Studie: Chemische Verbindung in Lakritze als Hoffnung gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs
Wer an Lakritze denkt, hat wahrscheinlich einen zähen, schwarzen Snack mit einzigartigem süßen Geschmack vor Augen. Bei seiner Herstellung werden die Inhaltsstoffe aus den Wurzeln des Süßholzes als Rohlakritz extrahiert und eingedickt.
Hongkonger Wissenschaftler haben in Tierversuchen herausgefunden, dass eine natürlich vorkommende chemische Verbindung in der Süßholzwurzel möglicherweise das Fortschreiten von Bauchspeicheldrüsenkrebs verlangsamt. Die Forscher wiesen auch nach, dass derselbe Inhaltsstoff die Wirksamkeit von Chemotherapeutika zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs verbessern kann.
Die Ergebnisse wurden im internationalen Fachmagazin „Phytomedicine“ veröffentlicht und während des Jahreskongresses der Europäischen Vereinigung für Krebsforschung 2023 in Turin, Italien, vorgestellt.
Bauchspeicheldrüsenkrebs dritthäufigste krebsbedingte Todesursache
Die Studie ist von großer Bedeutung, da Bauchspeicheldrüsenkrebs meist aggressiv verläuft und eine hohe Sterblichkeitsrate aufweist. Laut den globalen Krebsstatistiken von 2020 – einem Bericht der American Cancer Society und der International Agency for Research on Cancer – liegt das Verhältnis von Sterblichkeit zu Neuerkrankungen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs bei über 93 Prozent.
Die Weltgesundheitsorganisation schätzte Bauchspeicheldrüsenkrebs als die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache bei Menschen aller Altersgruppen in den USA und mehreren europäischen Ländern ein. In Deutschland erkranken nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts jedes Jahr etwa 21.000 Menschen daran. Die übliche Behandlung für Bauchspeicheldrüsenkrebs sind Chemotherapeutika, wodurch häufig schwere Nebenwirkungen auftreten.
Die Heilkraft von Süßholz
Warum haben die Hongkonger Wissenschaftler also bei einer solch gefährlichen Krankheit gerade die Wirkung von Süßholz untersucht? Zum Teil wegen seiner traditionellen Verwendung. Die Süßholzwurzel wird seit der Antike auf der ganzen Welt als Medizin eingesetzt.
In China ist die Süßholzwurzel als „Gan Cao“ bekannt, was so viel wie „süßes Kraut“ bedeutet. Aufgrund ihres süßen Geschmacks und ihres langjährigen Rufs, Kombinationen anderer Kräuter in Einklang zu bringen, findet sich Süßholz in einer Vielzahl traditioneller chinesischer Kräuterformeln.
Auch im Westen wird die Süßholzwurzel schon lange zur Behandlung von Magen-Darm-, Atemwegs- und entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Die moderne Wissenschaft bestätigt das Heilungspotenzial der Wurzel. Eine Meta-Analyse der Wirkungen von Süßholz ergab, dass mehrere Verbindungen in der Wurzel „klar entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen“.
In einer 2020 veröffentlichten Analyse wurde außerdem festgestellt, dass Süßholz auf mehrere Arten die Gesundheit unterstützt, darunter die Unterstützung des hormonellen Gleichgewichts sowie antibakterielle, antivirale, schleimlösende, krebsbekämpfende und andere Eigenschaften.
Das Geheimnis der chemischen Verbindung ISL
Die Süßholzwurzel enthält mehrere chemische Verbindungen mit medizinischen Eigenschaften. Doch die Verbindung, die im Mittelpunkt der Hongkonger Studie steht, ist als Isoliquiritigenin (ISL) bekannt. Die Forscher wussten bereits zu Beginn ihres Projekts, dass ISL Eigenschaften besitzt, die gegen charakteristische Merkmale von Bauchspeicheldrüsenkrebs wirksam sein könnten. Es ist ein Antioxidans, das nachweislich gegen oxidativen Stress und Stoffwechselstörungen wirkt.
Das Forschungsteam wurde von Joshua Ko Ka-Shun geleitet, der einen Doktortitel in Pharmakologie hat. Zudem ist er außerordentlicher Professor in der Lehr- und Forschungsabteilung der Schule für chinesische Medizin an der Hong Kong Baptist University. Professor Kos Team schloss zu Beginn des Projektes alle anderen chemischen Verbindungen der Süßholzwurzel aus, um sich ausschließlich auf die krebsbekämpfende Wirkung von ISL zu konzentrieren.
Das Team führte dazu eine Reihe von Zellversuchen durch. Die Ergebnisse zeigten, dass ISL das Wachstum von Bauchspeicheldrüsenkrebszellen unterdrückt und zu deren Absterben führt.
Die Forscher untersuchten auch Tumore bei Mäusen, um die Wirksamkeit von ISL zu untersuchen. Die Tiere wurden in Gruppen aufgeteilt, von denen einige eine Chemotherapie mit Gemcitabin (GEM) erhielten. Andere Mäuse erhielten Dosen von ISL. ISL zeigte Behandlungseffekte, die mit denen von GEM vergleichbar waren. Doch es traten keine Nebenwirkungen auf, die bei GEM üblich waren, wie Anämie, Abnahme der weißen Blutkörperchen und Gewichtsverlust.
ISL in Kombination mit Chemotherapie
Obwohl die Behandlung mit GEM und 5-Fluorouracil in der Regel als Standardmethode bei Bauchspeicheldrüsenkrebs gilt, stoßen die beiden Medikamente häufig auf eine Chemoresistenz. Das bedeutet, dass der Krebs der Behandlung entkommen kann. Anstatt den Krebs, wie beabsichtigt, zu bekämpfen, können diese Chemotherapeutika sogar das Wachstum der Krebszellen fördern.
Professor Ko und sein Team untersuchten, wie ISL bei der Bekämpfung der Chemoresistenz helfen könnte. Die Forscher verglichen Bauchspeicheldrüsenkrebszellen, die nur mit Chemotherapie behandelt wurden, mit Zellen, bei denen die Medikamente in Kombination mit ISL verwendet wurden. Sie stellten fest, dass ISL in Kombination mit GEM das Wachstum von Bauchspeicheldrüsenkrebszellen um 18 Prozent stärker hemmte als die Gruppe, die nur mit GEM behandelt wurde.
ISL in Kombination mit 5-Fluorouracil war sogar um 30 Prozent wirksamer als die alleinige Chemotherapie. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass ISL gängige Behandlungen erheblich verbessern könnte.
„Die Ergebnisse dieser Studie eröffnen einen neuen Weg für die Entwicklung von ISL […] in der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wir hoffen, mit anderen Forschungspartnern zusammenzuarbeiten, um die Wirksamkeit und das potenzielle Anwendungsgebiet von ISL bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs weiter zu evaluieren“, so Professor Ko.
Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Study Shows Chemical in Licorice Fights Pancreatic Cancer“ (deutsche Bearbeitung il). Der Inhalt ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
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