Studie: COVID-Risiko bei nicht vollständig geimpften Personen geringer

Eine neue Studie stellt Annahmen über COVID-19-Immunität auf den Prüfstand: Nicht vollständig geimpfte Personen könnten weniger anfällig für die neuen Varianten des Virus sein als jene, die nach gültigen Richtlinien „vollständig geimpft“ sind.
Viele COVID-Impfungen weltweit erfolgten über mRNA-Impfstoffe.
Unerwartete Entdeckungen: Neue Studie stellt COVID-19 Impfrichtlinien infrage.Foto: iStock
Von 20. Juni 2023


Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Cleveland Clinic hat überraschende Ergebnisse hervorgebracht, die gegen das allgemein verbreitete Narrativ der COVID-19-Impfungen gehen. Die Studie, die bisher nicht peer-reviewed ist, hat herausgefunden, dass Menschen, die laut den Richtlinien der US-Gesundheitsbehörde CDC (die in Deutschland dem Robert Koch-Institut entspricht) als nicht vollständig oder aktuell nicht gültig geimpft gelten, ein geringeres Risiko haben, sich mit dem Virus anzustecken – verglichen mit denen, die nach den aktuellen Richtlinien als vollständig geimpft gelten.

Dieses Ergebnis tritt zutage, während die vorherrschenden XBB-Varianten des Virus zirkulieren. Diese Entdeckung bringt die Wissenschaftler dazu, zu hinterfragen, wie gut die Impfstoffe, die gegen zwei verschiedene Arten des Virus entwickelt wurden (sogenannte bivalente Impfstoffe), gegen diese neuen Virusvarianten wirken. Gleichzeitig werfen sie auch einen kritischen Blick auf die vorhandenen Regeln der Gesundheitsbehörden zur Beurteilung, ob jemand ausreichend gegen COVID-19 geimpft ist.

Überraschende Erkenntnisse: Unvollständig Geimpfte könnten geringeres COVID-19 Risiko haben

Die Untersuchung bezieht sich auf eine retrospektive Kohortenstudie, die im Cleveland Clinic Health System (CCHS) durchgeführt wurde und am 23. Januar 2023 startete. Der Schwerpunkt lag auf der Phase, in der die XBB-Ausprägungen zu den dominanten Virenstämmen in Ohio avancierten. Besonders im Fokus standen die Angestellten des CCHS.

Das primäre Ziel der Studie war die Erforschung des Zeitraums, bis ein positives Testergebnis für SARS-CoV-2 auftrat. Bis zum 10. Mai 2023 standen die Teilnehmer unter intensiver Beobachtung, was eine Evaluationsperiode von 100 Tagen seit Beginn der Studie ermöglichte.

Die Studie umfasste ursprünglich 48.344 Personen. Allerdings mussten 1.445 davon aufgrund einer Beendigung ihrer Anstellung ausscheiden. Bis zum Abschluss der Studie waren 12.841 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem neuesten Stand ihrer COVID-19-Impfungen. Die Mehrheit wurde mit dem Pfizer-Impfstoff geimpft, während eine kleinere Gruppe den Moderna-Impfstoff erhielt. Im Verlauf der Studie wurde bei 1.475 der Beteiligten ein positiver SARS-CoV-2-Test festgestellt.

Das durchschnittliche Alter lag bei 43 Jahren. Ungefähr 46 Prozent davon hatten eine vorherige COVID-19-Erkrankung, und 34 Prozent waren mit der Omikron-Variante infiziert. Erwähnenswert ist, dass 87 Prozent der Studienteilnehmer mindestens eine Impfdosis erhalten hatten und 92 Prozent entweder durch eine Impfung oder eine Infektion Kontakt mit SARS-CoV-2 hatten.

Interessanterweise zeigte die Studie, dass Personen, die nicht vollständig geimpft waren, ein um 23 Prozent geringeres Risiko hatten, an COVID-19 zu erkranken – verglichen mit den vollständig geimpften Personen. Im Vergleich dazu zeigte sich bei vormals Genesenen kein signifikanter Unterschied, egal, wie lange die vorherige Infektion zurücklag.

Anwendung und Herausforderungen: Ein Blick auf die Ergebnisse und Einschränkungen der Studie

Forscher haben zwei mögliche Gründe aufgedeckt, warum ein nach CDC-Definition „aktueller“ Impfstatus mit einem erhöhten Risiko einer COVID-19-Erkrankung verbunden sein könnte.

Erstens hat der Zweifach-Impfstoff eine geringere Wirkung gegen die XBB-Ausprägungen der Omikron-Variante gezeigt als ursprünglich erwartet. Die COVID-19-Impfstoffe wurden an die Spike-Proteine der vorherigen Varianten entwickelt. Wenn sich die Spike-Proteine bei neuen Varianten verändern, könnte dies dazu führen, dass die Impfstoffe weniger wirksam sind. Bei den XBB-Ausprägungen der Omikron-Variante scheint genau das der Fall zu sein.

Zweitens scheint die Definition der CDC von einem „aktuellen“ Impfstatus nicht vollständig die Immunität zu berücksichtigen, die durch eine vorherige COVID-19-Infektion erlangt wurde. Untersuchungen legen nahe, dass Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden haben, eine starke Immunität entwickeln.

In einer kürzlich in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten Studie wird festgestellt: Selbst wenn der durch eine frühere Infektion erlangte Schutz mit der Zeit nachlässt, scheint er dennoch robust genug zu sein, um vor einer erneuten Infektion und einem schweren Verlauf der Krankheit zu schützen.

Es gibt jedoch auch in dieser aktuellen Studie Einschränkungen. Sie konzentrierte sich hauptsächlich auf relativ junge Gesundheitsfachkräfte, die im Vergleich zur Gesamtbevölkerung potenziell gesündere Lebensgewohnheiten und einen besseren Zugang zu medizinischen Ressourcen haben könnten.

Die Studie berücksichtigte in den verschiedenen Berufsrollen zudem weder die unterschiedlichen Expositionsgrade gegenüber dem Virus noch den individuellen Gesundheitsstatus, die beide das Infektionsrisiko beeinflussen könnten. Ferner wurden die Studienteilnehmer lediglich für einen relativ kurzen Zeitraum von 100 Tagen beobachtet, und es gab keine vollständig ungeimpfte Kontrollgruppe.

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Study Reveals 23 Percent Lower COVID Risk in Those ‘Not Up-to-Date’ With Vaccinations“ (Deutsche Bearbeitung kr, cs)



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