglich grünes – nein: gelbes Licht geben oder bei verdorbener Ware warnen.

Biogene Amine als Indikator für Verderblichkeit

Die Sensorfolie wird in die Innenseite der Verpackung integriert und reagiert auf biogene Amine. Biogene Amine sind Eiweiß-Moleküle, die beim Zersetzungsprozess von Lebensmitteln, vor allem Fisch und Fleisch, entstehen. Sie sind auch für den unangenehmen Geruch verantwortlich. Gelangen diese nun in die Luft in der Verpackung, so reagiert der Indikatorfarbstoff der Sensorfolie mit ihnen und wechselt seine Farbe von gelb zu blau. „Ab einem bestimmten Konzentrationsbereich ist die Farbänderung deutlich zu erkennen und kann somit eine Warnfunktion für biogene Amine übernehmen, erläutert Dr. Anna Hezinger, Wissenschaftlerin an der EMFT. Das ist nicht nur interessant, um ungenießbare Produkte zu erkennen. Viele Menschen reagieren überempfindlich auf bestimmte biogene Amine, da sie im Körper eine Histamin-Reaktion auslösenen können, die HIT – Histaminintoleranz. Eine Warnung ist für sie umso wichtiger.

Nahrungsmittelsicherheit durch semipermeable Membran

„Die Information der Sensorfolie beruht im Gegensatz zum Mindesthaltbarkeitsdatum nicht auf einer Schätzung, sondern auf der tatsächlichen Kontrolle des Lebensmittels“, betont Hezinger. Gleichzeitig ist das System sehr kostengünstig. Das ist wichtig, damit es auch im großen Maßstab eingesetzt werden kann. Andere Lösungen, beispielsweise elektronische Sensoren, würden den Preis des abgepackten Fleisches zu stark erhöhen. Darüber hinaus müssen Dinge, die direkt mit Lebensmitteln in Kontakt kommen können, hohen Anforderungen genügen. „Die Lebensmittelsicherheit ist hier durch eine Sperrschicht zwischen Sensorfolie und Produkt gewährleistet. Diese Barriere lässt nur einseitig gasförmige biogene Amine durch. Die Indikatorchemikalien können dagegen nicht passieren“, erläutert die Forscherin.

Zusätzlich arbeiten die Wissenschaftler an einem Messmodul mit eingebauter Sensorfolie. Mitarbeiter und Kontrolleure der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie können damit die Ware direkt testen und die Frische bestimmen. Das Gerät wertet die Farbreaktion objektiv aus und liefert zudem ein genaueres Ergebnis als das menschliche Auge. Auch Farbzwischenstufen lassen sich so exakt bestimmen. Derzeit suchen Hezinger und ihr Team noch Industriepartner, um die Sensorfolie und das Messmodul weiter zu entwickeln und zu produzieren. (sfr / idw)

 



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