Über Gewicht!

Körpergewicht zu mindestens 50 Prozent von Genen gesteuert - Haben wir überhaupt eine Wahl?
Titelbild
Schönheitsideale können sehr unterschiedlich sein – hier die Venus von Willendorf (geschätztes Alter über 30.000 Jahre)Foto: plpLizenz GNU-FDL
Von 27. Mai 2005

Jetzt leben wir einer vermeintlich fortschrittlichen Zeit, Raumschiffe haben andere Planeten-Systeme erreicht und doch – und doch – und doch haben wir nicht verstanden, dass die moderne Gen-Biologie uns nur bestätigt, was uns unsere Alten schon lehrten. Glücklicherweise sind Einsteins Ideen ein Beweis dafür, dass nicht alles was früher verstanden wurde, heute schon überholt ist und altbacken abgehakt werden kann.

So hat also das Wissen unserer Großeltern und Urgroßeltern möglicherweise tiefgreifende Bedeutung. Nun, ein einfaches Beispiel. Meine Großmutter, ähnlich breit gebaut wie ich und die Venus von Willendorf, wurde bei ihrem ersten und letzten Besuch bei einem Gynäkologen von diesem aufgefordert, doch etwas gegen dieses „ungesunde Übergewicht“ zu unternehmen. Sie antwortete ganz erstaunt ob dieser Äußerung, ob das alles sei, was er an der Universität gelernt hätte. Ob er denn nicht wisse, dass es bei den Menschen sei wie bei allem was der Herr schuf, da gebe es Kleine und Große, Dicke und Dünne, Kluge und Dumme. Wie auch bei den Hunden, da gäbe es auch Dackel, Rehpinscher und Bernhardiner, ob er sich schon mal gefragt habe, wie es in dieser Hinsicht denn mit ihm stünde. Sprach’s, drehte sich um und ward von da an bei diesem Arzt nicht wieder gesehen.

Und solche Aussagen stehen absolut in Einklang mit der neuesten Forschung. So sagte Professor J. Hebebrandt aus Essen im Januar 2005 zur „Ärztezeitung“, dass er davon ausgeht, dass unser Körpergewicht zu mindestens 50 Prozent von Genen gesteuert wird – also in einem ähnlichen Ausmaß wie unsere Körpergröße. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung geht davon aus, dass etwa zu 60 Prozent die Erbanlagen dafür verantwortlich seien, dass jemand Übergewicht entwickelt. Mehrere Gene, die das Gewicht beeinflussen, seien bereits bekannt, einige davon verursachten Übergewicht, andere hielten dünn. Wenn Menschen schon im Kindesalter starke Gewichtsprobleme hätten, könnten oft genetische Faktoren die entscheidende Rolle spielen, so Hebebrand. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erforschen er und seine Mitarbeiter bekannte Faktoren und sind auf der Suche nach neuen.

Diese Veranlagung ist aber nicht auf einem einzigen Gen verankert sondern polygenetisch, was bedeutet, dass was für den einen gut ist, nicht auch für den anderen funktioniert. So schreibt die „Ärztezeitung“ in weiteren Überschriften: „Selbst wenn Diätkonzepte noch so plausibel klingen, in der Praxis bringen sie Dicken alle gleich wenig“ und „Egal, welche Diät Dicke wählen – der Verlust an Pfunden ist gleich. Mehr als 5 Prozent Gewichtsreduktion sind selten“Das ist doch in gewisser Weise ein Geschenk. Befreien sie uns nicht von dem Irrtum, man müsse nur der Wissenschaft glauben, die richtigen Mittelchen nehmen, fleißig trainieren und schwitzen um die erwünschte Figur zu bekommen? Kann ein Bernhardiner doch noch irgendwie zum Rauhaardackel mutieren? Es ist nicht lustig gemeint! In dieser Gesellschaft der Magersüchtigen und Schein-Muskulösen wird durch Medien und Werbung der Glaube suggeriert, dass Übergewichtige willensschwach und asozial seien, basierend auf der Annahme, dies hier sei das Schlaraffenland, aus dem man sich nur heraus hungern kann, wenn man nicht an Herzverfettung sterben will.

Dem war nie so und dem ist nicht so. So schreibt die „Ärztezeitung“ am 17. März: „In den meisten Entwicklungsländern gibt es inzwischen mehr übergewichtige als untergewichtige Frauen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Michelle Mendez und Kollegen von der University of North Carolina in Chapel Hill jetzt vorgelegt haben („The American Journal of Clinical Nutrition“ 81, 2005, 714).“

Das lässt auch noch den Schluss zu, dass Übergewicht auch bei Mangel-Ernährung entstehen kann. Das steht im Widerspruch zu dem gängigen Glauben, dass die Relation von Kalorien und Bewegung entscheidet, ob jemand Übergewicht hat oder nicht. Es lässt vermuten, dass nicht die Menge an aufgenommener Nahrung sondern die Art ihrer Verstoffwechselung zu einer Annäherung an ein genetisch zum größten Teil festgelegten Erscheinungsbild führen soll. Haar- und Augenfarbe lassen sich ja auch nur durch äußere Einwirkungen wie Färben oder Kontaktlinsen verändern, bedeutet das, dass wir letztendlich nur die Wahl der Kleidung haben? Und wo ist denn nur die vom Fortschritt versprochene Freiheit hin?

Nun, vielleicht schaffen wir es ja, vielleicht zu Anfang auch nur vereinzelt, diesem aus Märchen und Halb-Wissen gebildeten Glauben, wir könnten unsere genetischen Wurzeln noch Jahre nach der Geburt beliebig verändern, zu entrinnen. Doch wie erklären wir unseren Kindern, dass wir ihnen dieses alte Wissen vorenthalten und statt dessen zulassen, dass sie sich infolge unseres Nicht-Wissen-Wollens durch Schönheitsoperation selbst verstümmeln, sich mit Zigaretten den Hunger wegrauchen, damit sie nicht an Gewicht zunehmen oder sich immer wieder bewusstlos trinken, weil sie den scheinbaren Anforderungen dieser Gesellschaft nicht genügen können. So sagt Wilfried Köhler, der Ärztliche Direktor des Frankfurter Bürgerhospitals laut dpa, dass sich immer mehr junge Leistungsträger am Wochenende betrinken bis zum Filmriss.

Was, frage ich, geben wir unseren Kindern mit auf den Weg? Was macht eigentlich einen wertvollen Menschen aus? Es ist nicht sein Gewicht, sondern ob er für Sie (ge)wichtig ist! Es ist nicht das makellose Äußere sondern die innere Schönheit, die Liebe und zärtliche Gefühle weckt! Es sind nicht Körperkraft und Durchsetzungsvermögen die intelligente und integre Lösungen schaffen. Keine Wissenschaft der Welt sondern Fürsorge und Hingabe können Leben erhalten und Sinn geben. Was geben wir unseren Kindern mit auf den Weg?



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