So heilt Vergebung – Diese Schritte führen dahin

US-Forscher kamen zu einem interessanten Schluss: Vergeben macht gesund, erneuert kaputte Ehen und beugt Verbrechen vor. Beim Vergeben geht man viele kleine Schritte.
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Vergeben kann ganz schön schwer sein.Foto: TIMOTHY A. CLARY/AFP/Getty Images
Epoch Times30. März 2016

In den USA gibt es eine “Kampagne für Vergebensforschung“, zu deren Vorsitzenden die Friedens­nobelpreisträger Desmond Tutu und Jimmy Carter gehören. Stifter haben der Kampagne sieben Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt, um wissenschaftliche Projekte rund ums Verzei­hen zu finanzieren.

46 wissenschaftliche Studien zur Kraft der Vergebung, darunter auch viele medizinische, hat die Kampagne in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse auch Mediziner verblüffen können.

Verzeihen senkt den Blutdruck

Einer Studie aus Michigan zufolge senkt Verzeihen den Blutdruck. Diejenigen der 200 Probanden, die von ihrer Persönlichkeit mehr zum Verzeihen ten­dierten, hatten nicht nur einen niedrigeren diastolischen Blutdruck als die weniger Versöhnlichen. Bei ihnen wurden auch niedrigere Kortisol-Werte gemessen.

Eine andere Studie der Duke University in Durham in North Carolina hat sich mit Rückenschmerzen und Depressionen beschäftigt: Darin wurde gezeigt, dass Verzeihen nicht nur chronische Rückenschmerzen und Depressionen lindern kann, sondern auch vor einer Chro­nifizierung von Schmerzen schützt.

Ein Beispiel aus Italien

44 italienische Ehefrauen, alle stark übergewichtig und typische Frustesser, nahmen ab, nachdem sie gelernt hatten, ihren Männern all die Kränkungen zu verzeihen, die diese ihnen angetan hatten.

Vier Stufen des Verzeihens

Verzeihen ist emotionale Schwerstarbeit. Der amerikanische Verzeihensexperte Dr. Robert D. Engright rät, dabei systematisch vorzugehen, und zwar in vier Stufen:

1. Zunächst sollte man Ärger und Übeltäter ins Auge fassen.

2. Dann muss man sich durchringen, wirklich verzeihen zu wollen. Das Schwierige daran ist, dass man sich hier leicht selbst beschummeln kann.

3. Daraufhin ist es wichtig zu versuchen, sich in den anderen hineinzuversetzen, aber auch den eigenen Schmerz anzuerkennen.

4. Schließlich geht es nur noch darum, die Befreiung aus dem emotionalen Gefängnis zu genießen.

Was passiert, wenn man nicht verzeiht?

Man ist mental ständig mit Schuldzuweisungen beschäftigt. Da jeder Gedanke sich auf den Körper und die Gefühle auswirkt, bringen nachtragende Gedanken einen aus dem inneren Gleichgewicht und können viele Krankheiten verursachen.

Unser Körper kann beispielsweise mit Erschöpfung, Anspannung, Bluthochdruck, Kopf- oder Ma­genschmerzen, Schlafstörungen, mit einem Absinken der Abwehrkräfte reagieren. Man fühlt Hass, Rache, Wut, Verbitterung, Verletzung, Enttäuschung, Ablehnung. Möglicherweise verspürt man den Wunsch, es dem anderen heimzuzahlen.

Kleine Schritte auf einem großen Weg

Diese folgenden Sätze können auf dem Weg einem befreiteren Leben sehr helfen (in Anlehnung an “MyMonk.de”):

1. Vergeben heißt nicht, dass wir mit dem anderen sprechen müssen. Es geht dabei um uns und unseren inneren Frieden, nicht um den anderen.

2. Das Festhalten am Groll ist oft schmerzhafter als ihn einfach loszulassen.

3. Vergeben lässt das Herz leichter werden. Nicht mehr unsere bösen Gedanken haben uns im Griff, sondern wir unsere Gedanken.

4. Es ist ganz schön schmerzhaft zu erkennen, dass man süchtig nach dem eigenen Leiden geworden ist.

5. Den Prozess mit Humor zu nehmen hilft ungemein: Jack Kornfield, der die buddhistische Vipassana-Meditation verbreitet, erzählt von einem Amerikaner, der an die Steuerbehörde schrieb: „Seit ich Steuern hinterzogen habe, kann ich nicht mehr gut schlafen. Ich habe Ihnen einen Scheck über 2000$ beigefügt. Wenn ich nun immer noch nicht gut schlafen kann, sende ich Ihnen den Rest.“

6. Für den Weg des Verzeihens braucht es eine Reiseroute. Am besten schreibt man genau auf, wem und weswegen man verzeihen möchte.

7. Es gibt inneres Verzeihen. Dazu zählen zum Beispiel meditative Techniken. Es gibt auch äußeres Verzeihen. So kann man dem Betreffenden einen Brief schreiben.

8. So, wie wir nicht mit einem dreifachen Salto vom Zehnmeterturm in ein 50 Zentimeter tiefes Becken beginnen, sondern eher mit einem Sprung vom Beckenrand, so können wir auch bei der Vergebung dort anfangen, wo es uns am leichtesten fällt: Bei denen, die wir am meisten lieben und bei Dingen, die uns nicht allzu sehr weh getan haben. Das rät Tim auf “MyMonk.de”.

9. Man muss das Trauern auch zulassen. Natürlich auch die damit verbundenen Schmerzen.

10. Vergebung bezieht Körper, Seele und Verstand mit ein.

11. Vergebung verwandelt. Wundern Sie sich nicht, wenn sie plötzlich schmetterlingsleicht sind.

12. Vergebung erweitert die Perspektive. Sie kann uns einfühlsamer machen für das Leiden der Menschen in unserer Umgebung und dazu führen, dass wir uns selbst loslassen können. (kf)



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