Virale Spur im Gehirn: Coronavirus könnte Alzheimer begünstigen

Eine neue Studie hebt hervor, dass neben dem Alterungsprozess auch virale Infektionen wie COVID-19 das Alzheimer-Risiko erhöhen könnten.
Titelbild
Gedächtnislücken nach Genesung: Corona als potenzielles Risiko für Alzheimer bei älteren Menschen.Foto: iStock
Von 10. November 2023

Die Auswirkungen von COVID-19 könnten über die Lunge hinausgehen und das Gehirn betreffen, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie nahelegt. Forscher haben festgestellt, dass die durch das Coronavirus hervorgerufenen neurologischen Symptome Parallelen zu denen von Alzheimer aufweisen. Ein Umstand, der besonders für die ältere Generation ab 65 Jahren bedeutsam ist. Diese Gruppe scheint nach einer Infektion ein erhöhtes Risiko für Demenzerkrankungen zu tragen.

Thomas E. Lane, Professor für Mikrobiologie und Immunologie und Hauptverfasser der Studie, betont die immer deutlicher werdenden Belege für eine Verknüpfung zwischen mikrobiellen Infektionen und dem Beginn degenerativer Nervenleiden.

Anzahl der Alzheimer-Diagnosen könnte steigen

Die Studie zeigt, dass COVID-19 und Alzheimer entzündliche Eigenschaften und gemeinsame Risikofaktoren aufweisen. Entzündliche Prozesse könnten sowohl den Ausbruch als auch den Krankheitsverlauf von Alzheimer beeinflussen.

Manche Wissenschaftler äußern angesichts der weltweiten Verbreitung von COVID-19 und dessen tiefgreifenden neurologischen Effekten die Befürchtung, dass die Infektion das Risiko für Alzheimer erhöhen oder bereits bestehende Krankheitsbilder verschlimmern könnte.

Frühere Forschungen haben bereits virale Infektionen mit dem Fortschreiten von degenerativen Hirnerkrankungen in Verbindung gebracht.

Eine Studie von über 6,2 Millionen Menschen im Alter von 65 und älter ergab, dass das Risiko, innerhalb eines Jahres nach einer COVID-19-Infektion eine Alzheimer-Diagnose zu erhalten, um 69 Prozent höher ist, vor allem bei Frauen und Menschen über 85 Jahren.

„Die Faktoren, die zur Alzheimer-Krankheit führen, sind bislang nicht vollständig entschlüsselt. Bekannt ist jedoch, dass vorangegangene Infektionen, insbesondere Virusinfektionen, und Entzündungsprozesse eine bedeutende Rolle spielen“, erklärte Dr. Pamela Davis, Professorin der Case Western Reserve University und Co-Autorin der Studie, in einer Pressemitteilung.

Sie wies darauf hin, dass ein dauerhafter Anstieg der Alzheimer-Diagnosen nach COVID-19 eine enorme Belastung für die Langzeitpflege bedeuten könnte.

Andere Viren ebenfalls im Verdacht, Risiko für Alzheimer zu erhöhen

Eine kürzlich von den National Institutes of Health (NIH) veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass Menschen, die wegen einer durch Influenzaviren verursachten Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt wurden, ein erhöhtes Risiko haben, später neurologische Erkrankungen wie Demenz, Parkinson oder amyotrophe Lateralsklerose (ALS) zu entwickeln. Diese Verbindung wurde in einem Untersuchungszeitraum von bis zu 15 Jahren nach der ursprünglichen Diagnose festgestellt.

Von besonderer Bedeutung ist der festgestellte Zusammenhang zwischen viraler Enzephalitis, einer Entzündung des Gehirns, und der Alzheimer-Krankheit.

Neuere Forschungen weisen darauf hin, dass das Herpes-simplex-Virus, welches gewöhnlich für Lippenherpes verantwortlich ist, das Risiko für die Alzheimer-Krankheit ebenfalls erhöhen könnte. Nach einer Erstinfektion kann das Virus unbemerkt in den Nervenzellen verbleiben und durch Stressfaktoren reaktiviert werden.

Die DNA dieses Virus wurde in erheblicher Menge im Gehirn vieler älterer Menschen gefunden. Zudem entdeckten Forscher, dass die mit dem Herpes-simplex-Virus verwandte Gürtelrose das Virus erneut aktivieren und zur Bildung von Ablagerungen, sogenannten Amyloid-Plaques, beitragen kann, die charakteristisch für Alzheimer sind.

Studien haben zwar eine Assoziation zwischen viralen Infektionen und neurologischen Erkrankungen, einschließlich Alzheimer, aufgezeigt, doch „ist der genaue Mechanismus, durch den diese Verbindung entsteht, noch nicht gänzlich entschlüsselt“, so Dr. Nikhil Palekar, Leiter des Stony Brook Center of Excellence for Alzheimer’s Disease in einem Gespräch mit The Epoch Times.

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Alzheimer’s Linked to COVID-19 and Other Common Viral Infections“. (deutsche Bearbeitung kr)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion