Viele Ukrainer in Deutschland wollen kein mRNA – aber es will auch niemand so genau wissen

Zu Beginn der mRNA-Kampagnen war schnell klar, dass Migranten sehr skeptisch gegenüber der Injektion sind. Sind die nach Kriegsbeginn zu uns gekommenen Ukrainer – immerhin eine Million – die Könige der Skeptiker?
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Ein Schild für ein Informationszentrum für ukrainische Flüchtlinge am Hauptbahnhof in Köln, 22. März 2022.Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images
Von 5. April 2023


Als sich Ende 2020 abzeichnete, dass es bald einen mRNA-Stoff gegen Corona geben würde, den man allen Bürgern injizieren wollte, war das nicht nur für eingefleischte Corona-Maßnahmenkritiker ein Alarmsignal. Auch Menschen mit Migrationshintergrund, Migranten und Flüchtlinge zeigten sich besonders skeptisch.

An der Injektionsverweigerung dieser Bevölkerungsgruppen änderten auch die groß angelegten mehrsprachigen Pro-mRNA-Kampagnen der Gesundheitsministerien nichts. Da machen auch die seit Frühjahr 2022 nach Deutschland gekommenen Ukrainer keine Ausnahme, aber zu ihnen gleich mehr. Zunächst zur Vorgeschichte.

Im Frühjahr 2021 ergab ein Gespräch mit einer Pressesprecherin der Landesaufnahmebehörde in Niedersachsen folgendes Bild: Gerade einmal 20 bis 30 Prozent der Bewohner von Aufnahmestellen signalisierten eine Impfbereitschaft. Demgegenüber lag damals die Bereitschaft des Personals beziehungsweise der Mitarbeiter der Landesaufnahmebehörde, sich mRNA injizieren zu lassen, bei über 90 Prozent.

Zu diesem Zeitpunkt war insbesondere die Skepsis von Muslimen ein Thema. Deren Glaubenslehrer, so die Sprecherin der Aufnahmestelle, hätten sich in den sozialen Medien vielfach gegen die mRNA-Injektion ausgesprochen. Eine Reihe von Imamen – auch international – hatte ihren Gläubigen schon Anfang 2020 erklärt, Corona-Erkrankungen nach Infektionen träfen nur die Ungläubigen oder wären gar Strafe für bestimmte Verhaltensweisen gegenüber Muslimen.

Dazu passte aus Sicht dieser Imame, was die Sprecherin über Corona-Erkrankungen von Zuwanderern sagte: Die allermeisten der positiv Getesteten seien sowieso asymptomatisch gewesen.

Was die Menschen mit Migrationshintergrund angeht, meldete sich Ende 2020 auch Falko Liecke zu Wort – der damalige CDU-Gesundheitsstadtrat in Berlin-Neukölln. Er erklärte gegenüber dem „Tagesspiegel“, ihm hätten örtliche Ärzte berichtetet, „dass insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund einer Impfung gegen Covid-19 sehr skeptisch gegenüber stehen.“ Die Bundesregierung kam damals zu einer ähnlichen Einschätzung auf Basis von Rückmeldungen aus den Ländern.

Migranten und mRNA-Injektionen

Der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sah ebenso wie die Migrationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz große Herausforderungen darin, bei Migranten für die mRNA-Injektionen zu werben. Wie man heute weiß, mit wenig Erfolg.

Noch im September 2021 betonte Widmann-Mauz, wie wichtig es bei Migranten und Flüchtlingen sei, sachlich über die Impfung aufzuklären und Falschinformationen und Verschwörungstheorien klar zu entkräften. Das gelinge am besten im persönlichen Gespräch. Der Erfolg dieser Idee persönlicher Gespräche muss allerdings mehr als bescheiden gewesen sein. Jedenfalls gab es dazu bis heute keine Erfolgsmeldungen. Und auch die Ukrainer sind, wie sich jetzt herausstellt, besonders häufig nicht bereit, sich mit der mRNA-Injektion anzufreunden.

Gibt es dazu aktuelle Zahlen? Gibt es Zahlen etwa zur Impfbereitschaft der Ukrainer beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), beim Robert Koch-Institut (RKI), den Gesundheitsämtern oder den Gesundheitsministerien?

Das BAMF teilt auf Anfrage der Epoch Times mit, dass dazu keine Informationen vorlägen. Die Epoch Times fragte beim Bundesgesundheitsministerium nach:

  • Wie viele Migranten nach Herkunftsländern in Prozent/Zahlen wurden in Deutschland in welchem Zeitraum gegen COVID mit welchem Stoff geimpft?
  • Was weiß man über die COVID-Impfquoten der Herkunftsländer?
  • Wie sieht es hier mittlerweile mit den nicht zugelassenen Impfstoffen wie Sputnik aus, die in der Ukraine verimpft wurden?
  • Bedeutet das Ende der Pandemie auch ein Ende oder eine Abschwächung der Impfbemühungen/-Kampagnen bei Flüchtlingen und Zugewanderten?

Eine Sprecherin antwortet:

„Im Rahmen des digitalen Impfquotenmonitorings des Robert Koch-Instituts (RKI) zur COVID-19-Impfung werden Angaben zur Staatsangehörigkeit oder zum Migrationshintergrund der geimpften Personen nicht erhoben.“

Allerdings führe darüber hinaus das RKI die sogenannte COVIMO-Erhebung durch. Das Akronym COVIMO steht dabei für „COVID-19-Impfquoten Monitoring“. Ziel der Monitorings ist es laut RKI, „die Impfbereitschaft und -akzeptanz verschiedener Bevölkerungsgruppen in Deutschland zu erfassen, zeitnah mögliche Barrieren der Impfinanspruchnahme zu erkennen und entsprechende Kommunikationsmaßnahmen ableiten zu können.“

Tatsächlich gibt es dazu eine Aufarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags aus dem Jahr 2022 mit dem Titel: „Zur Impfquotenschätzung bei Personen mit Migrationshintergrund“. Aus diesem Papier zitierte umfangreich auch die Sprecherin des Ministeriums gegenüber der Epoch Times.

Die Daten müssten also zur Verfügung stehen, wenn es schon über mehr als zwei Jahre hinweg mit „COVIMO“ beim RKI ein Instrument gibt, das sich umfangreich mit der mRNA-Injektionsbereitschaft von Migranten befasst. Die für die Daten notwendigen Befragungen wurden auch erhoben, allerdings nur zehn Mal in Folge, letztmals für den Befragungszeitraum Mitte bis Ende Januar 2022.

Bemerkenswert hier, dass in Ausgabe zehn schon gar keine Zuwanderer und Flüchtlinge mehr explizit in ihrer Sprache angesprochen wurden. Es hieß da lediglich:

„In dieser Studie wurden nur deutschsprachige Personen befragt, die telefonisch (mobil oder Festnetz) erreichbar sind. In der vorherigen COVIMO-Erhebung (Fokuserhebung Einwanderungsgesellschaft) fand ein Teil der Interviews auf Russisch, Polnisch, Arabisch, Türkisch und Englisch statt.“

In der vorangehenden neunten monatlichen Befragung hieß es unter anderem: „Die geschätzte Impfquote unterscheidet sich signifikant zwischen den Befragten mit und ohne Migrationsgeschichte“.

Offene Fragen an das Robert Koch-Institut

Zu bedenken ist, dass die Angaben damals telefonisch erhoben wurden. Es ist möglich, dass hier angesichts einer vielfach belegten gesellschaftlichen Ächtung von mRNA-Verweigerern nicht immer wahrheitsgemäß geantwortet wurde. Die Zahlen könnten also noch viel weiter auseinanderliegen:

„Von den Befragten mit Deutsch als Muttersprache gaben etwa 92 % an, mind. einmal geimpft zu sein. […] Befragte, die ihre Deutschkenntnisse als (sehr) schlecht einschätzen, haben eine Impfquote von 75 %.“

Hier ergeben sich nun weitere Fragen, die die Epoch Times direkt an das Robert Koch-Institut stellte:

  • Warum wurde die COVIMO-Studie mit Ausgabe 10 (Befragungszeitraum Januar 2022) eingestellt?
  • Warum wurde schon in Ausgabe 10 nicht mehr in fremden Sprachen befragt?
  • Welche Maßnahmen oder Kampagnen wurden – basierend auf den zehn erschienenen Ausgaben – durchgeführt, was war ein Fazit der Studien?
  • Wie hoch waren die Kosten für die erschienenen Ausgaben?

(Die noch ausstehenden Antworten werden hier nachgereicht.)

Ohne so eine Befragung kann es demnach auch keine Daten über die mRNA-Injektionsbereitschaft von einer Million Ukrainer geben, die in kürzester Zeit nach Deutschland gekommen sind.

Welche Hinweise gibt es dennoch?

Das ZDF veröffentlichte eine „Corona-Impfquote“ der Ukrainer unmittelbar nach Kriegsbeginn, dem 24. Februar 2022. Sie lag damals bei gerade einmal 36,3 Prozent.

Ein vom Sender befragter Fachmann hatte eine Vermutung, warum das so gering sein könnte: Die Impfskepsis der Ukrainer sei besonders hoch. In postkommunistischen Ländern, insbesondere in denen, die nicht Teil der EU seien, sei das Vertrauen in staatliche Einrichtungen seit den 1990er-Jahren kontinuierlich zurückgegangen.

Weiter heißt es beim ZDF: Niedrige Sozialstandards, schwache staatliche Strukturen und hohe Korruption senkten das Vertrauen in den Staat und damit auch in Impfprogramme. Auch hätte es in der Ukraine mehrere Desinformationskampagnen von Impfgegnern seit den 2010er-Jahren gegeben – vor allem gegen Masern-Impfungen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte noch Ende März 2022 am Rande eines EU-Gesundheitsministertreffens in Brüssel erklärt: „Die europäische Bevölkerung muss nicht in Sorge sein, dass über die Flüchtlinge eine Gesundheitsgefahr importiert würde, die nicht beherrschbar wäre“. Dennoch mahnte er: Die Impflücken müssten geschlossen werden.

Die von Lauterbach „Impflücke“ genannte mRNA-Verweigerung sieht bei den Ukrainern folgendermaßen aus: Da die wenigen, die sich haben „impfen“ lassen, meistens Sputnik injiziert bekamen, gelten sie in Deutschland fast alle als ungeimpft gegen Corona. Denn Sputnik wird hierzulande nicht anerkannt.

Der WDR fragte dazu: Sollte man sich impfen lassen, wenn man schon Sputnik, Sinovac und Sinopharm erhalten hat?“ Die Antwort des Senders: „Die Stiko macht dazu eine ganz klare Empfehlung: Wer bisher Sputnik, Sinovac, Sinopharm oder einen anderen in der EU nicht zugelassenen Impfstoff erhalten hat, sollte mit den Corona-Impfungen noch einmal von vorne beginnen.“

Die COVIMO-Studien wurden Anfang 2022 beendet. Zum selben Zeitpunkt kamen eine Million Ukrainer nach Deutschland. Die „Tagesschau“ berichtete Mitte März 2022 vom Scheitern jedweder Erhebungen zum Impfstatus bei Ukrainern:

Der Versuch, den Impfstatus schon bei der Ankunft zu erheben, scheiterte trotz extra angefertigter Formulare an Sprachbarrieren oder fehlenden Nachweisen, erzählt Marco Dörner von der Verbandsgemeinde [Hachenburg im Westerwald]

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund [DStGB] überlegt außerdem, Kontakt mit der ukrainischen Botschaft in Deutschland aufzunehmen. Das Angebot allein reiche natürlich nicht aus, die Menschen müssen sich auch impfen lassen wollen‘, betont [Uwe] Lübking [vom DStGB]. Er könne sich vorstellen, den ukrainischen Botschafter zu bitten, seine Landsleute aktiv zur Impfung in Deutschland aufzurufen. […]

Falsch geimpft ist ungeimpft

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ nennt eine Zahl von 90 Prozent Ungeimpfter unter den ukrainischen Flüchtlingen in Deutschland.

Drei Tage nach Kriegsbeginn, am 27. Februar 2022, war die Ukraine aus deutscher Sicht kein „Hochrisikogebiet“ mehr, es konnte also auf Quarantänen verzichtet werden. Arbeitgeber wurden gebeten, doch bitte den Impfstatus mitzuerfragen, wenn sie Ukrainer einstellen wollten.

Zuletzt berichtete die Epoch Times von Impfbussen, die weiterhin in Rheinland-Pfalz die mRNA-Injektionen zu den Bürgern bringen. Aber auch hier kein großer Andrang der vielen ungeimpften Ukrainer: Gerade mal zehn Prozent stellten sich hier mit den Einheimischen für eine mRNA-Injektion an.

Und wer ohne Impfnachweise nach Deutschland einwandert, sollte laut RKI generell als ungeimpft betrachtet werden. Gemessen an der Zahl der Zuwanderer (ohne Ukrainer), die ohne Pässe kommen, dürfte das ein besonders hoher Anteil sein.

Noch ein Problem stellt sich: Aus späteren Haftungsgründen müsste eigentlich jede mRNA-Injektion von einem medizinischen Beratungs- beziehungsweise Aufklärungsgespräch begleitet werden.

Es müsste also von den mRNA-injizierenden Einrichtungen von der Apotheke bis zum Impfbus schon im Eigeninteresse darauf Wert gelegt werden, dass der Geimpfte hier in seiner Sprache darüber aufgeklärt wird, zu welcher Injektion und bei welchen Risiken er sein Einverständnis erteilt. Eine Broschüre in der Heimatsprache reicht hier nicht aus, ein Dolmetscher sollte demnach schon aus haftungsrechtlichen Gründen obligatorisch sein.

Fakt bleibt: Es gibt keine verlässlichen Daten über die Bereitschaft der Ukrainer, sich in Deutschland eine mRNA-Injektion geben zu lassen. Man weiß nicht einmal genau, wie viele bereits in der Ukraine womit behandelt wurden. Man weiß nur, dass es sehr wenige sind und mutmaßlich auch in Deutschland sehr wenige bleiben werden.



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