Tsunami im Kopf?

Kinder und die immerwährende Flut medialer Reize - Neue Kinderkrankheiten durch Reizüberflutung?
Titelbild
Ganz versunken. (Getty Images)
Von 17. April 2008

Kinder sind unser höchstes Gut. Sie sind unsere Zukunft. Wer aber lehrt heute noch den richtigen Umgang mit Kindern? Sie werden geparkt in Kinderaufbewahrungsanstalten, Tagesstätten, Kindergärten, Schulen. Und wenn die Eltern, die jetzt beide arbeiten müssen um das Überleben zu gewährleisten in unserer fortgeschrittenen Gesellschaft dann endlich zu Hause sind, müde und abgearbeitet, dann werden die Kleinen abgestellt vor dem Fernseher, dem PC, der Playstation. Allgemeine Hilflosigkeit macht sich breit. Das ist nicht was wir wollten, als wir in eine Bildungsgesellschaft aufbrachen.

Neue Kinderkrankheiten

Bei immer mehr Kindern wird durch die zunehmende Reizüberflutung die Entwicklung gehemmt. Zwei Dinge passieren parallel, die Kinder verletzen und krank machen. Die eine ist die ständige Berieselung durch Computer und TV und die andere sind die fehlenden Anregungen in der Familie und den dazugehörigen förderlichen Verhaltensmodellen. Antonio Pizzulli vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte äußerte, dass besonders Kinder aus bildungsfernen und sozioökonomisch benachteiligten Familien betroffen seien.

Eine verlorene Generation

Denn diese Kinder seien von Geburt her nicht weniger begabt als andere, so Pizzulli weiter,  ihr Entwicklungsdefizit entstünde durch mangelnde Förderung innerhalb und außerhalb der Familien. Schule und Kindergärten, selbst Ergo- und Sprachtherapie könnten die Entwicklungsdefizite, entstanden durch Mangel an Erziehung, nicht mehr ausgleichen. Dr. med. Thomas Fischbach, der Landesvorsitzende der nordrheinischen Kinder- und Jugendärzte geht noch weiter. Er glaubt, dass man diesen neuen Kinderkrankheiten mit neuen Therapiekonzepten begegnen müsse, sonst gehe eine ganze Generation verloren.

Behinderung aus Mangel an Erziehung

Prof. Wabitsch von der Kinderklinik Ulm benennt aber auch noch ganz andere, und im doppelten Sinne des Wortes, schwerwiegende Gründe. Denn die Flut medialer Reize mache Kinder genauso dick wie Milchschnitte und MacDonalds. „Weniger essen und mehr bewegen, hilft nicht viel“, sagt Martin Wabitsch in der Ärzte-Zeitung. Der Lebensstil müsse sich vielmehr ändern. Die Kinder werden einfach krank, immer öfter haben sie schon Gicht und Gallensteine, Fettleber und Arthrose. Viele haben einen gestörten Zuckerstoffwechsel und einige bereits Altersdiabetes. Mehr als ein Drittel der adipösen Kinder hat nach Diagnose der Kinderärzte bereits Bluthochdruck, Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörungen. Täglicher Kontakt führt dazu, dass der Professor diese Kinder bereits für behindert hält und fürchtet, dass eine ganze Generation von Herzinfarkt- und Schlaganfall-Anwärtern heranwächst.

Anforderungen müssen wieder steigen

Der Grund für diese Störungen und das Übergewicht seien nicht nur ein Übermaß an aufgenommener Energie sondern hauptsächlich ein Mangel an Anforderungen, ein Mangel an Entwicklungsimpulsen und ein Mangel an Erfolgserlebnissen. Dies ist die Meinung von Professor Klaus Hurrelmann, Direktor des WHO Collaborating Center of Child and Adolescent Health Promotion in Bielefeld. Er ist sicher, dass die Förderung der psychischen Bewältigungskompetenz und der sozialen Lebenskompetenz alle Vorsorge-Programme dringend ergänzen müssen. Dies aber sind Dinge, die normalerweise im Kleinkindalter gelernt werden. Selbst Gesundheitsministerin Ulla Schmidt äußert dazu, dass Kinder mit einem besseren Körpergefühl auch bessere Aufnahmekapazitäten im schulischen Bereich erwarten ließen.



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