Studie: Über 30 Prozent der älteren Geimpften entwickeln keine Antikörper

Bei Corona-Geimpften unter 60 Jahren weisen einer Untersuchung der Uniklinik Düsseldorf zufolge fast 98 Prozent der Empfänger der Zweitimpfung ausreichend nachweisbare Antikörper auf. Bei über 80-Jährigen sind es hingegen nur knapp 70 Prozent, die Antikörper entwickeln.
Von 9. März 2021

Forscher des Instituts für Virologie an der Universitätsklinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf regen an, die Zweitimpfung im Rahmen der Corona-Schutzimpfung bei Personen ab 80 Jahren vorzuverlegen. Dadurch wolle man die Immunisierung und Schutzwirkung gegen eine Corona-Infektion durch körpereigene Antikörper sicherstellen.

Hintergrund ist eine Studie, wonach in der genannten Altersgruppe knapp ein Drittel der Geimpften zu wenig oder keine nachweisbaren Antikörper gebildet habe.

Altersgruppe der über 80-Jährigen nach der Impfung deutlich schlechter geschützt

Eine jüngst publizierte Studie über die altersabhängige Immunreaktion auf die Zweitimpfung mit dem Präparat von Pfizer/BioNTech verglich Untersuchungsergebnisse von insgesamt 179 Geimpften im Alter von unter 60 und über 80 Jahren.

Während Untersuchungen aus mehreren Ländern übereinstimmend zu dem Ergebnis kamen, dass eine Impfung auch in der ältesten Teilnehmergruppe insgesamt die Gefahr schwer oder tödlich an Corona zu erkranken signifikant senkt, zeigen sich bei den über 80-Jährigen dennoch auch Defizite bei der Bildung eines nachweisbaren Ausmaßes an neutralisierenden Antikörpern.

Während in beiden Gruppen eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer an der Impfung spezifische Antikörper gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2 produzierte, zeigte sich eine erhebliche Differenz bezüglich des Ausmaßes, in dem dies geschieht.

In der Gruppe unter 60 Jahren konnten die Forscher nach der Zweitimpfung bei 97,8 Prozent Antikörper in ausreichender Menge nachweisen. Lediglich bei 2,2 Prozent gelang der Nachweis der wirkmächtigen sogenannten „Titer“ nicht. Auch bei den über 80-Jährigen sei in den meisten Fällen (68,7 Prozent) eine Erhöhung der Antikörperzahl festzustellen gewesen.

Dem Gegenüber stehen somit 31,3 Personen, bei denen der Nachweis nicht gelang. Es ist daher davon auszugehen, dass etwa jeder dritte Geimpfte dieser Altersgruppe nicht oder nicht ausreichend geschützt ist. Unter den unter 60-Jährigen ist dies bei etwa einem von 50 Geimpften der Fall.

Keine Korrelation zwischen Antikörper-Zahl und Symptomen nach Impfung

Die Forscher hatten zudem Daten ausgewertet, um Erkenntnisse zu erlangen bezüglich der Korrelation und Kausalität zwischen dem Auftreten klinischer Nachimpfungssymptome in beiden Altersgruppen und der Zahl sowie Konzentration der Antikörper und „Titer“. Fragebögen, die zu bestimmten Zeitpunkten ausgefüllt wurden, ergänzten die Untersuchungsdaten.

Nach der Erstimpfung berichteten 51,6 Prozent der jüngeren Kohorte, keine Symptome nach der Impfung wahrgenommen zu haben, die übrigen zählten zwischen einem und vier aus einer Liste auf, die dem Fragebogen hinzugefügt war. Bei Älteren nahmen 93,9 Prozent keines der genannten Symptome wahr, bei 6,1 Prozent traten ein oder zwei Symptome auf.

Nach der Zweitimpfung erklärten nur noch 25,8 Prozent der Jüngeren, keinerlei Symptome aus der Liste verspürt zu haben. 38,7 Prozent nannten nur eines davon. 35,5 Prozent nannten zwischen zwei und sechs Symptome, die aufgetreten seien. Bei den Älteren zeigten sich 83,1 Prozent nach der Zweitimpfung symptomfrei. Die Übrigen haben gleichzeitig bis zu drei verschiedene Symptome nach der Impfung wahrgenommenen.

Insgesamt gebe es „jedoch keine allgemeine Korrelation zwischen der durch die Impfung induzierten [Antikörper] und dem Vorhandensein oder Fehlen von einzelnen Symptomberichten“, schreiben die Forscher.

Forscher für Vorverlegung der Zweitimpfung für über 80-Jährige

Bezüglich der effizientesten Impfstrategie in der ältesten Bevölkerungsgruppe seien jedoch noch viele Fragen offen, lautete die Schlussfolgerung der Forscher.

Dass die Konzentration neutralisierender Antikörper in vielen Fällen gering sei, obgleich die Krankheitsverläufe weniger schwer ausfielen, könne darin begründet liegen, dass die Immunisierungswirkung nach nur einer Impfung schnell abklingen könne, wenn keine Zweitimpfung stattfinde.

Diese Ergebnisse lassen, so die Forscher, eine zeitliche Vorverlegung der Zweitimpfung in dieser Altersgruppe als geboten erscheinen. Inwiefern die Impfstoffe von den Herstellern für die Verabreichung binnen eines verkürzten Zeitraumes vorgesehen beziehungsweise zugelassen sind, bleibt unbeantwortet.



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