Unwissenschaftliche Glyphosat-Studien: Global 2000 zeigt Monsanto an

Gegen die europäische Niederlassung von Monsanto liegt Anzeige vor: von Global 2000. Einfacher, schwerer sowie gewerbsmäßiger Betrug wird Monsanto vorgeworfen. Dabei steht der Agrarkonzern für alle die, die Neuzulassung vom Pflanzengift Glyphosat beantragt haben.
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SymbolfotoFoto: REMY GABALDA/AFP/Getty Images
Epoch Times2. März 2016

Experten auf Europa-Ebene werden Anfang März entscheiden, ob das Herbizid Glyphosat in Europa in den nächsten 15 Jahren zugelassen bleibt. Das Pflanzengift ist das weltweit am meisten verkaufte und unter anderem in „Roundup“ vom Agrar-Riesen Monsanto enthalten. Das gab Global 2000 den letzten Anstoß, den Rechtsweg zu gehen: Die Organisation erstattet Anzeige gegen die Europa-Abteilung von Monsanto und damit auch gegen die 22 Unternehmen, die die Neuzulassung von Glyphosat beantragt haben. Außerdem die EU-Lebensmittelbehörde (EFSA) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Einfacher, schwerer sowie gewerbsmäßiger Betrug gemäß den Paragraphen 146 bis 148 des Strafgesetzbuchs lauten die Anzeigepunkte. Das berichtet der österreichische "ORF".

Anzeige bei den Staatsanwaltschaften in Wien und Berlin

Über die Gesundheitsgefährdung durch Glyphosat wurde bislang heftig gestritten. Für Global 2000 ist der Streit ein inszenierter. Global 2000 bezweifelt, ob die Experten die Gefahr richtig bewerten, die von Glyphosat ausgeht. Die Anzeige wurde bei den Staatsanwaltschaften in Wien und Berlin eingebracht. Global 2000-Anwalt Josef Unterweger zufolge ist dies möglich, da die Glyphosat-Zulassung die gesamte Europäische Union betrifft: Jeder Mitgliedsstaat sei Tatort.

Die beiden Staatsanwaltschaften müssen die Anzeige nun auf ihre strafrechtliche Relevanz prüfen. "Wir erwarten, dass sich die Staatsanwaltschaften den Sachverhalt genau anschauen", hofft Helmut Burtscher von Global 2000. "Sie könnten zum Beispiel fordern, dass alle noch immer von der Industrie unter Verschluss gehaltenen Studiendaten offengelegt werden müssen, damit sie von unabhängigen Stellen ausgewertet werden können."

WHO findet Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“

Glyphosat wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als erbgutschädigend und "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" eingestuft. Erst in der vergangenen Woche bemerkte das Umweltinstitut München erhöhte Glyphosatwerte in bekannten deutschen Biermarken und sagte in diesem Zusammenhang, Glyphosat stehe unter Verdacht, hormonell wirksam zu sein. Bei krebserregenden und hormonwirksamen Stoffen gebe es dem Institut zufolge keine Untergrenze, unter der sie sicher sind. Sie können selbst in kleinsten Mengen eine gesundheitsschädigende Wirkung entfalten.

Die EU-Lebensmittelbehörde (EFSA) nennt das Herbizid hingegen "wahrscheinlich nicht krebserregend". Und genau die EFSA ist es, die der Europäischen Kommission die Neuzulassung vorschlug. Genauso verharmlosend stellt das deutsche BfR das Gesundheitsrisiko von Glyphosat dar. Das deutsche BfR ist im Neuzulassungsverfahren federführend. Sowohl BfR als auch EFSA hätten diese Einschätzungen von Monsanto „blind übernommen“, sagt dazu Burtscher von Global 2000.

Vorwurf: Betrügerische Monsanto-Studien, um Glyphosat zu beschönigen

"Der Konzern hat für die Zulassung von Glyphosat Krebsstudien eingereicht, die nicht nach den empfohlenen Auswertungsverfahren durchgeführt wurden. Dadurch wurden in vier von fünf dieser Studien statistisch signifikante Krebswirkungen, die von der WHO-Krebsforschungsbehörde IARC auch als solche erkannt wurden, als nicht vorhanden dargestellt“, erklärt Burtscher den Sachverhalt.

EFSA und BfR hätten die Glyphosat-Debatte als Expertenstreit abtun wollen getreu dem Motto "Da sind sich die Wissenschaftler wieder einmal nicht einig. Die WHO sagt das eine, und die Spezialisten in der europäischen Union sagen das andere“, so Umweltchemiker Burtscher. Er hält die Angelegenheit wahrlich nicht für einen Expertenstreit.

Toxikologe bewertet Behörden-Studien für Global 2000 neu

In seiner Anzeige beruft sich Global 2000 auf die Analyse eines deutschen Toxikologen. Die Institutionen hätten Tatsachen verdreht und die Daten nicht den Richtlinien entsprechend ausgewertet, also die Krebseffekte verschleiert.

Was Monsanto dazu sagt:

Monsanto gab sich zurückhaltend: "Wir distanzieren uns von medienwirksam inszenierten Diskussionen, die die Verunsicherung der Verbraucher zur Erreichung politischer Interessen zum Ziel haben. Wir fordern eine sachliche Diskussion auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse. Wir werden unserer Verantwortung nachkommen und vermeintliche Anklagepunkte analysieren. " (kf)



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